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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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größeren Schluck.
    »Nun, vielleicht sollten wir jetzt langsam zur Sache kommen, Mister Morrison«, begann er. Er stellte den Kaffeebecher zur Seite, überzeugte sich davon, dass der Tisch einigermaßen sauber und trocken war, und breitete die mitgebrachten Papiere darauf aus. »Ich habe hier einen Auszug aus dem Grundbuch von Magotty, das Sie als Eigentümer dieser Farm nebst einem Grundbesitz von …«
    »Sganze Tal gehört mir«, unterbrach ihn Morrison. »Shat meine Familie schon imma ghört. Mein Urgroßvata hatte Fam mit eigenen Händn gebaut.«
    »Das weiß ich, Mister Morrison«, sagte Coppelstone behutsam. »Und glauben Sie mir, im Grunde möchte Sie niemand von Ihrem Besitz vertreiben.«
    »Der annere hat gesacht, dassich wechmuss«, nuschelte Morrison.
    »Sehen Sie, Mister Morrison«, begann Coppelstone, »die Dinge … entwickeln sich. Die Zeit bleibt nun einmal nicht stehen. Es ist nun einmal so, dass sich unser Land in einem großen sozialen und wirtschaftlichen Umbruch befindet, und …«
    »Das hat mir der annere auch schon gesacht«, fiel ihm Morrison ins Wort. »Er hat gesacht, dassene Straße durch mein Tal baun wolln. Abers geht nich. Niemand kanne Straße durch Morrisons Tal baun. Sland is nich gut.«
    »Nun, unsere Gutachter sagen das Gegenteil«, antwortete Coppelstone, nun in ganz bewusst wieder deutlich amtlicherem Ton. »Der Boden ist von ausgezeichneter Festigkeit, um eine Straße zu tragen, und darüber hinaus bietet Ihr Tal die einzige Möglichkeit im Umkreis von dreißig Meilen, die Berge ohne unverhältnismäßige Tunnel- oder Brückenbauarbeiten zu überwinden. Ich will ganz offen zu Ihnen sein, Mister Morrison: Die Arbeiten an der Straße haben im Osten längst begonnen. Wenn Sie versuchen würden sie zu behindern oder gar aufzuhalten, dann würde das unseren Zeitplan nicht nur um Monate zurückwerfen, sondern den Steuerzahler auch sehr viel Geld kosten.«
    »Ich zahl keene Steuan«, antwortete Morrison stur. Jede Freundlichkeit war aus seinem Gesicht gewichen. Sein einzelnes Auge funkelte Coppelstone über den Tisch hinweg fast hasserfüllt an.
    Trotzdem triumphierte Coppelstone innerlich. Er hatte angestrengt überlegt, wie er sein stärkstes Argument vorbringen konnte, ohne Morrison zu sehr vor den Kopf zu stoßen, aber der alte Mann hatte ihm gerade die beste Überleitung geliefert, die er sich nur wünschen konnte.
    »Ich weiß«, sagte er kühl. »Nach unseren Unterlagen haben Sie die fälligen Steuern und Grundbesitzabgaben seit fünf Jahren nicht mehr entrichtet. Um ganz offen zu Ihnen zu sein: Nachdem mein Assistent, Mister Waiden, mit der Nachricht von Ihrer Weigerung zu verkaufen, nach Providence zurückkehrte, war der erste Gedanke meines Vorgesetzten, Sie kurzerhand zu enteignen. Ihre Steuerschulden geben uns durchaus die rechtliche Handhabe dazu. Aber mir ist daran gelegen, die Angelegenheit gütlich beizulegen. Ich habe deshalb noch einmal mit meiner vorgesetzten Dienststelle gesprochen und kann Ihnen ein wirklich großzügiges Angebot unterbreiten. Wenn Sie sich entschließen, Ihr Land an die Regierung zu verkaufen, dann bin ich bevollmächtigt, Ihnen eine ansehnliche Summe als Entschädigung zu bieten. Selbst nach Abzug Ihrer Steuerschulden bliebe noch mehr als genug für Sie übrig, sich anderswo einen angemessenen Altersruhesitz zuzulegen.«
    Er sah Morrison bei diesen Worten sehr aufmerksam an, konnte jedoch keinerlei Reaktion auf seinem Gesicht ablesen.
    »Auf der anderen Seite«, fuhr er nach einer geraumen Weile fort, »habe ich ein Schriftstück bei mir, das mich berechtigt, auf der Stelle zum Sheriff zu gehen und die Zwangsräumung zu beantragen. Ich würde es sehr bedauern, zu diesem Schritt gezwungen zu werden, glauben Sie mir. Aber ich werde es tun, wenn mir keine andere Wahl bleibt.«
    Morrison antwortete noch immer nicht. Er starrte ihn so unverwandt an, dass Coppelstone beinahe bezweifelte, dass er seine Worte überhaupt gehört hatte.
    »Haben Sie verstanden, was ich gesagt habe?«, fragte er. »Mister Morrison!«
    »Ich habse verstan«, nuschelte Morrison. »Sagte er wolln mir mein Fam wechnehm. Abers könnse nich. Sis nich recht. Uns Land isnich gut. Se könn keene Straße drauf baun. Sgibt Dinge hier, die ma nich störn daf.«
    »Ich verstehe, dass es Ihnen schwer …«
    »Ganichs vastehnse!«, fiel ihm Morrison ins Wort. »Die Zeit is noch nich gekomm! Swirdn furchbares Unglück gem, wennse den rechten Verlauf der Dinge störn!«
    »Was …
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