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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott
Autoren: Tamara Ramsay
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Kleinen
verschwunden.
    »Hätten die Eltern mir erlaubt, mit
meinen Freunden oben zu bleiben, dann brauchte ich mich jetzt nicht wie ein
Dieb heranzuschleichen!« dachte sie bitter.
    Als sie die Wiese hinter sich hatte,
kroch sie den flachen Abhang hinauf. Sie mußte nun jedes Gesträuch als Deckung
benutzen, denn das Gras auf dem mageren Sandboden des Hügels wuchs nur
spärlich.
    Je näher sie dem Feuer kam, um so
lauter wurde die warnende Stimme.
    »Die Mutter würde nicht so ruhig am
Feuer stehen, wenn sie wüßte, daß die Kinder allein im Hause sind!« Je
deutlicher aber ihr Gewissen zu ihr sprach, um so fester preßte sie die Lippen
zusammen und um so entschlossener wurde sie, nun auch das Ziel zu erreichen,
für das sie so viel gewagt hatte.
    Als sie endlich die Kuppe des Hügels
erreichte, sah sie, daß sich die ganze Dorfgemeinde in einem Ring neben dem
Feuer zusammengestellt hatte, Schulter an Schulter, und alle blickten
aufmerksam in die Mitte des Kreises.
    Da konnte die Kleine ihre Ungeduld
nicht mehr zügeln. Wie ein Wiesel drängte sie sich durch den Kreis der
Umstehenden, die Augen aufmerksam nach allen Seiten wendend, um den Blick der
Eltern zu vermeiden. Als sie aber den Ring durchbrochen hatte, sah sie in der
Mitte des freien Platzes nichts anderes als einen Jungen, der mit einem kleinen
Kinde im Arm dastand. — Und dieser Junge war ihr Bruder Gerd, der in seinen
Armen das Mummele hielt.
    Dott glaubte, daß sie träumte. Sie
kniff sich in den Arm, sie sperrte die Augenlider mit den Fingern weit
auseinander — es wurde dadurch nicht anders. Da waren die beiden Kinder, die
sie schlafend in ihren Betten zurückgelassen hatte, und standen vor ihr wie die
Geister in einem Sommernachtsspuk.
    »Ja, nun hast du ja dein Ziel
erreicht«, sagte die kleine Dott zu sich selber. »Jetzt hast du das Wunder der
Johannisnacht erlebt. — Aber es sieht anders aus, als du dir dachtest!«

Johannisnacht
     
     
     

Rennefarre
     
    Alle, die sich zusammentun, um die
Nacht der Sonnenwende am Johannisfeuer zu verbringen, müssen von vornherein
darauf gefaßt sein, daß ihnen ungewöhnliche Erlebnisse begegnen können. Aber
die Verwirrung dieser Nacht wird noch lange in der Umgebung des Rambower Sees
besprochen werden.
    Als die Kleine hörte, wie der Bruder
den Eltern und der Dorfgemeinde über ihr Verschwinden berichtete, entschloß sie
sich sofort, ihre Strafe hinzunehmen. Sie trat in die Mitte des Kreises und
stellte sich an die Seite der Geschwister. So erfuhr sie, wie das Schwesterchen
plötzlich wieder Krämpfe bekommen hatte und wie der kleine Junge sich keinen
andern Rat gewußt hatte, als das Kind zu den Ehern zu bringen. Die kleine Dott
wunderte sich gar nicht darüber, daß er vor ihr das Feuer erreicht hatte, denn
er brauchte das Licht nicht zu scheuen und war auf dem kürzesten Weg über den
Hügel gekommen.
    Der Vater legte das kranke Kind in die
Arme der Mutter und ließ Gerd seine Joppe anziehen, denn der kleine Junge war
nur mit Hemd und Hose bekleidet und begann in der feuchten Nachtluft zu
zittern.
    Auf Dott aber richtete der Vater nicht
einen einzigen Blick.
    »Ich bin dem Vater so gleichgültig
geworden, daß er mich nicht einmal mehr strafen will«, dachte sie. — Ach, der
Vater war wohl sehr böse auf sie!
    Aber auch die Mutter beachtete sie
nicht, während sie mit dem kranken Mummele mitten im Kreis der Dorfbewohner
stand.
    Der Vater nahm den Jungen bei der Hand,
und die ganze Dorfgemeinde schien entschlossen, die Ehern heimzubegleiten, als
hätte sie alle ein Unglück getroffen.
    Nur Dott blieb regungslos stehen. Sie
konnte es nicht begreifen, daß ihre Ehern an ihr vorübergehen wollten, ohne
auch nur einen einzigen Blick auf sie zu werfen. Sie hatte sich frei vor aller
Augen hingestellt und hätte auch die härteste Strafe ohne Klage hingenommen;
aber nie wäre ihr der Gedanke gekommen, daß Vater und Mutter überhaupt nichts
mehr von ihr wissen wollten!
    Aber es war, als wenn sie gar nicht
mehr für sie vorhanden sei.
    Als der Vater auf seinem Wege an Dott
herankam, schritt er so hart an ihr vorüber, daß er sie zur Seite stieß. Nur
einen kurzen Blick warf er in ihre Richtung. Dann ging er, ohne sie zu beachten,
weiter.
    Und ebenso wie der Vater machten es
auch die andern, als hätten sie sich verabredet. Und wenn sie ihnen nicht
schnell genug auswich, so rannten sie sogar gerade gegen sie an. Bei ihrer
Berührung aber wichen sie vor ihr zurück, als wenn sie die Pest hätte, und
eilten
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