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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber
Autoren: Manuela O. Tietsch
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unheimlichen Göttern opfern? An den hellseherischen Fähigkeiten des Druiden zweifelte ich allerdings. Hätte er sie, wüßte er längst, wo der Stein versteckt war. So konnte ich hoffen. Er würde ihn nicht finden. Trotz der Schmerzen mußte ich innerlich über ihn lachen.
    Wo blieben nur unser Vater und die anderen Männer? Es machte mir Angst, daß Gemmán ständig zum Mond hinaufsah, als warte er auf ein Zeichen! Erfolglos suchten meine Augen Gemmáns Gewand und Gürtel nach einem Opferdolch ab. Er würde uns doch nicht mit einem gewöhnlichen Messer umbringen wollen? Die winzige Hoffnung, daß er uns doch nicht töten wollte, keimte in mir auf. Die Schmerzen zwangen mich immer öfter die Augen zu schließen.
    Anscheinend hatte Gemmán sein erwartetes Zeichen erhalten, denn er beugte sich mit einem boshaften Grinsen herunter, bis sein Gesicht dicht über meinem schwebte.
    „Es ist soweit“, brachte er erregt hervor. „Eure letzte Gelegenheit ist vertan!“
    Gemmán stieß mir seinen stinkenden Atem ins Gesicht. Ich hielt die Luft an. Ich war bemüht, mich aus seiner Reichweite zu drehen, doch Gemmán griff mich fest am Kinn, zwang mich, ihm in die Augen zu sehen und sagte:
    „Deine Leute kommen zu spät, du wirst sehen! Du wartest doch auf sie, oder?“ Er lachte trocken. „Wer weiß, vielleicht kommen sie rechtzeitig um zu sehen, wie ich euch an einen anderen Ort schicke!“ Während er sich aufrichtete und endlich mein Gesicht losließ, wurden seine Züge ernst. Er begann unverständliche Worte zu raunen.
    Was hatte er gesagt? Mir schauderte. Ein anderer Ort? Was meinte er damit? Den Tod? Calum neben mir zitterte.
    Ein Schrei ließ mich zur Seite sehen. Oh, verflucht! Nicht unsere Schwester! Nicht Eithne!
    „Wir sind die MacDougals!“ Sie warf sich gegen Duncan MacBochra. Fearchar griff ein. Er warf sie auf den Boden, schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Doch bevor er sich weiter an ihr zu schaffen machen konnte, griff Duncan sie, nahm ein Seil und schnürte sie zusammen. Er hob sie auf und legte sie zwischen uns auf den Stein. Ich sah sie wütend und traurig zugleich an, kam jedoch nicht dazu, etwas zu sagen. Blut rann ihr aus der Nase.
    „Wunderbar, nun möchte sogar eure Schwester die Reise antreten.“ Gemmán lächelte gefühllos. Unvermittelt schlug er Eithne mit der Rückhand ins Gesicht. „Dummes Ding!“
    Sie stöhnte leise auf. Sie war eine Kämpfernatur, doch bisher hatte ihr auch noch niemand ernsthaft wehgetan. Ich konnte ihre Verzweiflung, Wut und Verständnislosigkeit nachempfinden.
    MacBochra trat heran, wandte sich an Fearchar. „Halt, hol sie da herunter, ich hab anderes mit ihr vor.“
    Mir wurde erneut übel. Ich unterdrückte meine Unruhe, denn sie half mir nicht weiter. Ich spürte ein eigenartiges Kribbeln durch meine Glieder wandern. Mit gefesselten Händen faßte ich nach Eithne und bekam ihr Kinn zwischen meine Finger. Heiße Tränen rollten ihr über die Wangen auf meine Hände. Ich hatte solche Angst um sie.
    Duncan schüttelte den Kopf. „Zu spät, Vater.“
    Gemmán nickte. „Dein Sohn hat Recht, es ist zu gefährlich, sie jetzt noch zu berühren.“
    Das Kribbeln wurde stärker. Ein Schmerz zog durch meine Glieder, als würden sie auseinander gerissen. Der Nebel in meinem Kopf trübte die Wahrnehmung. Was meinte Gemmán? Ich wehrte mich mit der letzten Freiheit die mir blieb. Ich schrie so laut ich konnte. „Wir sind die MacDougals!“
    Ein schwarzer Schleier legte sich vor meine Augen; alles verschwamm, rückte in weite Ferne. Ich wußte, daß niemand mehr kommen würde, um uns zu retten! Was Gemmán mit uns vorhatte, es war ihm gelungen. Das Kribbeln wurde unerträglich, der Nebel vor meinen Augen dichter. Ich hörte Gavin stöhnen. Eithne schluchzte. Ich kämpfte nicht weiter dagegen an und ließ mich in die tiefe Dunkelheit fallen. Die Schwärze umhüllte mich.

Weihnachtsbummel
    Hannover 2005 n. Chr.
     
     
     
    Flanna drückte ungeduldig auf die Hupe. Endlich ging es weiter, wenngleich bedeutend langsamer als sie es gern gehabt hätte. Sie fuhr schließlich auf den Parkplatz und fand schnell eine freie Stelle. Sie haßte diesen dämlichen Weihnachtsrummel. Jedes Jahr zur Weihnachts- und auch Osterzeit taten die Leute so, als würde der nächste Weltkrieg vor der Tür stehen. Sie sah nach hinten auf die Tüten und Kisten; hatte sie an alles gedacht? Sigrid würde ihr die Ohren lang ziehen, wenn sie etwas übersehen hätte. Lieber wäre es ihr gewesen die
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