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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lassen wollten, oder? Das würde ich Ihnen nicht empfehlen. Es gibt eine Menge Tiere dort draußen, die Ihnen die Kabel und Bremsleitungen durchbeißen würden – von dem, was sie den Polstern antun könnten, ganz zu schweigen.«
    »Und noch mehr«, vermutete Coppelstone. »Dinge, denen man besser nicht begegnet.«
    Er behielt Karlsson bei diesen Worten sehr aufmerksam im Auge, und tatsächlich schien es ihm, als ob der Schmied ein ganz kleines bisschen zusammenzuckte. Aber vielleicht sah er das auch nur, weil er es sehen wollte .
    »Gibt es die nicht in jedem Wald?«, fragte Karlsson schließlich. Dann drehte er sich mit einem Schulterzucken um. »Ich muss mich an die Arbeit machen, sonst werde ich vor Sonnenuntergang nicht mehr fertig.«
    »Wäre das so schlimm?«, fragte Coppelstone, während er Karlsson in den Nachbarraum folgte.
    »Nicht, wenn Sie gerne im Freien übernachten«, antwortete Karlsson. »Es ist eine gute halbe Stunde Fahrt bis Eborat.«
    »Was sollte ich dort?«
    »Dort ist das nächste Gasthaus, wo Sie sich ein Zimmer nehmen können«, antwortete Karlsson. Er trat an die Esse, in der bereits ein gewaltiges Holzkohlefeuer brannte, und hob ohne sichtliche Anstrengung mit der linken Hand einen Hammer hoch, den Coppelstone vermutlich nicht einmal mit zwei Händen hätte halten können. Das Vorderrad des Ford war bereits von seinem Reifen befreit und gegen den Amboss gelehnt. Als Karlsson es hochhob und in die Glut legte, sah Coppelstone, dass die Felge tatsächlich schlimm verbogen war. Es hätte ihm gar nichts genutzt, den Wagen aus dem Spalt herauszuziehen.
    Ihm fiel noch etwas anderes auf: Karlsson hatte den Reifen abgezogen und achtlos in eine Ecke geworfen. Als er ihn näher in Augenschein nahm, sah er, dass auch der Reifen selbst weit schlimmer beschädigt war, als er bisher geglaubt hatte. Das Gummi war an einer Stelle regelrecht weggerissen, sodass das nackte Metallgewebe zum Vorschein kam. Und das war eine Beschädigung, die eigentlich durch das Schlagloch allein nicht zu erklären war.
    Einer vagen Eingebung folgend, ging Coppelstone wieder in den anderen Raum zurück und untersuchte auch die übrigen drei Räder. Er fand überall dasselbe: Alle drei Reifen waren an einer Stelle beschädigt. Der Gummibelag schien regelrecht weggefressen zu sein, sodass das blanke Metallgeflecht hindurchschimmerte.
    Rasch ging er zu Karlsson in die Schmiede zurück und fragte: »Was ist mit den Reifen passiert?«
    Karlsson schwang seinen Hammer und ließ ihn mit einem ohrenbetäubenden Knall auf die mittlerweile rot glühende Felge herabsausen, dass die Funken nur so stoben und Coppelstone hastig einen halben Schritt zurückwich. »Ich sagte Ihnen doch, dass es nicht gut ist, einen Wagen dort stehen zu lassen. Es gibt Ratten, Frettchen und alles mögliche andere Kroppzeug, die alles fressen, was nicht niet- und nagelfest ist.«
    Ein zweiter, noch dröhnenderer Schlag ließ Coppelstone noch einmal um einen halben Schritt von der Esse zurückweichen und nahm ihm zugleich jede Möglichkeit, irgendetwas einzuwenden. Vermutlich hätte er es auch nicht getan. Er verstand nicht viel von Ratten, Frettchen und anderem Kroppzeug, wie Karlsson es ausgedrückt hatte, aber eines wusste er ganz genau: Die Beschädigungen an seinen Reifen stammten ganz bestimmt nicht von einem Tier. Die Reifen sahen vielmehr aus, als wären sie mit Säure oder irgendeiner anderen ätzenden Substanz in Berührung gekommen.
    »Diese Straße«, sagte er, als Karlsson nach einiger Zeit zu hämmern aufhörte, um sich mit dem Hemdsärmel über das schweißnasse Gesicht zu wischen. »Wann wurde sie gebaut? Und von wem?«
    Karlsson zuckte mit den Schultern und warf ihm einen schrägen Blick zu, der Coppelstone deutlicher als alle Worte erklärte, wie lästig ihm seine Fragen waren. Trotzdem antwortete er. »Keine Ahnung. Sie muss ziemlich alt sein. Und sie war schon immer sehr schlecht. Es lohnt nicht, sie zu nehmen. Der Weg durch das Tal ist zwar weiter, aber man braucht trotzdem nur die halbe Zeit … Was die Reifen angeht, machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe ein paar gebrauchte Reifen da, die passen müssten. Ich überlasse Sie Ihnen zu einem guten Preis. Meinetwegen können Sie sie auch umsonst haben.«
    Der Hammer fuhr mit einem ohrenbetäubenden Krachen wieder auf die Felge herab und erstickte jede mögliche Antwort Coppelstones, die wahrscheinlich ungefähr so gelautet hätte: Hauptsache, ich verschwinde möglichst rasch wieder von
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