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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
Autoren: Maria V. Snyder
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Jahreszeit für angenehme Abkühlung sorgten, entzogen der Luft in den kalten Monaten jegliche Temperatur. Es war, als würde die Wärme des Zimmers durch die grünen Adern in den Steinen nach außen geleitet.
    Mein Freund Dax Greenblade zog seine Tunika glatt. Mit seinem großen und hageren Körper war er ein typischer Vertreter der Greenblade-Sippe. Er erinnerte mich an einen scharfkantigen Grashalm, weil er genauso schneidende Bemerkungen machte.
    „Offensichtlich bist du nicht fähig, Gegenstände zu bewegen. Lass es uns also mit Feuer versuchen. Jedes Kind kann Feuer machen.“ Dax stellte eine Kerze auf den Tisch.
    „Jedes Kind? Jetzt übertreibst du aber! Wieder mal.“ Ob ein Mensch Zugang zur Kraftquelle finden und magische Fertigkeiten entwickeln konnte, zeigte sich nämlich erst während der Pubertät.
    „Papperlapapp!“ Dax bewegte die Hand, als wollte er eine Fliege verscheuchen. „Jetzt konzentriere dich darauf, diese Kerze anzuzünden.“
    Mit hochgezogener Augenbraue schaute ich ihn an. Bis jetzt waren all meine Bemühungen mit unbelebten Dingen im Sande verlaufen. Ich konnte den Körper meines Freundes heilen, seine Gedanken hören und sogar seine Seele sehen, aber wenn ich einen magischen Faden zu zupfen versuchte, um damit einen Stuhl in Bewegung zu setzen, geschah überhaupt nichts.
    Dax hob drei Finger. „Drei Gründe, warum du in der Lage sein solltest, das zu tun: Erstens, du hast die Macht. Zweitens, du bist hartnäckig. Und drittens: Du hast Ferde, den Seelendieb, besiegt.“
    Der entkommen war und jederzeit einen neuen Feldzug anzetteln konnte, um sich die Seelen anderer Menschen einzuverleiben. „Warum erwähnst du Ferde? Was willst du damit bezwecken?“
    „Das soll dich natürlich anspornen. Wär’s dir lieber, wenn ich all die Geschichten erzählen würde, die derzeit über dich …?“
    „Nein. Machen wir lieber mit dem Unterricht weiter.“ Das Letzte, das ich von Dax hören wollte, war der neueste Klatsch. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht, dass ich eine Seelenfinderin geworden war, zwischen den Türmen der Magier verbreitet. Und noch immer befielen mich Zweifel, wenn ich über diese Bezeichnung nachdachte. Es jagte mir Angst ein und machte mir das Herz schwer.
    Ich verscheuchte alle Gedanken, die mich abzulenken drohten, und zapfte die Quelle der Magie an. Sie umhüllte die Erde wie ein fein gewobenes Netz, aber nur Zauberer waren in der Lage, Fäden aus ihr herauszuziehen und sie zu benutzen. Ich zupfte mir einen Faden und leitete ihn zu der Kerze, um mit seiner Hilfe eine Flamme zu entfachen.
    Nichts geschah.
    „Gib dir mehr Mühe!“, befahl Dax mir.
    Ich verstärkte die Kraft und versuchte es erneut.
    Dax’ Gesicht hinter der Kerze verfärbte sich rot, und er gab Geräusche von sich, als wollte er ein Husten unterdrücken. Ein Blitz blendete meine Augen, und der Docht flammte auf.
    „Das war ziemlich plump.“ Sein zorniger Gesichtsausdruck hatte etwas Komisches.
    „Du wolltest doch, dass ich sie anzünde.“
    „Ja, aber ich hatte nicht vor, es für dich zu tun.“ Ratlos ließ er den Blick durch das Zimmer schweifen. Er sah aus, als ringe er mit sich, um die Geduld zu bewahren, die man brauchte, wenn man mit ungehorsamen Kindern fertigwerden wollte. „Die Zaltanas mit ihren seltsamen Kräften, die mich zwingen, die Kerze anzuzünden! Pah! Allein der Gedanke, dass ich mir mal gewünscht habe, stellvertretend für dich deine Abenteuer zu bestehen …“
    „Pass auf, was du über meine Familie sagst! Sonst …“ Fieberhaft suchte ich nach einer wirksamen Drohung.
    „Sonst was?“
    „Erzähle ich dem Zweiten Magier, wohin du jedes Mal verschwindest, wenn er eines dieser alten Bücher aus dem Regal holt.“ Bain war Dax’ Mentor und hatte ein Faible für alte Geschichte. Dax dagegen lernte lieber die neuesten Tanzschritte.
    „Okay, okay, du hast gewonnen und irgendwo ja auch recht. Aber leider überhaupt kein Talent, um ein Feuer zu entfachen. Also werde ich mich weiter mit alten Sprachen abplagen.“ Dax schnitt eine Grimasse. „Während du versuchst, Seelen zu finden.“ Es sollte sicher wie ein Scherz klingen, aber sein bissiger Unterton entging mir nicht.
    Sein Unbehagen angesichts meiner Begabung hatte gute Gründe. Der letzte Seelenfinder war vor etwa einhundertfünfzig Jahren in Sitia zur Welt gekommen. Während seines kurzen Lebens hatte er seine Feinde in hirnlose Sklaven verwandelt, und beinahe hätte er es auch geschafft, die Herrschaft
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