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Worte bewegen die Welt

Worte bewegen die Welt

Titel: Worte bewegen die Welt
Autoren: Brockhaus
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»héx«) Metren, Daktylen, die sich aus je einer langen und zwei kurzen Silben (die auch durch eine lange ersetzt werden können) zusammensetzen. Der letzte Versfuß zeigt eine durch das Versende bedingte Abweichung.
    Ausgeführt hat er ihn in 1200 Versen mit dem schon von Homer verwendeten und für das antike Epos üblichen Versmaß des sechsfüßigen Hexameters. Weniger mit erzählerischem Anspruch als vielmehr in belehrendem Stil entwarf er ein grandioses Bild von der Schöpfungsgeschichte, so, wie er sie sich vorstellte oder wie er von ihr, vielleicht aus orientalischen Quellen, gehört hatte. Generationen von Griechen lernten von Hesiod, wie alles angefangen und sich zusammenfügte hatte. Sie erfuhren von den aus dem Nichts entstandenen Urgewalten Chaos (dem gähnenden Abgrund), Gaia (der Erde), Tartaros (der Unterwelt) und von Eros, dem Liebesgott. Sie hörten davon, dass mit Eros der Zeugungsakt in die Welt kam. Aus den kosmischen Elementen entstanden durch die Macht des Eros alle Götter, alle Naturgewalten, alle Menschen, alle Gesetze und sogar Grundelemente des menschlichen Lebens wie Liebe, Tod, Schlaf, Hunger, Durst, Streit. Innerhalb dieses komplexen Systems konstruiert der Dichter genealogische Verbindungen, um die verschiedenen Abstammungslinien zu verdeutlichen. Auf diese Weise werden fast 300 Götter nach diesem Ordnungsprinzip in eine große Entwicklung integriert.
    Diente die »Theogonie« zum einen der Beschreibung der Weltentstehung, so sollte sie zum anderen den erreichten Zustand als den Schlusspunkt einer sinnvollen Evolution präsentieren. Hesiod ist es gewesen, der die Herrschaft des obersten Gottes Zeus literarisch begründet und gefestigt hat. Zeus setzt sich in grausamen Machtkämpfen gegen die Titanen, die Mächte des Bösen, durch und konstruiert eine ideale Weltordnung, basierend auf dem Gesetz (»Eunomia«), auf Recht (»Dike«) und auf Frieden (»Eirene«).
    DAS HARTE LOS DER BAUERN
    In der Textüberlieferung bildet das Ende der »Theogonie« zugleich den Prolog zu einem weiteren Werk, den »Eöen« (»Frauenkatalog«). Hier wird geschildet, wie sich sterbliche Frauen mit den Göttern in Liebe verbanden und aus diesen Verbindungen die Heroen entsprangen. Die »Eöen« sind nur fragmentarisch überliefert.
    Das zweite Hauptwerk des Hesiod, die »Erga kai hemerai« (»Werke und Tage«), gibt ein Bild des menschlichen Lebens und mahnt zu Arbeit und Gerechtigkeit. Eingefügt sind Mythen wie die von Prometheus oder Pandora, eine Fabel und viele Sinnsprüche. Auch in »Werke und Tage« gibt es am Anfang einen autobiografischen Bezug. Hesiod klagt über einen Streit mit seinem Bruder Perses über das väterliche Erbe. In seinem Testament hatte der Vater den beiden Söhnen sein Landgut überlassen, doch Perses soll es dank – angeblich – bestechlicher Richter aus dem Nachbarort Thespiai gelungen sein, Hesiod um sein Erbteil zu prellen. Dem Bruder den rechten Weg zu weisen, ihm den Wert ehrlicher, harter Arbeit zu vermitteln und gleichzeitig seinen Sinn für Gerechtigkeit zu wecken, war nach den Ausführungen Hesiods Anlass und Ziel, »Werke und Tage« zu schreiben. Aber natürlich hatte er nicht allein den Bruder im Auge. Schließlich waren es für die meisten Menschen in Griechenland harte Zeiten. Die Bevölkerung wuchs, die kargen Böden aber gaben nicht genug her, um alle zu ernähren. Viele Menschen wanderten aus, suchten sich in der Fremde eine neue Heimat. Wer in Griechenland blieb, musste häufig genug ums Überleben kämpfen. Die ohnehin reichen Großgrundbesitzer wurden durch umfangreiche Handelsaktivitäten noch wohlhabender und mächtiger. Den Armen begegneten sie mit Arroganz und Willkür. Das soziale Klima im Griechenland des Hesiod war denkbar schlecht. Der Dichter selbst beschrieb dies mit dem Bild, man habe in der Abfolge der fünf Zeitalter, die einst mit dem paradiesischen goldenen Zeitalter begann, die unterste Stufe, das eiserne Zeitalter, erreicht.
    ZEUS UND DAS PATRIARCHAT
    Früher glaubte man, dass die Griechen zunächst erdgebundene, eng mit Fruchtbarkeit verknüpfte Göttinnen verehrt hätten, diese dann aber durch die patriarchale, olympische Herrschaft des Zeus abgelöst worden seien. Mit Blick auf den großen Einfluss, den der Nahe Osten auf Griechenland hatte, muss diese Auffassung revidiert werden. Wenn Zeus aus dem Orient stammt, leitet sich seine Führungsposition im griechischen Pantheon auch von der zentralen Stellung ab, die er dort als Wettergott
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