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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
Autoren: Maria V. Snyder
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meinem Turm, um einige Sachen einzupacken. Der Schneeregen blies nun von der Seite und wirbelte mir winzige Dolche aus Eis ins Gesicht, während ich mir meinen Weg durch das Unwetter bahnte. Irys wartete in der Empfangshalle auf mich, die unmittelbar hinter dem großen Eingangstor zum Turm lag. Die Flammen im Kamin loderten empor, als kalte Luft hereinströmte und ich mit den Türen kämpfte, die der heftige Sturm mir aus der Hand zu reißen drohte.
    Ich trat ans Feuer und streckte meine Hände aus. Die Aussicht, bei einem solchen Wetter reisen zu müssen, war alles andere als verlockend.
    „Weiß Leif, wie man ein Feuer entfacht?“, fragte ich Irys.
    „Ich glaube schon. Aber egal, wie begabt er ist – nasses Holz lässt sich nicht entzünden.“
    „Na prima“, murmelte ich. Mein feuchter Mantel dampfte. Ich legte das klamme Kleidungsstück über einen Stuhl, den ich näher ans Feuer zog.
    „Wann reist du ab?“, wollte Irys wissen.
    „Sofort.“ Mein Magen knurrte, und mir wurde bewusst, dass ich das Abendessen verpasst hatte. Ich seufzte, denn nun würde meine Mahlzeit vermutlich aus einer Scheibe kaltem Käse und trockenem Brot bestehen.
    „Ich treffe Leif in der Scheune. Oh, verflixte Schlangenbrut.“ Unvermittelt fiel mir ein, was ich noch zu tun hatte.
    „Irys, könntest du Gelsi und Dax sagen, dass ich mit ihrem Unterricht beginne, sobald ich zurück bin?“
    „Welcher Unterricht? Doch nicht etwa Magie …“
    „Nein, nein. Ich bringe ihnen Selbstverteidigung bei.“ Ich zeigte auf meine Waffe. Der ein Meter fünfzig lange Streitkolben aus Ebenholz steckte noch in der Halterung an meinem Rucksack. Wassertropfen glänzten auf der Waffe.
    Ich zog sie heraus und wog den schweren Stock in meiner Hand. Unter der schwarzen Oberfläche aus Ebenholz schimmerten goldfarbene Motive aus meiner Jugend. Bilder von mir als Kind, vom Dschungel, meiner Familie und andere waren in das Holz geätzt. Sogar eine Nachbildung von Kikis liebevollen Augen gehörte zu meiner Lebensgeschichte. Der Streitkolben schmiegte sich in meine Hände. Er war das Geschenk einer Meisterschnitzerin aus dem Sandseed-Clan, die sich auch um die Aufzucht von Kiki gekümmert hatte.
    „Bain weiß bereits, dass du morgen früh nicht an seinem Unterricht teilnehmen wirst“, erklärte Irys. „Aber er meinte …“
    „Erzähl mir bloß nicht, dass er mir Hausaufgaben geben wird“, bat ich. Allein der Gedanke, das gigantische Geschichtsbuch mit mir herumschleppen zu müssen, verursachte mir Rückenschmerzen.
    Irys lächelte. „Er hat gesagt, dass er dir Nachhilfeunterricht geben wird, sobald du wieder zurück bist.“
    Erleichtert griff ich nach meinem Rucksack und kontrollierte den Inhalt, um nachzuschauen, welche anderen Dinge wir noch benötigten.
    „Sonst noch was?“, wollte Irys wissen.
    „Nein. Was wirst du der Ratsversammlung erzählen?“, erkundigte ich mich.
    „Dass Roze dir aufgetragen hat, von den Geschichtenwebern etwas über deine magischen Kräfte zu erfahren. Der erste nachgewiesene Seelenfinder in Sitia war ein Sandseed. Hast du das gewusst?“
    „Nein.“ Eigentlich hätte mich das nicht überraschen sollen. Schließlich würde alles, was ich über Seelenfinder wusste, nicht einmal eine einzige Seite in Master Bains Geschichtsbüchern füllen.
    Nachdem ich gepackt hatte, verabschiedete ich mich von Irys und kämpfte mich durch den Sturm zum Speisesaal. Das Küchenpersonal hielt stets einen Vorrat an Reiseproviant für die Magier bereit. Ich steckte ausreichend Lebensmittel für eine Woche ein.
    Als ich mich den Ställen näherte, sah ich ein paar mutige Pferde ihre Köpfe aus den Boxen stecken. Kikis kupferfarbenes und weißes Gesicht war sogar im dämmerigen Zwielicht zu erkennen.
    Zur Begrüßung wieherte sie, und ich öffnete mein Bewusstsein für sie.
    Gehen wir? fragte sie .
    Ja. Tut mir leid, dass ich dich an so einem scheußlichen Tag hinausführen muss , entschuldigte ich mich.
    Nicht schlimm mit dem Lavendelmädchen .
    Lavendelmädchen war der Name, den die Pferde mir gegeben hatten. Sie tauften die Leute um sie herum ebenso, wie wir ein Haustier benennen würden. Ich musste lächeln, als mir Leifs Bemerkung einfiel, die er gemacht hatte, als ich in den intensiv duftenden Kräutern gebadet hatte.
    Lavendel riecht wie … Kiki fehlten die Worte, um ihre Eindrücke zu beschreiben. In ihren Gedanken nahm ein blaugrauer Lavendelbusch mit seinen langen, dunkellila Blüten Gestalt an. Gefühle von Zufriedenheit und
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