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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    K önnen Sie denn nichts anderes, als
mit einer Frau herumzuschmusen ?« fragte sie schroff.
    »Weiß nicht«, gab ich zu, »habe
es niemals versucht.«
    »Wenn ich das nächstemal mit Ihnen in einem Taxi fahre, Al Wheeler«,
sagte Annabelle Jackson atemlos, »werde ich mir eine Rüstung anziehen.«
    Ich blickte zu dem verwitterten
Neonschild auf, Goldenes Hufeisen hätte dort zu lesen sein müssen, falls
alle Lichter noch funktioniert hätten. Darunter befand sich eine kleinere
Neonschrift, die Midnight um Mitternacht lautete.
    »Ist das das Lokal?« fragte ich
sie.
    Sie ergriff entschlossen meinen
Arm und zog mich durch die Tür. Wir gingen die Treppe in den Keller hinunter.
    »Das ist das Lokal«, sagte
Annabelle. »Wird Ihnen prima gefallen.«
    Wir fanden einen Tisch an der
Wand und setzten uns. Es war ein großer Kellerraum, trotzdem blieb es ein
Keller ohne Klimaanlage. Es war heiß und voller Tabaksqualm dort, so verqualmt,
daß man ’ne blonde Puppe vor der Nase kaum zu erkennen vermochte. Um mich zu
vergewissern, daß sie es auch war, sah ich mir Annabelle nochmals genau an.
    Ein offenbar aus Prinzip
ungekämmter Kellner lümmelte sich gegen den Tisch und grinste Annabelle lüstern
an.
    »Was soll’s denn sein, Leute?«
fragte er.
    »Scotch auf Eis«, sagte ich.
»Und tun Sie mir ’n Gefallen, Mann, waschen Sie die Gläser vorher ’n bißchen
aus.«
    »Sie wollen wohl ’n Gedeck
zahlen?« fragte er und schlenderte davon.
    Ich sah Annabelle an. »Ich habe
mich oft gefragt, wo ich in Pine City so was wie
Unterwelt kennenlernen kann, jetzt weiß ich es.«
    »Wenn Sie sich mal genau umsehen«,
sagte sie, »werden Sie feststellen, daß die kriminellen Elemente alle ’ne hohe
Stirn und Hornbrillen mit dicken Rändern haben. Das hier is ’ne Kneipe für Intellektuelle!«
    »Und was zieht Sie in das Bums
hier?«
    »Ganz einfach — der Jazz«,
sagte sie. »Ist zwar nur ein Trio, aber die haben wirklich was weg. Clarence Nesbitt auf dem Baß , Cuba Carter
am Schlagzeug und Wesley Stewart Saxophon. Bis vor einigen Monaten hat keiner
von ihnen was gewußt, und jetzt redet die ganze Stadt von ihnen.«
    »Mit Ausnahme meiner
Wenigkeit«, sagte ich.
    »Gibt noch einen zweiten Grund,
und der sollte Sie interessieren«, sagte sie. »Mitternacht um Mitternacht,
entsprechend dem Neonschild draußen.«
    » Is das etwa ’n Zitat aus Gertrude Stein?«
    »Midnight O’Hara heißt die
Dame«, sagte Annabelle ungeduldig. »Und stellen Sie sich vor, sie singt um
Mitternacht.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »In ungefähr fünfzehn
Minuten.«
    »In meiner Wohnung«, sagte ich
bescheiden, »erwarten Sie die Größten dieser Welt auf Platten. Mein Hi-Fi-Gerät
ist eines der besten.«
    »Haben Sie was vergessen, Al?«
sagte sie kalt. »Ich bin kitzlig.«
    Der Scotch kam, und der Kellner
sah sich Annabelle lange und genau an, als er das Glas vor sie hinstellte.
    »Mann«, sagte er bewundernd, » is ja wirklich ’ne Wucht!«
    » Is ’n Mädchen«, erwiderte ich, » is kein Mann. Aber Sie,
mein Freund, sind ein Armleuchter. Oder soll ich mich noch deutlicher
ausdrücken?«
    »Lieber Himmel«, brummte er.
»Man wird ja noch ’nen Blick aufs Fahrgestell werfen dürfen!« Mir vorwurfsvoll
seine leicht angegraute Serviette vor der Nase herumschwenkend, segelte er ab.
    »Warten Sie, bis Sie sie
hören«, sagte Annabelle überzeugt. »Die Burschen sind von Haus aus hundert
Prozent New Orleans mit ’nem leichten Anklang an den Chicagoer Stil. Man hört
so richtig den Schlurf-Rhythmus durch und...«
    Ihr Stimme ging in dem nun
einsetzenden Trio unter, das mit I Found a New
Baby begann. Ich kostete vorsichtig meinen Scotch und fand meine
schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
    »Was halten Sie davon?«
erkundigte sich Annabelle begierig, als die erste Nummer zu Ende war.
    »Laut«, sagte ich. »Mein
Plattenspieler hat einen Lautstärkeregler, den man nach Belieben drehen kann,
laut oder leise. Ich möchte auch nicht unerwähnt lassen, daß der Alkohol in
meiner Wohnung wirklich aus einer echt schottischen Flasche stammt, und ich
kann Ihnen das Etikett und die Steuerbanderole zeigen, bevor...«
    Meine Stimme verlor sich in dem
Beifallssturm, der aufbrauste, als jemand Midnight O’Hara ankündigte. Ich
konzentrierte meine Aufmerksamkeit auf den Scheinwerfer, der einen Augenblick
lang flackerte und dann Midnight im Augenblick ihres Auftritts erfaßte .
    Da war alles dran, an dieser
Midnight O’Hara.
    Sie war
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