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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
Autoren: Maria V. Snyder
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spioniere.
    „Zumindest sollten wir den Meister-Magiern von Mondmanns Nachricht erzählen“, meinte Irys. „Roze möchte bestimmt gerne wissen, wann sie mit deiner Ausbildung beginnen kann.“
    Stirnrunzelnd betrachtete ich sie und überlegte, ob ich ihr von Rozes hinterhältiger Feuerattacke berichten sollte. Nein. Um Roze wollte ich mich persönlich kümmern. Doch allein beim Gedanken daran, wie viel Zeit ich in ihrer Gesellschaft würde verbringen müssen, wurde mir unbehaglich zumute.
    „Heute Nachmittag findet im Verwaltungsgebäude ein Treffen der Meister statt. Es wäre eine günstige Gelegenheit, sie über dein Vorhaben zu unterrichten.“
    Trotz meiner abweisenden Haltung blieb sie hartnäckig.
    „Gut. Dann sehen wir uns später“, verabschiedete sie sich.
    Ehe ich protestieren konnte, rauschte Irys aus dem Turm hinaus. Doch nach wie vor war ich in der Lage, sie mit meinen Gedanken zu erreichen. Unser Bewusstsein blieb in ständigem Kontakt. Die Verbindung war so eng, als hielten wir uns im selben Raum auf. Zwar hatte jeder von uns seine persönlichen Gedanken, aber wenn ich zu Irys „sprach“, konnte sie mich hören. Tiefer in die Gedanken oder Erinnerungen des anderen einzudringen wäre jedoch eine Missachtung des Verhaltenskodex der Magier.
    Zwischen meinem Pferd Kiki und mir bestand die gleiche Verbindung. Allein der Gedanke, Kiki zu rufen, genügte, damit sie mich „hören“ konnte. Die Kommunikation mit Leif oder meinem Freund Dax gestaltete sich da schon schwieriger; ich musste ganz bewusst eine Kraftquelle anzapfen und mich auf die Suche nach ihnen begeben. Wenn ich sie dann gefunden hatte, mussten sie mir den Zugang zu ihren Gedanken durch ihren mentalen Verteidigungsschild hindurch gestatten.
    Meine Fähigkeit, durch ihre Seelen einen direkten Weg zu ihren Gedanken und Gefühlen zu nehmen, betrachteten die Sitianer als Missachtung ihres Verhaltenskodex. Ich hatte Roze Angst eingejagt, als ich mein Talent dazu benutzte, mich vor ihr zu schützen. Umgekehrt hatte sie mich trotz all ihrer magischen Kräfte nicht daran hindern können, in ihr tiefstes Wesen einzudringen.
    Während mir all dies durch den Kopf ging, beschlich mich ein unbehagliches Gefühl. Mit meinem neuen Titel „Seelenfinderin“ hatte ich mich nämlich auch noch nicht so recht anfreunden können. Doch dann verdrängte ich jeglichen Gedanken daran, warf mir meinen Mantel über die Schultern und verließ den Turm.
    Auf meinem Weg über den Campus des Bergfrieds dachte ich einmal mehr über meine Befähigung zur mentalen Kommunikation nach. Was Valek anbetraf: Meinen Kontakt zu ihm konnte man nicht als magische Verbindung bezeichnen. Für mich war sein Bewusstsein unerreichbar. Er verfügte jedoch über die verblüffende Gabe, zu wissen, wann ich ihn brauchte, und in diesem Fall setzte er sich mit mir in Verbindung. Auf diese Weise hatte er mir schon mehrfach das Leben gerettet.
    Während ich Valeks Schlangenarmreif um mein Handgelenk drehte, grübelte ich über unsere Beziehung nach, bis ein mit Eisnadeln gespickter, beißender Wind alle Gedanken an ihn, die mir das Herz erwärmten, fortwehte. Mit aller Macht war die kalte Jahreszeit über den nördlichen Teil von Sitia hereingebrochen. Ich trat in matschige Pfützen und schützte mein Gesicht vor dem Eisregen. Die weißen Marmorgebäude des Bergfrieds waren schlammbespritzt und schimmerten grau im düsteren Licht – ein exaktes Spiegelbild des trüben Tags.
    Da ich die meisten meiner einundzwanzig Jahre im Norden von Ixia verbracht hatte, hatte ich dieses Wetter nur einige wenige Tage während der kühlen Jahreszeit aushalten müssen. Für Sitia hingegen war diese ungemütliche Witterung laut Irys während der kalten Jahreszeit ganz normal. Wobei Schnee nur ganz selten fiel und kaum jemals länger als eine Nacht liegen blieb.
    Ich stapfte zum Verwaltungsgebäude des Bergfrieds und achtete nicht auf die feindseligen Blicke der Studenten, die zwischen ihren Klassenräumen hin und her eilten. Nachdem ich Ferde dingfest gemacht hatte, war ich sofort von der einfachen Schülerin zur Gehilfin einer Magierin befördert worden, was den anderen Schülern natürlich mächtig gegen den Strich ging. Irys und ich hatten uns auf eine Zusammenarbeit geeinigt, wozu auch gehörte, dass sie mir anbot, ihren Turm mit mir zu teilen. Ich hatte den Vorschlag erleichtert angenommen, denn so musste ich mich nicht länger der gnadenlosen Missgunst meiner Mitschüler aussetzen.
    Deren Verachtung
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