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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber
Autoren: Manuela O. Tietsch
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Brüder Fearchar und Uisdean schien er dies zu sein.
    In der Ferne sah ich die großen heiligen Steine. Ich schluckte. Wieso brachten die MacBochras uns hierher? Ahnten sie etwas? Hatten sie uns womöglich beobachtet? Nebel zog auf. Grau und riesig stachen die hohen Steine vom dämmrigen Himmel ab. Die Nebelschwaden strichen durch sie hindurch wie hungrige Wölfe. Schritt für Schritt kamen wir dem Hügel näher. In meinem Kopf schwirrten die Gedanken durcheinander. Gab es einen Ausweg? Konnte ich Duncan überzeugen uns freizulassen? Sein Ausdruck war verdrossen, obwohl er mitfühlender wirkte als seine Brüder, so gehorchte er doch seinem Vater, Bochra MacBochra und würde in jedem Fall tun, was dieser befahl, um nicht als Weichling dazustehen.
    Es gab keine Hoffnung. Oh, verdammt, wie konnten wir uns von den MacBochras einfangen lassen? Das Schandhafteste, was mir je widerfahren war. Wenn durch unsere Schuld der Stein in die falschen Hände gelangte? Nicht auszudenken! Der Trick den heiligen Gegenstand im Wechsel von verschiedenen Männern zum Zielort zu bringen, mußte verraten worden sein.
    Ich holte scharf Luft, so heftig zog es durch meinen Körper. Ein grober Schlag war auf meiner Schulter gelandet. Fearchar stieß mich vor sich her.
    „Meine Urgroßmutter geht schneller als du!“
    Ich erwiderte nichts und starrte mit wachsendem Unbehagen die hohen Steine an, die uns lauernd erwarteten.
    Aus dem Nebel tauchte Gemmán auf und sah uns entgegen.
    Bochra MacBochra verneigte sich verhalten vor Gemmán. Mir schien, als wäre ihm dieser Druide, der sich der dunklen Seite zugewandt hatte, nicht geheuer.
    „So, da bringst du mir die MacDougals?“ fragte Gemmán mit schneidender Stimme.
    „Das tue ich“, antwortete ihm Bochra MacBochra.
    „Es wird mir eine Freude sein.“ Gemmán lachte unangenehm leise. „So soll es sein.“
    „Vielleicht habt ihr ein Mittel sie zum Reden zu bringen?“
    Gemmán nickte. „Wenn sie wollen, können sie reden, wir haben noch Zeit.“ Er schaute in den dunkelgrauen Himmel und winkte Fearchar heran: „Folgt mir und bringt die Drei mit.“
    Ich begriff nicht. Wütend sah ich Gemmán an, doch ich konnte ihn weder mit meinen Blicken noch mit meinen Gedanken außer Kraft setzten.
    Gemmán trug einen höhnischen Zug um die Mundwinkel, während er Fearchar und Duncan mit Gesten befahl, mich rücklings auf den großen Altarstein zu legen. „Fesselt ihm die Füße.“
    Fearchar versuchte sich ans Werk zu machen, doch ich trat nach ihm. Ich traf ihn am Kinn, sah wie sich sein Gesicht vor Schmerz und Zorn verzerrte. Er winkte weitere Männer heran. Es waren einfach zu viele. Weitere MacBochras zerrten Calum auf den Stein. Seine Nase trug Reste von getrocknetem Blut und sein rechtes Auge war dunkel überschattet.
    „Was habt ihr mit uns vor?“ warf ich verzweifelt ein. Angst kroch meinen Nacken hinauf.
    Gavin warf sich wütend zwischen die Männer. Sie hatten alle Hände voll zu tun ihn ruhig zu stellen, doch plötzlich wurde sein Körper schlaff. Sie zogen ihn auf meine Beine, er war bewußtlos. Der Überwurf seines großen Tuches hing bis auf die Erde hinunter.
    Wenn nur der Schmerz in der Seite nicht wäre! Es war hoffnungslos, wir hatten keine Gelegenheit uns zu wehren. Ich sah mich auf dem Platz um. In der hereinbrechenden Dunkelheit konnte ich zu wenig erkennen. Es gab keinen Weg in die Freiheit. Der Nebel verbreitete einen feuchten Geruch, ebenso wie die feinen Moose, welche den Steinen einen zarten, grünen Schimmer verliehen, obwohl sie ansonsten still, grau und gewaltig gegen den dämmrigen Himmel und die dunklen Schattenrisse der Bäume abstachen. So wie die fahlen Gesichter der anwesenden Männer, gut zwanzig an der Zahl, die vom weiß schimmernden Licht des gerade aufgehenden Mondes, erhellt wurden.
    Meine Aufmerksamkeit wurde wieder auf Gemmán gelenkt, als dieser sorgfältig, beinahe zärtlich unsere Schwerter und Messer neben uns auf dem Stein ablegte, fortwährend ein selbstgefälliges Grinsen im Gesicht. Ich hätte es ihm so gern weggeschlagen!
    „Damit ihr nicht wehrlos seid in eurem neuen Leben! Wo auch immer das sein wird! Noch bleibt Zeit! Ein Wort und ich lasse euch gehen!“
    „Nie!“ schrie ich ihm ins Gesicht. Was hatte er vor? Gemmán war ein mächtiger und finsterer Druide. MacBochra hatte uns sicher nicht grundlos an diesen heiligen Ort gebracht und daß Gemmán uns auf den Altarstein legte, bedeutete bestimmt nichts Gutes! Wollte er uns seinen
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