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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hier, wie?
    Aber vielleicht war es ganz gut, dass er das nicht laut aussprach.

05
    Zumindest eine Annehmlichkeit hatte Magotty: Direkt neben dem Kolonialwarenladen – der übrigens tatsächlich schräg gegenüber dem Sheriffbüro auf der anderen Straßenseite lag – entdeckte er ein kleines Restaurant, das zwar aus nur drei Tischen und einer winzigen Theke vor einem fast leeren Schnapsregal bestand, in dem er aber trotzdem ein ausgezeichnetes Mittagessen bekam: ein herzhaftes Steak, dazu kross gebratenen Schinken, Eier und Unmengen von Bratkartoffeln, die er mit einem Appetit vertilgte, der ihn selbst überraschte. Seine Bitte nach einem Bier wurde abschlägig beschieden, aber die wortkarge Bedienung stellte ihm eine ganze Kanne frisch aufgebrühten Kaffees auf den Tisch, nachdem sie seinen Teller abgeräumt hatte.
    Während Coppelstone vorsichtig an dem brühheißen Getränk nippte, dachte er wieder an jene andere Tasse Kaffee zurück, die er einige Stunden zuvor unter weit weniger angenehmen Umständen getrunken hatte. Sein unheimliches Erlebnis jagte ihm noch jetzt einen eisigen Schauer über den Rücken. Er hatte es bisher erfolgreich vermieden, noch einmal an jene grauernhafte, bleiche Kreatur zu denken, die hinter ihm in den Schatten geflohen war, aber nun fragte er sich doch, was er da eigentlich gesehen hatte.
    Er wusste es nicht. Aber die bisherige Erklärung, dass es eine Schlange gewesen sein musste, erschien ihm immer unwahrscheinlicher; zumal seine Begegnung ja längst nicht das einzige Unheimliche an diesem Tag gewesen war.
    Man konnte es in einem einzigen Satz zusammenfassen: Dieser ganze Ort war unheimlich. Allem voran natürlich Morrison – wenn er allein an den Erdwall dachte, den dieser Verrückte rings um seine Farm aufgeschüttet hatte, wurde ihm fast schwindelig. Er schätzte, dass zwei Dutzend Männer ein gutes Vierteljahr arbeiten müssten, um einen solchen Erdwall aufzuschichten. Und das Verrückteste war: Es gab absolut keinen Grund für sein Vorhandensein.
    Coppelstone schrak aus seinen Gedanken hoch, als jemand an seinem Tisch Platz nahm. Automatisch nahm er an, dass es sich um die Bedienung handelte, die vielleicht die Gelegenheit nutzen wollte, ein Schwätzchen mit einem Fremden zu halten, doch er blickte in ein ihm gänzlich unbekanntes – und nicht besonders freundliches – Gesicht, das einer grauhaarigen Frau Mitte fünfzig gehörte.
    »Guten Tag, Ma’am«, sagte er.
    Sein grauhaariges Gegenüber nickte, erwiderte seinen Gruß jedoch nicht, sondern sagte: »Sie sind der Landvermesser, der dem alten Morrison seine Farm wegnehmen will.«
    Coppelstone antwortete nicht sofort. Er war ziemlich überrascht und auch ein bisschen verärgert. Das gute Essen und die Ruhe hatten ihn ein wenig mit sich und der Welt – und vor allem mit Magotty – versöhnt, sodass ihn diese rüde Begrüßung doppelt unangenehm ankam. »Das ist nicht ganz richtig«, sagte er. »Ich bin der stellvertretende Leiter des Straßenbauamtes in Providence. Mein Name ist Coppelstone. Joffrey Coppelstone, Misses …?«
    »Garver«, antwortete die grauhaarige Frau. »Ellie Garver. Mir gehört das Restaurant.«
    »Dann lassen Sie mich Ihnen ein ganz besonderes Kompliment aussprechen«, sagte Coppelstone. »Das Essen war ausgezeichnet.«
    »Ich hoffe, es hat Ihnen geschmeckt«, sagte Garver. »Es wird nämlich die letzte Mahlzeit sein, die Sie in meinem Lokal bekommen haben.«
    »Wie bitte?«, fragte Coppelstone verständnislos.
    »Ich möchte, dass Sie mein Restaurant verlassen«, sagte Garver. »Und nicht wiederkommen.«
    »Aber … aber warum?«, fragte Coppelstone stockend.
    »Wir mögen hier keine Leute, die aus der Stadt kommen und uns unser Land wegnehmen wollen.«
    »Niemand will Ihnen Ihr Land wegnehmen, Miss Garver«, sagte Coppelstone geduldig, wurde aber sofort wieder unterbrochen:
    »Morrison ist mein Cousin zweiten Grades, Mister Coppelstone. Das mag für Sie aus der Stadt nicht allzu viel bedeuten, aber wir hier auf dem Land halten den Zusammenhalt der Familie noch hoch. Ich habe es dem anderen schon gesagt, der vor Ihnen hier war, und ich sage es Ihnen noch einmal: Sie werden hier niemanden finden, der Ihnen hilft, den alten Morrison von seinem Land zu vertreiben.«
    »Miss Garver, ich bitte Sie!«, sagte Coppelstone seufzend. »Darum geht es doch gar nicht. Ich …«
    »Das ist alles, was ich Ihnen zu sagen habe«, unterbrach sie ihn. »Und nun verlassen sie mein Lokal. Und wenn Sie auf den
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