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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber
Autoren: Sissi Flegel
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A m Morgen des 1. Dezember wachte ich zur gewohnten Zeit auf und wollte schon aus dem warmen Bett kriechen, als mir einfiel, dass es Samstag und somit schulfrei war. Zufrieden kuschelte ich mich wieder in die Federn, aber als ich gerade wegdämmerte, drang dieses kratz-kratz-kratz an meine Ohren. Das Geräusch kam von draußen und konnte eigentlich nur eines bedeuten – im Nu stand ich mit bloßen Füßen auf den kalten Dielen, riss das Fenster auf und streckte den Arm ins Freie: Es hatte geschneit! Es schneite noch immer! »Hey!«, schrie ich begeistert. »Hallo, Benno! Es schneit!«
    Benno, der Mann, der uns seit Jahren bei der Stallarbeit half, hob die Schippe, mit der er den Schnee im Hof wegschaufelte.
    »Morgen, Ally! Komm runter und hilf mir!«
    »O.K., Benno! Dauert nur ’ne Sekunde!«
    Ich schlüpfte in die Jeans, zog dicke Socken und einen Nor wegerpulli, der mal meinem Vater gehörte, an, fuhr mit dem Kamm durch meine dunkelbraunen Haare und band sie mit zwei Gummis über den Ohren zusammen, sodass sie wie kurze Pinsel abstanden – ich verschwendete keine Zeit für das, was man »Frisur« nennt, denn meine Haare waren absolut indiskutabel und ein Kapitel für sich. Wohingegen meine ältere Schwester, Rese ist fünfzehn, mit einer glatten goldenen Mähne gesegnet ist. Ihre Haare waren wirklich schöner als meine, aber davon abgesehen, fand ich mich voll in Ordnung.
    Ich platzte in Reses Zimmer. »Es schneit!«
    »Mpf!«
    »Es schneit, Rese!«
    »Lass mich in Ruhe!«
    »Mensch, Rese! Der erste Schnee!«
    »Raus!«
    »Blödfrau«, knurrte ich, knallte die Tür hinter mir zu und sortierte unten in der Diele aus den vielen Gummistiefeln mein Paar heraus. Keiner von uns machte sich die Mühe, die Reit- und Gummistiefel ordentlich ins Regal zu stellen; bei uns auf dem Reiterhof hatten dafür meine Mutter, mein Vater, meine Schwester Rese, mein kleiner Bruder Niklas und Benno einfach keine Zeit. Ich schon gar nicht. Es gab immer Wichtigeres zu tun, wie heute zum Beispiel Schnee zu schippen.
    Endlich hatte ich meine Stiefel gefunden, ich schnappte mir noch rasch die Handschuhe und eine Schippe, dann war ich endlich draußen – und landete sofort auf dem Po. »Aber hallo!«, sagte ich verdutzt.
    »Achtung, es ist glatt!«, rief Benno mir zu.
    »Was du nicht sagst …« Ich rappelte mich auf. Neugierig schauten die Pferde aus den oberen Hälften der Boxentüren, und wie jeden Morgen begrüßte ich jedes einzelne, indem ich über seine Nüstern strich und es fragte, ob es gut geschlafen hätte: Hip Hop, den feurigen Braunen, den Rappen Black Beauty, das brave Schneewittchen, Wundertüte, den wir Fury nannten, weil er sehr temperamentvoll war und oft Unsinn im Kopf hatte, und schließlich unser Pony Rosi. Das waren unsere Pferde, aber wir hatten auch noch zwölf Einsteller, die ich natürlich gerechtigkeitshalber auch streichelte, obwohl sie mir nicht so ans Herz gewachsen waren wie unsere eigenen. Von allen unseren Pferden liebte ich Fury am meisten. Wenn ich mal eine schlechte Arbeit geschrieben oder Zoff mit meinen Eltern oder Rese hatte, flüchtete ich mich zu ihm. Fury verstand mich.
    »Ally, du trödelst!«, rief Benno über den Hof.
    »Ist ja gut …« Ich lehnte mich an Furys Stalltür und sofort legte das Pferd seinen Kopf auf meine Schulter. Als ich in den grauen Himmel blickte und die Schneeflocken auf meiner Haut schmolzen, wärmte sein Atem mein Gesicht. Ich mochte das sehr gerne.
    Unser Hof befand sich am Rande der Stadt auf einer ausgedehnten Wiese, die auf der einen Seite von sanft geschwungenen Weinbergen begrenzt wurde und auf der anderen vom Zipfelbach. Die Erlen, die seine Ufer säumten, hatten unserem Hof den Namen gegeben: Erlenhof. Heute waren die Bäume nur dunkle Schemen, der Zaun der Koppel war kaum auszumachen und die Hügel konnte ich nur ahnen.
    Plötzlich landete ein Schneeball in meinem Gesicht, Jash, unser Rauhaardackel, flitzte kläffend über den Hof, Hektor, unser betagter Schäferhund, bellte, und als ich meinem Bruder Niklas nachrannte – er hatte den Schneeball geworfen – sah ich, wie Sepi, unsere Katze, im Stall verschwand. Nick ahnte, was sie vorhatte und schrie: »Ich ergebe mich!« und eilte Sepi nach.
    Benno lachte. »Nick, der Mäusefreund!«



Mein kleiner Bruder hatte ein gutes Herz. Egal wie groß oder klein ein Tier war – er liebte sie alle. Seine Liebe ging so weit, dass er sich nachts heimlich in den Stall schlich, um die Mausefallen zuschnappen zu lassen,
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