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Worte bewegen die Welt

Worte bewegen die Welt

Titel: Worte bewegen die Welt
Autoren: Brockhaus
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Gleichzeitig scheint er ein Faible für effektvolle Inszenierungen gehabt zu haben. In einem seiner Stücke soll er das Publikum mit einem fulminanten Auftritt der Rachegöttinnen so sehr erschreckt haben, dass im Theater eine Panik ausgebrochen sein soll. Auch manche technische Revolution wird ihm zugeschrieben, etwa der »Deus ex Machina«, der »Gott aus der Maschine«, wobei ein Gott mithilfe eines Kranes auf die Bühne schwebte und der Handlung einen unerwarteten Verlauf gab.
    DIE TRAGÖDIE
    Die Tragödie, griechisch eigentlich: »Bocksgesang«, ist neben der Komödie die wichtigste Gattung des europäischen Dramas. Die Tragödie gestaltet einen schicksalhaften, unvermeidlichen und unausgleichbaren Gegensatz, der zum Untergang des Protagonisten führt. Die griechische Tragödie entnahm ihre Stoffe dem Reichtum der mythisch-sagenhaften Überlieferung.
    Das Handeln der Helden in den Tragödien von Aischylos ist von Hochmut und Verblendung bestimmt, seine Tragödien sind den Göttern fromm und verehrend zugewandt.
    In den Stücken übernahmen die ausschließlich männlichen Schauspieler mehrere Rollen, trugen Masken, prunkvolle Kostüme und den Kothurn, einen weichen Schaftstiefel mit besonders dicker Sohle. Gespielt wurde ursprünglich auf einem Tanzplatz, der Orchestra, auf dem ein Altar des Dionysos stand. Gegenüber dem Zuschauerraum, dem Theatron, der sich, etwas mehr als im Halbkreis um die Orchestra gelegt, stufenweise hinaufzog, wurde ein Holzbau errichtet. Erst seit dem 4. Jh. v. Chr. baute man Bühnen aus Stein.
    BEWÄHRUNG IN MARATHON
    Aufgrund welcher Umstände den jungen Aischylos die Leidenschaft für das Theater ergriffen hat, ist nicht bekannt. Jedenfalls stammte er aus einer begüterten Familie und verfügte somit über die materielle Unabhängigkeit, die es ihm erlaubte, sich voll und ganz dem Metier des Künstlers zu widmen. Geboren wurde er 525 v. Chr. in dem in der Nähe von Athen gelegenen Ort Eleusis. Sein Vater Euphorion stammte aus dem angesehenen Adelsgeschlecht der Eupatriden, dem Geschlecht der »Söhne edler Väter«.
    Für Aischylos muss die Teilnahme an der Schlacht von Marathon, bei der sein Bruder Kynegeiros ums Leben kam, prägend gewesen sein. Die Athener schlugen hier 490 v. Chr. siegreich ein vom König Dareios entsandtes persisches Invasionsheer zurück. Auf seinem eigenen Grabmal ließ Aischylos später einen an Marathon erinnernden Satz anbringen, der offensichtlich von seinem Patriotismus zeugen sollte: »Seine Tapferkeit, geprüft und bewährt, vermag die heilige Ebene von Marathon zu künden.« Im 2. Jahrhundert n. Chr. wunderte sich der griechische Reiseschriftsteller Pausanias darüber, dass Aischylos in seiner Grabinschrift nur von Marathon sprach, obwohl er doch in der Dichtung so berühmt geworden sei. Zehn Jahre nach Marathon kämpfte Aischylos bei Salamis ein weiteres Mal gegen die von König Xerxes persönlich geführten Perser, und erneut gelang es den Griechen, die Angreifer abzuwehren und ihre Freiheit zu sichern.
    »DIE PERSER«
    Wie sehr Aischylos diese Ereignisse beschäftigten, zeigt sich daran, dass er ihnen eine eigene Tragödie mit dem Titel »Die Perser« gewidmet hat. Es ist das einzige der erhalten gebliebenen Stücke des Dichters mit einem der historischen Wirklichkeit entnommenen Stoff. Für seine Aufführung erhielt er 472 v. Chr. von der Jury den ersten Preis. Und sicher bewegte es 18 Jahre nach Marathon und acht Jahre nach Salamis Preisrichter und Publikum gleichermaßen, wie ergreifend es Aischylos gelang, die Emotionen, die die Athener mit diesem Thema verbanden, dramatisch zum Ausdruck zu bringen. Die Handlung spielt in der persischen Hauptstadt Susa. Dadurch werden die athenischen Zuschauer mit einem ihnen fremden Schauplatz konfrontiert, auf dem die Handlung aus der Perspektive der Verlierer abläuft. Ein Bote übermittelt die Nachricht von der Niederlage bei Salamis, deren für die Perser schmählichen Ausgang König Dareios, von seiner Frau Atossa und dem Chor aus der Unterwelt herbeigerufen, so erklärt: Die Überheblichkeit seines Sohnes Xerxes, mit der er die von den Göttern gesetzten Regeln überschritten und nach übergroßer Macht gestrebt habe, habe ins Verderben geführt.
    LERNEN DURCH LEIDEN
    In dieser Deutung kommt ein Grundzug im Denken des Aischylos zur Geltung, wie er sich auch in seinen anderen erhaltenen Tragödien zeigt: Der Mensch ist in seinen Entscheidungen nicht frei, er steht unter äußeren, göttlich gelenkten
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