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Worte bewegen die Welt

Worte bewegen die Welt

Titel: Worte bewegen die Welt
Autoren: Brockhaus
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doch bald Gehör und durfte sich sogar einiger Prominenz erfreuen. Ein wichtiger Gradmesser für den Erfolg eines Künstlers waren die Festspiele, bei denen man sich der Konkurrenz in einem Wettstreit um den Siegespreis für die beste Darbietung stellte. Einmal hat der bodenständige Dichter aus Askra die vertraute Umgebung verlassen, um die höheren Weihen der Kunst zu empfangen. Stolz berichtet er, dass er bei Leichenspielen zu Ehren des Aristokraten Amphidamas in Chalkis auf der Insel Euböa ein Gedicht vortrug und dafür den ersten Preis, einen Dreifuß, gewann. Zum Dank weihte er diese Trophäe nach seiner Rückkehr den Musen auf dem heimischen Berg Helikon.
    LEBEN ALS DICHTER
    Dieser Eintritt in die erste Garde der zeitgenössischen Künstler bedeutete allerdings nicht, dass Hesiod nun ein gänzlich neues Leben begonnen hätte. Vom Dichten und der Gunst der Musen allein konnte er nicht leben. Nur wer von Haus aus reich war, konnte es sich leisten, ausschließlich der Dichtkunst seine volle Aufmerksamkeit zu widmen. Und so hütete Hesiod, der einer der großen Protagonisten der europäischen Dichtung werden sollte, im Hauptberuf weiterhin Schafe, während das Dichten eine zwar ruhmvolle, jedoch nur wenig einträgliche Nebenbeschäftigung blieb.
    Weil er wegen seinen beruflichen Verpflichtungen als Viehhirte und Landwirt nicht so viel reisen konnte wie seine reicheren Dichterkollegen, hat Hesiod seine Werke von Anfang an schriftlich fixiert, um ihnen eine angemessene Verbreitung zu sichern. Inzwischen gilt es unter Hesiod-Forschern als sicher, dass er dies eigenhändig getan und sich nicht etwa der Hilfe professioneller Schreiber bedient hat.
    Die Schreibfähigkeit gehört zu den vielen erstaunlichen Fakten in der Karriere des Hesiod. Denn zum einen war die Schrift bei den Griechen noch nicht lange im Gebrauch – erst zu Beginn des 9. Jahrhunderts v. Chr. hatte man sie von den Phöniziern übernommen und den Erfordernissen der eigenen Sprache angepasst. Zum anderen waren die meisten Griechen zu dieser Zeit Analphabeten, lesen und schreiben konnte eigentlich nur die Oberschicht. Ein Bauernsohn wie Hesiod war von solchen Formen der Bildung üblicherweise ausgeschlossen. Dass er sich dennoch die Kenntnis der Schrift aneignete, spricht für seinen Ehrgeiz und für den Wunsch, die sozialen Schranken, die ihm seine Herkunft auferlegte, zu durchbrechen.
    Zum Ruhm Hesiods hat besonders der Umstand beigetragen, dass er ein überaus produktiver Geist war. Während die meisten Rhapsoden sich damit begnügten, bereits vorhandene Erzählstoffe in – allerdings bewundernswerten – Gedächtnisleistungen zu repetieren, war Hesiod bestrebt, dem Publikum etwas vollkommen Neues zu bieten.
    Zahl und Umfang seiner Werke erscheinen auch dann noch imposant, wenn man sich jenen Kritikern anschließt, die viele der ihm zugeschriebenen Werke nicht als seine anerkennen. Tatsächlich war es in der Antike üblich, literarische Produkte, deren Urheber man nicht genau kannte, der Einfachheit halber berühmten Vertretern des Faches zuzuweisen. Wenn von diesen Büchern heute nur noch die Titel oder ganz wenige Ausschnitte bekannt sind, entfällt auch die Möglichkeit, sich mit den Methoden der modernen Philologie Klarheit zu verschaffen. So muss wohl für immer unbeantwortet bleiben, ob Hesiod tatsächlich ein Verfasser war, der Schriften über die griechische Mythologie, Lehrgedichte über die Astronomie oder Regeln zur Deutung von Vogelzeichen niedergeschrieben hat.
    ›Arbeite, damit du nicht für Frau und Kind das Brot vom Nachbarn erbetteln musst.‹
    Hesiod, Werke und Tage
    DIE ERSCHAFFUNG DER WELT
    Unbestritten ein Werk des Hesiod ist eine Schrift, die dem Beginn seines künstlerischen Schaffens zugeordnet wird: die »Theogonia« (»Theogonie«), eine epische Abhandlung über die Herkunft der Götter. Von großer Auskunftsfreude in eigener Sache erfüllt, erzählt Hesiod in der Vorrede von seinem Erweckungserlebnis mit den Musen am Fuße des Helikons. Nachdem sie dem Schafhirten die Sprache des Dichters eingehaucht hatten, gaben sie ihm auch Hilfestellung bei der Frage, welcher Stoff sich denn für einen literarischen Erstling am besten eignete. »Sie hießen mich preisen der Seligen Geschlecht, der immer seienden Götter«, beschreibt Hesiod den Auftrag der himmlischen Töchter des Zeus.
    DER HEXAMETER
    Der Hexameter ist das Versmaß des griechischen und lateinischen Epos und Lehrgedichts. Der Vers besteht aus sechs (griechisch
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