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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber
Autoren: Manuela O. Tietsch
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Feiertage ohne Gäste zu verbringen, doch Sigrid bekam nie genug. Das hatte sie nun davon. Es war nicht besonders angenehm mit Hüftbruch im Krankenhaus zu liegen. Hätte Sigrid nur auf ihre Hilfe gewartet, dann wäre sie sicher nicht die Treppe heruntergefallen. Aber geschehen war nun einmal geschehen. Den Gästen konnte sie so kurzfristig nicht mehr absagen. Und zu allem Unglück mußte Sigrid wahrscheinlich noch zur Kur.
    Sie drängte sich durch die Menschenmassen, die alle kurz vor dem Fest Geschenke kaufen mußten. Egal, wenn sie schon in Hannover war, wollte sie auf jeden Fall in ein Fachgeschäft. Sie konnte außer für sich selbst, ein oder zwei CDs und Hörbücher für Sigrid kaufen, damit ihr die Zeit im Krankenhaus nicht so langweilig wurde.
    Flanna fragte sich, ob ihr das Weihnachtsfest nicht furchtbar einsam erscheinen würde. Um so wichtiger, daß sie sich mit guter Musik eindeckte, um das Alleinsein zu vertreiben. Die Mittelaltermarktleute wollte sie nicht stören, und außerdem hatte sie zur Zeit die Nase voll von kalten Märkten und dem Drumherum.
    Sie ging durch die Glastür, die sich von alleine öffnete und hinter ihr wieder schloß, geradewegs auf die CD Abteilung zu. Ein merkwürdiges Kribbeln durchzog ihren Magen, wenn sie an die tiefe wohltönende Stimme von Catherine Ann MacPhee dachte. Richtig hieß sie Catriona Anna Nic a Phi, doch das konnte hier niemand aussprechen. Die Stimme der Schottin löste ein seltsames Fernweh in ihr aus. Wenn sie darüber nachdachte, hatten die gälischen Lieder sie von jeher zutiefst berührt, schon bevor sie diese Sprache erlernt hatte. Sie wurde von einem Verkäufer angesprochen und wandte sich ihm zu. Innerlich lachte sie über den seltsamen Ausdruck des Mannes, als er ihr mittelalterliches Gewand musterte. Es machte ihr Spaß diese Kleider auch dann zu tragen, wenn sie nicht auf einem Mittelaltermarkt war.

Wo sind wir
     
     
     
    Vorsichtig öffnete ich die Augen. Ich zitterte wie Espenlaub und das lag nicht nur an der Kälte. Ich sah nichts, erst allmählich lichtete sich der Nebel vor meinen Augen und ich schaute auf das graue schmutzige Mauerwerk eines mächtigen Gebäudes.
    Schwerfällig drehte ich mich zu den anderen um. Sie lagen noch genauso wie die Männer der MacBochras sie hingelegt hatten, und doch wurde ich das Gefühl nicht los, schon seit Stunden hier zu liegen. Mit Entsetzen nahm ich wahr, daß ununterbrochen Schneeflocken auf uns niederfielen. Ein Schauer lief durch meinen Körper und ließ mich frösteln. Ich verdrängte meine Schmerzen und streichelte Eithne im Gesicht, bis sie erwachte. Ich wandte mich Calum und Gavin zu. Gavin lag noch schwer auf meinen Beinen. Eithne sah sich mit großen Augen um.
    Ich kam mir vor wie ein alter Mann, als ich meinen Oberkörper ächzend aufrichtete. Meine schmerzende Seite nahm mir die Luft zum Atmen. Ich legte meine gefesselten Hände um Gavins Gesicht, strich die Schneeschicht mit den Daumen von Augen und Wangen und schüttelte seinen Kopf sachte hin und her. Warum wachte er nicht endlich auf? Die Schneeflocken fielen inzwischen dichter und es würde nicht lange dauern, bis die kalte weiße Schicht alles bedeckte; wie ein Mantel, der uns begrub, wenn wir nur lange genug liegen blieben, ging es mir bitter durch den Kopf.
    Calum bewegte sich, richtete seinen Oberkörper auf und fragte: „Wo sind wir?“
    Ich zuckte entmutigt die Schultern. „Keine Ahnung!“ Als sich zwischen meinen Handflächen Gavins Gesicht regte, starrte ich ihn an.
    Calum rutschte näher.
    „Gavin! Wach auf!“ Ich schüttelte ihn. „Gavin!“ Ich wurde lauter und ärgerte mich über den mutlosen Unterton in meiner Stimme. Am liebsten hätte ich laut losgeheult, so elend fühlte ich mich.
    „Gavin!“ Mein Bruder hatte kein Recht uns alleine zu lassen. Kein Recht sich zu entziehen, um uns in unserer Not im Stich zu lassen. Schließlich flatterten Gavins Augenlider und öffneten sich. Noch wie benebelt sah er uns an.
    Ich merkte erst jetzt wie lange ich schon die Luft angehalten hatte und atmete endlich erleichtert aus. Wir hatten ihn wieder.
     
     
    Calum griff mit starren Fingern nach seinem Messer, das rechts neben Dougal auf der Erde lag. Nacheinander zerschnitt er die Fesseln seiner Geschwister, dann reichte er sein Messer Dougal, damit er ihn befreite. Calum grinste froh, die Handlung weckte seinen Lebensmut. Er schaute Eithne an. Aye, sie waren Zwillinge! Mußte sie deshalb dauernd tun, was sie nicht sollte? Sie wäre
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