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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber
Autoren: Manuela O. Tietsch
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ein besserer Kerl geworden als ein Mädchen. Calum seufzte und drückte sie an sich. Sie sträubte sich. Es war ihm egal.
     
     
    Gestärkt, wenngleich noch wankend, als hätte ich zuviel vom Wasser des Lebens getrunken, erhob ich mich, um die Gegend genauer in Augenschein zu nehmen. Ich stand, um Luft ringend, von Calum gestützt und haßte es in meiner körperlichen Freiheit und Tätigkeit eingeschränkt zu sein. Wahrscheinlich war mindestens eine Rippe angebrochen.
    Den Kopf in den Nacken gelegt, betrachtete ich das schmutziggraue Gebäude vor uns, während der Schnee auf mein Gesicht niedertanzte und mich zwinkern ließ. Woher kam der Dreck? Ein Turm, so hoch wie ein Felsen, allerdings nicht einmal halb so breit wie ein Brooch, beherrschte das Bild. Hohe, schmale Lichteinwürfe, die nach oben hin spitz zuliefen, ließen mich zweifeln, ob es sich tatsächlich um einen Wohnraum handelte. Wie riesig mußten die Menschen sein, wenn sie nur an die unterste Kante der Lichteinwürfe reichen wollten.
    Zögerlich begannen wir das Gebäude zu umrunden und es dauerte nicht lange, bis wir ein großes Tor erreicht hatten. Ein ohrenbetäubender Ton ließ mich zusammenfahren und innehalten. Bestürzt sah ich in die Höhe, von wo der Ton zu kommen schien. Der Klang ließ die Luft erzittern und sogar den Boden erbeben.
    Calum verzog sein Gesicht vor Schmerzen. Wahrscheinlich dröhnte sein Kopf noch von den Schlägen der MacBochras.
     
     
    Eithne legte ihm tröstend ihre Hand auf die Schulter. Sie sehnte sich nach ihrer Mutter. Sie war sich im Klaren darüber, daß sie dieses Mal den Bogen überspannt hatte. Trotzdem, es war aufregend. Neugierig sog sie alles auf und konnte ihre Wißbegier, die nicht einmal vor ihrer Angst halt machte, nicht bremsen.
     
     
    Ich zählte mit; nach dem vierten Ton hörte der Lärm auf. Allmählich entspannte ich mich. Ich bemühte mich das Unbehagen abzuschütteln, das mich seit unserem Erwachen nicht mehr verlassen wollte. Nach einem weiteren Rundblick erschauerte ich jedoch. Das große Gebäude war von weiteren, viel mächtigeren umgeben. In helles Licht getaucht, als würde die Sonne darauf scheinen. Als hätten die Bewohner die Sonne darin eingefangen. Über den Wegen zwischen den erleuchteten Gebäuden hingen lange Seile mit Sternen und Kränzen aus Nadelbaumästen, an denen wiederum ebenfalls helle und bunte Lichter leuchteten. An allen Ecken standen kleine Nadelbäume, die mit merkwürdigen Lichtern und bunten Gegenständen behängt waren. Ich wagte eines dieser Lichter zu berühren. Kein Feuer brannte mich!? Ich zog die Hand dennoch schnell zurück. Auf dem Weg tummelten sich Massen von Menschen, in offensichtlicher, gehetzter Betriebsamkeit.
    Während wir betäubt von den Eindrücken vor dem Tor standen und darüber nachdachten, wohin uns Gemmán geschickt hatte, öffnete sich das große Tor und Menschen in dunklen, eigenartigen Gewändern traten heraus. Zielstrebig und sich unterhaltend gingen die Leute in Gruppen an uns vorbei, als wären wir gar nicht vorhanden. Ich verstand nicht ein einziges Wort von dem was sie sagten. Wir drängten uns enger zusammen und fühlten uns alle gleich elend. Es dauerte nicht lange, trotzdem erschien es mir wie eine Ewigkeit, bis sich die vielen Menschen in alle Richtungen zerstreuten und das Tor mit einem lauten Krachen wieder schloß.
    Ich sah in die erstarrten Gesichter von Eithne, Calum und Gavin, deren Hautfarbe inzwischen große Ähnlichkeit mit dem Schnee hatte. In ihren Augen las ich das gleiche Entsetzen und dieselben Fragen, die mich bewegten. Eithne schaute betreten auf den Boden. Sie wagte nicht mir in die Augen zu sehen. Sollte ich ihr die Meinung sagen? Ich entschied mich dagegen. Es würde nichts mehr ändern. Entschlossen sagte ich:
    „Wir folgen denen da!“ und zeigte auf zwei junge Männer, die sich aus unserem Blickfeld fort bewegten, hinein in das schrecklich unübersichtliche Getümmel aus Menschen, Licht und Lärm. Calum und Gavin nickten, Eithne sah mich zweifelnd an.
    Es fiel mir nicht leicht, mich dem strammen Schritt der anderen anzupassen, der sonst auch mir zu eigen war. Meine Seite schmerzte zu stark. Vermutlich umso mehr, weil ich mich so trostlos und verraten fühlte. Eithne folgte dicht auf.
    Glücklicherweise holten wir die Männer schnell ein, die inzwischen auf einem großen Platz angelangt waren, auf dem eigenartig geformte, wagengroße, bunte Karren mit schwarzen Rädern standen. Ich nahm wahr, daß die Menschen
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