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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott
Autoren: Tamara Ramsay
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war
unter den Vögeln nicht erlaubt, davon zu sprechen, wenn ein Vogel ein Lockvogel
wurde. Und Uff, die Lebensgefährtin des gefürchteten Uhus, war von den Menschen
zum Lockvogel gemacht worden.
    Der Storch nahm schnell wieder das
Wort. »Nur Schwalben und Amseln nehmen zu in der Prignitz«, sagte er. Dann
blickte er streng in die obersten Zweige der Bäume, wo die Singvögel saßen:
»Ja, zwitschert nur, ihr da oben! Aber hütet euch, daß ihr nicht wieder die
Nachtigallen vertreibt. Wer die Lieblinge der Menschen angreift, muß sterben!«
    Die Kleine hatte sich hinter die Farne
geduckt. Es würde wohl nicht ganz ungefährlich sein, wenn die Vögel sie hier
entdeckten!
    »Pica-Pica, die Elster, soll sprechen!«
fuhr der Storch fort. »Sie sagt ja, daß sie etwas über die neuen Gesetze des
Menschen erfahren hat. Merkt sie euch, ihr Jungen, denn Tod und Leben hängen
davon ab!«
    Mit raschelndem Flügelschlag schwang
sich die Elster auf einen vorspringenden Zweig. Hell blitzten die weißen
Schultern und die weiße Unterseite zwischen ihren schwarzen Schwingen. Seit
ihrer Gefangenschaft verstand sie die Sprache der Menschen und hatte vor
einigen Tagen ein Gespräch des Försters belauscht. Bevor sie aber zu sprechen
begann, putzte Pica-Pica ihr prächtig schillerndes Gefieder und spähte heimlich
nach allen Seiten, um zu sehen, welchen Eindruck sie machte.
    »Wenn ich ein so gefährliches Kleid
hätte, würde ich es lieber verstecken«, höhnte ein altes Bläßhuhn und blickte
zufrieden auf sein unscheinbares Kleid.
    »Die Elster soll sprechen!« schrien die
Vögel durcheinander. »Wenn sie wirklich etwas über die neuen Schonzeiten weiß,
soll sie doch reden!«
    »Hört mich an«, sagte die Elster. »Ich
rede.«
    »Also los endlich!«
    »So hört!« begann spöttisch die Elster
Pica-Pica, die es liebte, die Vögel zu ärgern. Sobald sie zu reden begann,
verstummten alle.
    »Ihr Haselhühner und Rebhühner! Im
September wird die Jagd auf euch eröffnet. Ihr Birkhühner und Trappen!
Gefährlich ist für euch der April. Wildgans, Möwe, Brachvogel und
Sumpfschnepfe! Ihr seid nur sicher im Sommer.«
    Ein Seufzen ging durch die Reihen der
Vögel.
    »Für immer geschützt sind von nun an
alle Kraniche, Kolkraben und wilden Schwäne, alle Sumpf- und Wasservögel, alle
Tag- und Nachtraubvögel.«
    Ein rauschendes Krächzen, ein triumphierendes
Heulen und Schnattern brach unter den zuletzt Genannten aus.
    »Ihr habt mich nicht ausreden lassen«,
rief die Elster mit schriller Stimme. »Ungeschützt sind alle Saatkrähen und
Nebelkrähen, alle Eichelhäher, der Fischreiher, das Bläßhuhn und alle Sperlinge.«
    Tiefes Schweigen folgte.
    In diese Stille hinein schrie eine
Vogelstimme: »Und du selbst?«
    »Vogelfrei! Vogelfrei!« zischte es der
Elster entgegen, als sie sich wand und drehte, ohne zu antworten. —
»Vogelfrei!« höhnten alle, die das gleiche Los getroffen hatte. Ein
ohrenbetäubendes Schelten und Lärmen entstand, in dem niemand mehr den anderen
verstehen konnte — als plötzlich etwas Unerwartetes geschah. Mitten hinein in
das Getümmel erklang ein Lachen. Ein Menschenlachen! So leise es war, es wirkte
wie ein Donner auf die Versammlung. Eine Stille von Sekunden — und dann
brausten und stoben die Vogelscharen auseinander und verschwanden krachend und
knackend im Waldesdunkel.
    Dott war auf den freien Platz
gesprungen. »Hört, ihr freien Völker der Luft und des Wassers!« rief sie, denn
sie hatte sich gemerkt, wie der Storch die Vögel angesprochen hatte. »Wenn ihr
mich versteht, so wie ich euch verstehe, dann kommt zurück und sprecht mit mir.
Ich bin so allein und fühle mich einsam!«
    »Keiner antwortet«, dachte Dott. »Sie
wollen nicht mit mir sprechen! — Entschuldigt bitte, wenn ich gelacht habe«,
rief sie, aber nicht mehr ganz so laut. »Ich habe nicht über euch gelacht,
sondern —weil ihr so schadenfroh gewesen seid!«
    Wieder Schweigen. Es schien ihr aber,
als wenn sie davonfliegende Schatten zwischen den Bäumen sähe. — »Ich will euch
helfen, so gut ich kann!« rief sie schnell. »Ihr habt doch selbst gesagt, daß
die Menschen mächtiger sind als ihr! — So hört doch! Ihr wißt ja das Beste noch
nicht...«
    Aber keine Stimme antwortete. Hin und
wieder noch ein Flügelschlagen — dann war alles still.
     
     
     

Die Aufträge
     
    Dott wollte gerade enttäuscht
fortgehen, da hörte sie ein leises Klappern hinter sich.
    »Der Storch!« dachte sie, aber sie
wagte nicht, sich nach
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