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Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch
Autoren: Danijela Pilic
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Lügnerin war.
    »Ach, kommen Sie. Dafür sehen Sie viel zu gut aus, seit einiger Zeit schon.«
    Dieses Kompliment muss mich außer Gefecht gesetzt haben, denn nun erzählte ich der Chefin von meinem Projekt.
    »Das ist ja fabelhaft. Und auch verrückt. Hat die Studie Sie dazu bewogen?«
    »Nein. Es waren ein paar Kilo zu viel, gepaart mit diesem Hexenschuss letztes Jahr und dann noch Zeichen der Alterung …«
    »Ha! Wie alt sind Sie jetzt?«
    »35.«
    »Aha«, nickte die Chefin wissend. »Bei mir fing es mit 37 an.«
    »Ich fing an, Yoga zu machen, und das hat alles in Bewegung gesetzt«, sagte ich.
    »Wie weit sind Sie denn von Ihrem Ziel entfernt?«, wollte sie wissen.
    »Na ja, ich würde sagen, drei Viertel des Weges habe ich hinter mir. Vielleicht nicht ganz … Aber ich weiß plötzlich nicht mehr, ob ich noch Lust darauf habe. Nicht, dass ich auf das Ergebnis keine Lust hätte, aber das Ganze artet zu einer Vollzeitbeschäftigung und Stress aus.«
    »Und von beidem kriegen Sie hier mehr als genug.«
    Als sie weg war, rief Rosa an.
    »Sag mal, bugsiere ich dich da in irgendetwas hinein, was du nicht willst?«, fragte sie.
    »Das fragst du jetzt wegen dem, was Sophie gesagt hat, oder?«
    »Ja, auch.«
    »Rosa, die Botoxfrage stellt sich jede Frau Mitte 30, die einen Vergrößerungsspiegel hat. Keine Angst, du machst das toll«, beruhigte ich sie.
    »Gut. Ich will nämlich ein Business draus machen.«
    Ich war sprachlos. Ich meine, Rosa hatte noch nie in ihrem Leben gearbeitet, außer als Model.
    »Ist was mit deinem Mann? Musst du arbeiten?«
    »Nein, aber ich will. Ahnst du denn nicht, was es ist? Nein, natürlich nicht, so was gibt’s ja noch nicht …«
    »Was denn?«
    »Ich werde Beauty-Coach. Keine Angst, deine Beratung wird immer umsonst sein, du hast mich ja auf die Idee gebracht.«
    »Also, was genau wirst du machen?«, fragte ich.
    »Na ja, ich stelle für jeden ein individuelles Optimierungsprogramm zusammen. Ich berate objektiv und gnadenlos. Ich sage ihnen genau, wo sie was verändern müssen und wie. Ich helfe dabei, sich objektiv zu betrachten, denn das schaffen nur wenige Leute alleine. Ist das nicht toll? Ach, und einen Namen hab’ ich auch schon.«
    »Wow. Sag’ ihn mir!«, rief ich.
    »29Forever.«

19
    »Es gibt Zeit für Liebe und Zeit für Arbeit.
Das lässt keine andere Zeit mehr übrig.«
    Coco Chanel
    Ich konnte wieder Yoga machen und erkannte, dass es das Einzige war, was von diesem ganzen Quatsch nicht nur Resultate, sondern auch einen Sinn ergab. Ohne Yoga war der Rest irgendwie stumpf. Polly hätte diesen Satz unterschrieben, und sie gab dafür sogar Fleisch auf.
    Das war’s – keine In’n’Out-Burger mehr für mich. Ich habe aufgehört, Fleisch zu essen, und Fisch auch. Eigentlich sollen wir Veganer werden, doch ich kann mir ein Leben ganz ohne Milchprodukte nicht vorstellen. Bis jetzt fehlt mir nichts, doch ich bin gespannt, wie es sich entwickelt. Übrigens, das wird dich interessieren, gibt es hier in den Staaten eine neu entbrannte Debatte über die Pornoisierung (ist das ein Wort?) von Yoga. Wir haben das auch hier in den Stunden diskutiert, und jeder hat eine Meinung dazu. Angefangen hat alles mit sexy Werbeplakaten von Lululemon, auf denen eine nackte Yoga-Mieze zu sehen ist.
    Ach ja, was ist mit Alev? Sie schreibt zwar, dass alles okay sei, aber überglücklich hört sich anders an. Gibt es Ärger im Paradies? Irgendwie lese ich da transatlantisch zwischen den Zeilen.
    Polly
    PS: Habe übrigens letzte Woche meine erste Klasse ganz alleine unterrichtet, weil ein anderer Lehrer krank geworden war. Meine Güte, ist das nervenaufreibend. Die Schüler merken ja jede kleine Unsicherheit. Aber ich war super! Glaube ich …
    Ich dachte über Alev nach. Sie schien in letzter Zeit sehr still, doch wenn man sie darauf ansprach, murmelte sie irgendwas von Stress in der Arbeit. Tom erwähnte sie selten und auch über die Hochzeit wollte sie nicht reden. Ich wollte sie nicht drängen, doch da es sogar ans andere Ende der Welt zu Polly gedrungen war, hatte ich das Gefühl, hier etwas Wichtiges zu verpassen. Ich rief Alev an. Sie weinte.
    »Was ist denn los?«, fragte ich bestürzt.
    »Die Hochzeit … ist … abgesagt«, schluchzte sie.
    »Waaaaaaaaaaaaas? Oh nein!«
    »Doch. Ja. Im Ernst.«
    »Oh nein! Wieso denn? Was ist denn passiert?«
    »Tom will nicht mehr. Er sagt, ich sei ein Bridezilla geworden. Und als er erfahren hat, dass ich in dieses Braut-Camp gehen will, ist er
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