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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber
Autoren: Manuela O. Tietsch
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Verraten
    Schottland 844 n. Chr.
     
     
     
    Ich wollte hinausschreien: Ich bin Dougal MacDougal, ein ehrenhafter Mann; doch ich schluckte nur, bemühte mich, meine Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Beharrlich drängte sich mir das Wort Schänder auf, und der Schmerz ließ sich nicht wegdenken. Weshalb hatte Fearchar MacBochra mich so genannt? Ich begriff nicht, was er mir unterstellte. Fearchar spuckte auf die Erde. „Mißratener Schänder!“ schrie er mir erneut ins Gesicht. Er grinste mich hämisch an und zischte mir ins Ohr: „Es wird mir die größte Freude bereiten dich für diese Tat zu bestrafen!“ Er lachte höhnisch: „Du weißt doch was mit einem Schänder geschieht?!“ Sein Lachen erstarb, das Grinsen blieb.
    Der Regen fiel wieder stärker und kälter. Ich fröstelte und zerrte an meinen Fesseln. Die Anstrengung trieb mir den Schweiß auf die Stirn und meine Rippen schmerzten noch mehr. Fearchars Worte ließen mich innerlich zittern. Ich fragte mich, ob es je ein Clangericht geben würde, vor dem ich meine Unschuld beweisen konnte. Wenn es nach Fearchar und seiner Familie ging bestimmt nicht! Ich hielt inne, die Luft blieb einen Atemzug lang weg. Wieder der Schwertknauf, den er mir in den Rücken gestoßen hatte. Ich konnte mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken. Fearchar war ein Mann ohne Ehre!
    Mit den Augen folgte ich jeder Bewegung meiner Feinde. Bochra MacBochra stand breitbeinig, die Hände in die Seite gestützt und starrte uns haßerfüllt an. Uisdean MacBochra stand rechts neben seinem Vater. Er war vermutlich kaum älter als mein Bruder Calum, doch schon versuchte der Bart sein Gesicht zu beherrschen. Auf der linken Seite erkannte ich Duncan MacBochra. Er paßte nicht zu dem ungepflegten Äußeren seiner Familie. Seine dunkelblonden Haare waren trotz des schlechten Wetters ordentlich geflochten. Fearchar trat neben Duncan, den selben haßerfüllten Ausdruck wie sein Vater im Gesicht. Seine Haare waren am Hinterkopf zusammengebunden und zwei Zöpfe hingen zu beiden Seiten über die Schläfen bis auf die Schultern. Oh, ich war sicher, wenn Bochra MacBochra ihn lassen würde, sein Sohn Fearchar würde uns mit wachsender Begeisterung foltern und umbringen. Allen guten Geistern Dank, hatte MacBochra offensichtlich anderes mit uns vor. Ich begriff nicht warum uns der MacBochra Clan so schlecht behandelte. Es war unehrenhaft einen Feind oder einen Gefangenen auf diese niederträchtige brutale Art zu behandeln! Mein Magen rumorte. Ich spürte den heiligen Stein darin und er wog schwer, obwohl er kaum größer war als eine Haselnuß. Die MacBochras würden ihn dort nicht vermuten und dieser Gedanke war tröstlich.
    Duncan trat auf den scharfen Befehl seines Vaters vor. Er packte mich an den Ellenbogen und zerrte mich weiter nach vorn. Er griff lange nicht so grob zu wie seine Brüder. Egal was geschah, ich durfte es ihnen nicht sagen! Würde ich einer Folterung standhalten?
    MacBochra starrte mich an, ehe er überraschend mit der Rückhand zuschlug. Ich strauchelte, fing mich aber wieder, da mich zwei Hände abfingen. Erstaunt sah ich Duncan an.
    „Widerliches MacDougalpack!“ Bochra MacBochra spuckte vor meine Füße auf die Erde. „Wo ist der Stein?“
    Ich erwiderte seinen Blick abweisend, konnte fühlen wie der Trotz in mir die Oberhand gewann und grinste ihn überheblich an.
    Von hinten rief Calum: „Sag ihm nichts!…“ Seine Worte erstarben. Ich hörte ihn aufstöhnen.
    Ein Schlag von rechts ließ mich halb nach vorne kippen. Eine heiße Welle zog mir über den Nacken. Nicht ohnmächtig werden! Nur nicht diese Schande! Ich sammelte mich und warf Fearchar einen bösen Blick zu, sah auf den Schwertknauf, den er spürbar gern einsetzte. Wieder überzog ein gemeines Grinsen sein Gesicht.
    Bochra MacBochra trat näher. Er legte seine Hand unter mein Kinn und zwang mich, ihm ins Gesicht zu sehen. Seine Worte waren leise, doch gefährlich wie das Gift einer Schlange.
    „Du und deine Brüder werdet eure Familie nie wiedersehen! Es wird eine Zeit kommen, da du darum betteln wirst zu reden.“ Wieder spuckte er aus. „Welcher Dreckskerl von euch hat meiner Tochter Gewalt angetan?“
    Seiner Tochter? Ich bemühte mich, meine Schmerzen nicht weiter zu beachten und wand mich aus dem unangenehmen Griff des Mannes. Ich richtete mich auf. Endlich begriff ich, was er zu glauben schien. Doch er irrte sich, kein MacDougal hätte eine Frau geschändet!
    „Das ist ein
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