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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Bier, Wein, Whisky, Likör, Saft, Limonade, Cola, Tee, Kaffee, Kakao: Nahezu alle Getränke dieser Welt werden aus Pflanzen hergestellt. Bis auf Wasser und Milch, die dank der modernen Hygiene seit rund hundert Jahren zumindest in den entwickelten Ländern uneingeschränkt genießbar sind.
    Pflanzen spielen eine überragende Rolle als Nahrungs- und Rohstoffressource für die Menschheit. Diese Tatsache ist fast zu selbstverständlich, als dass wir daran geschichtliche Vorstellungen oder gar »Geschichten« knüpfen. Denn schon die frühesten Menschen haben Pflanzen gegessen, Holz verbrannt und Heilpflanzen verwendet. Bald folgte das Flechten von Körben und Matten aus Zweigen sowie das Weben von Tüchern aus Baumwolle und Leinen, dazu das Färben dieser Stoffe mit Pflanzenfarben. Das alles ist sehr altes Handwerk, auf das sich bereits die Jäger und Sammler verstanden.
    Vor ungefähr 10000 Jahren begannen Menschen in verschiedenen Regionen der Welt damit, Wildgräser und einige krautige Pflanzen anzubauen. Daraus wurden Getreide und Gemüse. Die Kultivierung dieser Pflanzen und die damit verbundene Entwicklung zur Sesshaftigkeit waren die größte Veränderung in der Geschichte der Menschheit.
    Viele Pflanzen haben schon in der Frühgeschichte ihren Weg um die halbe Welt genommen, weil sie von Menschen im Sinne des Wortes »verpflanzt« wurden. Das gilt für Weizen und Gerste genauso wie für die Kirsche, die Banane und das Zuckerrohr. Fast alle Nutzpflanzen sind vom Menschen rund um den Globus verteilt worden. Pflanzen und Pflanzenprodukte wie Zucker oder Gewürze wurden zum Motor des Welthandels.
    Seit der Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Indien hat sich die weltweite Pflanzenverbreitung erheblich beschleunigt. Wirtschaftliche und nicht botanische Interessen standen von Anfang an im Vordergrund. In der heutigen globalisierten Pflanzenwelt spielen sogenannte Cash Crops eine herausragende Rolle:Pflanzen, die nicht nur für die Eigenversorgung (mit gelegentlichen Überschüssen) angebaut, sondern für die internationalen Märkte planmäßig und industriell produziert werden. Dazu zählen in den tropischen Ländern Kaffee, Kakao, Zuckerrohr, Banane, Orange, Baumwolle, auch der Kokastrauch. In der gemäßigten Zone vor allem Getreide wie Weizen, Reis und Mais sowie einige Ölpflanzen, neuerdings Raps und die Sojabohne.
    Die Kehrseite dieser Erfolgsgeschichte interessiert die Verbraucher meist wenig: von der Zerstörung des Regenwaldes über die Gefahren der Gentechnik bis zur Ausbeutung riesiger Anbauflächen durch Überdüngung und Monokulturen überall auf der Welt. Was gilt, ist der Konsum. Für eine Tafel Schokolade gibt es beispielsweise nur schwer veränderbare psychologische Preisgrenzen. Schokolade, früher ein teures Luxusgut, gehört heute fast zu den »Grundnahrungsmitteln«. Wer wäre bereit, darauf zu verzichten oder höhere Preise zu bezahlen, »nur« weil der Anbau problematisch ist? Und wem ist überhaupt bewusst, dass er beim Einkauf in der Bäckerei auf eine jahrtausendealte, erstaunliche Geschichte zurückgreift?
    Am Beginn dieses Buches steht wie am Beginn jener Geschichte der Anbau, die Kultivierung und die Nutzung von Weizen und Gerste, denen wir unser tägliches Brot, aber auch unser Bier verdanken.

S PEISEPFLANZEN
AUS DER
A LTEN W ELT

Unser tägliches Brot
Weizen
    Am Anfang steht die Verwandlung der Wildweizengräser Einkorn ( Triticum monocuum ) und Emmer ( Triticum dicoccum ) zu Kulturpflanzen. Dies fand nach dem Ende der letzten Eiszeit im Nahen Osten statt, und die Menschen wurden dort erstmals sesshaft. Heute ist Weizen weltweit das dominierende Brotgetreide. Wie es dazu kam, ist eine lange Geschichte.
    Weizen, Reis und Mais sind die Grundnahrungsmittel der Welt. Unser tägliches Brot und Müsli besteht aus verschiedenen Getreidearten, während in Asien das Getreide Reis dominiert. Wegen der viel höheren Bevölkerungszahlen in Asien ist Reis das bedeutendste Nahrungsmittel überhaupt. Die Menschen leben vom Brot und aus der Reisschale. Mais ist das wichtigste Futtermittel für die Tiere.
    Nach dem Mais ist Weizen das am häufigsten angebaute Getreide. China liegt mit Abstand an der Spitze der Welternte von Weizen, gefolgt von Indien, Russland, den USA und der EU . Produziert werden augenblicklich weltweit rund 600 Millionen Tonnen.
    Alle Getreidearten sind sogenannte Süßgräser und haben als Nutzpflanzen einen leicht zu übersehenden, jedoch erheblichen Vorteil: Sie sind
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