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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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blieb ernst. »Auch ein Hotel?«
    »Ein Hotel?« Buchanan war bereits auf halbem Wege zur Tür, blieb nun aber noch einmal stehen. Coppelstone fiel auf, dass er die Papiere, die er ihm übergeben hatte, achtlos auf dem Tisch hatte liegen lassen, aber er sagte nichts dazu. »So etwas haben wir hier nicht, fürchte ich«, sagte er. »Es kommen nicht oft genug Fremde hierher, als dass sich ein Hotel lohnte.«
    »Es muss nichts Besonderes sein«, sagte Coppelstone. »Ein einfaches Gasthaus würde reichen.«
    »Leider«, sagte Buchanan kopfschüttelnd. »Aber das Problem lösen wir später – falls es sich überhaupt stellt. Sie werden sehen: Karlsson ist der reinste Zauberkünstler, wenn es um Maschinen geht. In ein paar Stunden ist Ihr Wagen wieder flott, und Sie können in Ihrem eigenen Bett zu Hause schlafen.«
    Das hatte Coppelstone mittlerweile nicht mehr vor. Nach der brüsken Behandlung durch den Sheriff war er sogar ganz im Gegenteil sicher, dass seine Anwesenheit hier für weitaus mehr als einen Tag vonnöten sein würde. Doch wie Buchanan selbst gesagt hatte: Dieses Problem würden sie später lösen.

04
    Karlssons Werkstatt befand sich nicht wirklich schräg gegenüber, sondern ein gutes Stück die Straße hinab im letzten Haus vor dem jenseitigen Ortsausgang, und sie erwies sich tatsächlich als eine wirkliche Schmiede, komplett mit Esse, Amboss und Hunderten von Hufeisen, die an Nägeln entlang der Wände aufgereiht waren. Es gab jedoch einen zweiten, unmittelbar an die eigentliche Schmiede grenzenden Raum, der mit Rädern, Reifen, Kotflügeln und Scheiben und allen nur möglichen Automobil-Ersatzteilen vollgestopft war – und zu Coppelstones maßloser Verblüffung auch seinen eigenen Ford enthielt. Der Wagen war aufgebockt. Das rechte Vorderrad und beide Kotflügel waren abmontiert, aber es war ganz zweifelsfrei sein Modell T. Coppelstone erkannte es trotz – oder vielleicht gerade wegen – des erbärmlichen Zustandes, in dem es sich befand, sofort.
    Aber er hätte eigentlich nicht hier sein dürfen. Die Entfernung von hier bis zu der Stelle, an der er ihn stehen gelassen hatte, betrug gut fünf Meilen – selbst wenn Morrisons Gehilfe dem Schmied sofort Bescheid gegeben hätte (was er eindeutig nicht getan hatte. Schließlich hatte Coppelstone gesehen, wie er auf der Stelle kehrtmachte und wieder in Richtung Farm davonfuhr), hätte die Zeit niemals gereicht, ihn abzuholen und hierher zu bringen …
    »Ist das Ihr Wagen?«
    Coppelstone fuhr erschrocken zusammen und drehte sich um. Er war so sehr damit beschäftigt gewesen, seinen Wagen anzustarren, dass ihm nicht einmal auffiel, dass er nicht mehr allein war. Dabei sah der Mann, der hinter ihm aufgetaucht war, nun wirklich nicht so aus, als könnte er sich lautlos bewegen. Karlsson – die schwere Lederschürze, die kräftigen, mit zahllosen Brandnarben übersäten Hände und die gewaltigen Muskelpakete an seinen Oberarmen identifizierten ihn ganz zweifelsfrei als Schmied – war, wie man so sagt, ein Kerl wie ein Baum. Er musste gute sechseinhalb Fuß messen und hatte eine entsprechende Schulterbreite, und alles an ihm, selbst seine Art, einfach nur dazustehen, drückte eine urtümliche Kraft aus, vor der Coppelstone instinktiv zurückschreckte.
    »Ja«, antwortete er. »Woher wissen Sie … ich meine: Wie kommt er hierher?«
    »Es sieht schlimmer aus, als es ist.« Karlsson trat mit zwei raschen Schritten an ihm vorbei und ließ die flache Hand auf die Motorhaube des Ford klatschen. »Die Felge ist verbogen, aber das kriege ich hin. Sie werden nicht allzu schnell damit fahren können, aber bis sie zu einer anderen Werkstatt kommen und eine neue Felge kaufen können, reicht es allemal.«
    Coppelstone sah abwechselnd den Ford und Karlsson an, und der Schmied schien seinen Blick wohl falsch zu deuten, denn er fuhr mit einem überraschend mitleidigen Lächeln fort: »Der Wagen ist fast neu, nicht wahr? Ich kann Sie verstehen. Der Anblick bricht einem das Herz. Unsere Straßen hier sind nun einmal nicht für diese modernen Benzinkutschen gebaut.«
    »Um das zu ändern, bin ich hier«, sagte Coppelstone kühl. »Aber das alles ist keine Antwort auf meine Frage: Wie kommt der Wagen hierher?«
    »Ich habe ihn abgeschleppt«, antwortete Karlsson. »Wie denn sonst?«
    »Und wer hat Ihnen den Auftrag dazu gegeben?«, fragte Coppelstone.
    »Niemand. Aber ich nehme doch nicht an, dass Sie dieses Prachtstück über Nacht dort draußen im Wald stehen
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