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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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genug, dass Coppelstone sein Gesicht keiner allzu eingehenden Musterung unterzogen hatte – war während der gesamten Fahrt stumm wie ein Fisch geblieben; obwohl sich Coppelstone redlich bemüht hatte, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Doch Coppelstones insgeheim gehegte Hoffnung auf diesem Wege etwas mehr über Morrison und den vermeintlichen Fluch, der auf seinem Land lastete, herauszufinden, hatte sich nicht erfüllt. Francis war entweder stumm oder noch verstockter als Morrison.
    Auf jeden Fall war er mindestens genauso unheimlich. Coppelstone war regelrecht erleichtert gewesen, als die Fahrt endlich zu Ende war und er aussteigen konnte.
    Magotty erwies sich als eine Stadt, die so haargenau seinen Vorstellungen von einem von Gott und der Zeit vergessenen kleinen Nest in Neuengland entsprach, dass es schon fast wieder absurd war. Es bestand im Grunde nur aus einer einzigen, schlampig geteerten Straße und einer Handvoll ungepflasterter Nebenwege, hatte aber hübsche, schon fast pittoresk wirkende Häuser mit ordentlichem Fachwerk, verspielten Dächern und Giebeln und kleinen Butzenscheiben, sodass man sich tatsächlich ein wenig in das Land zurückversetzt fühlte, von dem diese Gegend ihren Namen ableitete. Die Menschen waren adrett gekleidet, und Coppelstone gewahrte sogar zwei Automobile, die am Straßenrand geparkt waren. Zumindest nach hiesigen Verhältnissen musste Magotty eine wohlhabende Gemeinde sein, was Coppelstone wieder ein wenig optimistischer in die Zukunft blicken ließ. Menschen, denen es gut ging, waren dem Fortschritt gegenüber meist weit aufgeschlossener als solche, die täglich neu ums Überleben kämpfen mussten.
    Sein erster Weg führte ihn ins Büro des Sheriffs. Er hatte zuerst vorgehabt, sich nach jemandem umzuschauen, der seinen Wagen holte, und möglicherweise brauchte er auch eine Bleibe für die Nacht – doch zumindest auf den ersten Blick offenbarte sich ihm nichts, was auch nur im Entferntesten wie eine Werkstatt oder wie ein Hotel aussah. Deshalb schien es ihm das Klügste zu sein, den Sheriff um Hilfe und, wenn es sein musste, auch um die Vermittlung eines Quartiers zu bitten. Und das, obwohl er sich angenehmere Dinge vorstellen konnte, als in diesem Kaff eine Nacht zu verbringen. Die Liste der unangenehmen Dinge, die er Waiden nach seiner Rückkehr sagen würde, wurde immer länger.
    Sheriff Buchanan erwies sich als ein überraschend junger, drahtiger Mann mit energischen Zügen und starken Händen, die unentwegt in Bewegung waren, selbst wenn er ganz still dasaß – was allerdings so gut wie nie vorkam. Er begrüßte Coppelstone freundlich, bot ihm einen Platz auf der anderen Seite seines pedantisch aufgeräumten Schreibtisches an und erkundigte sich dann nach dem Grund seines Hierseins. Coppelstone erklärte ihm sein Anliegen mit knappen Worten und reichte ihm dann die entsprechenden Papiere über den Tisch. Buchanan würdigte sie jedoch kaum eines Blickes, sondern legte sie aus der Hand und sah Coppelstone kopfschüttelnd an.
    »Da haben Sie ein Problem, Mister Coppelstone«, sagte er.
    »Das scheint mir nicht so«, antwortete Coppelstone. Er war ein bisschen verwirrt, und er musste sich beherrschen, um nicht zornig zu werden. Er hatte nicht erwartet, dass Buchanan vor Begeisterung vom Stuhl springen würde, doch der Sheriff sprach in einem Ton, als unterhielten sie sich über etwas, das ihn gar nichts anginge. »Die Sachlage ist doch klar.«
    »Auf den ersten Blick, sicher«, sagte Buchanan.
    »Auf den … ersten Blick? Was soll das heißen?«
    Buchanan richtete sich umständlich hinter seinem Schreibtisch auf, und Coppelstone konnte regelrecht sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, um die richtigen Worte zu finden. »Sehen Sie, Mister Coppelstone«, begann er, »wir sind hier nicht in Providence. Was für Sie in der Stadt ganz klar erscheint, das muss hier bei uns nicht unbedingt genauso sein. Wir haben hier unsere eigene Art, die Dinge zu regeln.«
    »Das mag sein«, antwortete Coppelstone, nun wirklich nur noch mühsam beherrscht. »Und ich will mich auch gar nicht in Ihre Arbeit mischen, Sheriff. Wie Sie die Angelegenheit regeln, ist mir gleich. Hauptsache ist, Sie regeln sie.«
    »Und das möglichst schnell«, vermutete Buchanan.
    »Uns bleibt nicht mehr allzu viel Zeit«, bestätigte Coppelstone. »In einer Woche wird der Landvermessungstrupp hier eintreffen, und es ist wichtig, dass die Männer unverzüglich mit ihrer Arbeit beginnen können.«
    »In
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