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Worte bewegen die Welt

Worte bewegen die Welt

Titel: Worte bewegen die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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sei. Kurz nach dem Tod des Sophokles und des Euripides führte der Komödiendichter Aristophanes in Athen sein Stück »Die Frösche« auf. Weil der Thron der Dichterfürsten vakant war, schickte Aristophanes den Gott Dionysos in die Unterwelt und ließ ihn Aischylos und nicht dessen jüngst verstorbene Kollegen zurück nach Athen holen. Aristophanes gewann mit seinen »Fröschen« den ersten Preis im Agon der Komödiendichter. Mit sicherem Gespür für die Empfindungen des athenischen Publikums, das damals, in der Endphase eines verlustreichen Krieges gegen die Spartaner, Bedarf an der Überwindung von Sorgen und Leid verspürte, hatte Aristophanes dem großen Aischylos die Krone der Dichter aufgesetzt.

SOPHOKLES

    DER DICHTER, DER ATHEN LIEBTE
    Zusammen mit dem um einiges älteren Aischylos und dem etwas jüngeren Euripides gehörte Sophokles zu den drei großen attischen Tragikern des 5. Jahrhunderts v. Chr. Mit seinen mehrfach preisgekrönten Werken trug er wesentlich dazu bei, dass man dieses Jahrhundert als eine kulturelle Glanzzeit der griechischen Antike ansieht. Der aus einer vermögenden Athener Familie stammende Dichter bekleidete auch hohe Ämter in der Politik
.
    497/496 v. Chr.
    Geburt in Athen
    468 v. Chr.
    erster Preis im tragischen Agon
    443/442 v. Chr.
    Schatzmeister des Attischen Seebundes
    441–439 v. Chr.
    Stratege
    ab 413/411 v. Chr.
    wahrscheinlich Mitglied der Oligarchie
    406/405 v. Chr.
    Tod in Athen
    Über 90 Jahre alt geworden, hat Sophokles fast das ganze 5. Jahrhundert v. Chr. miterlebt. Geboren wurde er 497/496 v. Chr. in Athen. In die Zeit seiner Kindheit und Jugend fielen die großen Abwehrkriege der Griechen gegen die Perser mit der siegreichen Schlacht bei Marathon 490 v. Chr., der Zerstörung Athens zehn Jahr später und der Gründung des ersten Attischen Seebundes 477 v. Chr., mit dessen Hilfe die Perserkriege schließlich beendet wurden. Der Stadtstaat Athen, die Heimatpolis des Sophokles, die mit ihrer Flotte den Hauptanteil an der erfolgreichen Bekämpfung der Eroberer aus dem Osten gehabt hatte, wurde zur führenden Macht in der griechischen Welt. Das demokratische Athen sonnte sich in der Rolle der, wie es der Historiker Thukydides formulierte, »Schule von Hellas«. Auf allen Gebieten wollten die Athener Vorbild für die anderen Griechen sein. Die Funktion des Lehrmeisters übernahm Perikles, der seit der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. an der Spitze der athenischen Politik stand. Nicht zuletzt auf seine Initiative hin entwickelte sich die Stadt zu einer glanzvollen Metropole der Wissenschaft und Kultur, in die die berühmtesten Gelehrten, Künstler und Architekten in Scharen strömten.
    Als Sophokles 65 Jahre alt war, kam der schwere Einbruch. Vielen griechischen Städten war der politische Einfluss Athens zu groß geworden. 431 v. Chr. eskalierten die lange schwelenden Gegensätze. Die alte Vormacht Sparta trat mit ihren Verbündeten in einen Krieg gegen die Athener und dessen Attischen Seebund, einer Vereinigung von über 200 griechischen Städten, ein. Der Peloponnesische Krieg zog sich, mit wenigen Unterbrechungen, über 27 Jahre hin. 404 v. Chr. musste Athen kapitulieren, die demokratische Ordnung wurde vorübergehend aufgehoben, der Seebund, das wichtigste Herrschaftsinstrument, aufgelöst.
    ATHENISCHER PATRIOT
    Von dem Schicksal, das traurige Ende der Großmacht Athen noch miterleben zu müssen, blieb Sophokles verschont. Zwei Jahre vor dem Ende des Krieges war er hochbetagt gestorben. Zweifellos aber haben ihm die politischen Ereignisse in seinen letzten Lebensjahren sehr zugesetzt. Wie kaum ein anderer Dichter seiner Zeit war Sophokles ein athenischer Patriot, dem das Wohl des Staates und der Gesellschaft mindestens ebenso wichtig war wie der eigene Erfolg als Künstler. Als »Philathenaios«, also als einen, »der Athen liebt«, hat ihn einer seiner antiken Biografen bezeichnet. Tatsächlich hat er, im Gegensatz zu manchem Kollegen, der den Verlockungen gut bezahlter Engagements an den Höfen reicher Könige nicht zu widerstehen vermochte, die Heimat niemals verlassen. Die Bühne seines Lebens wie auch seiner Stücke war ausschließlich Athen.
    Aufgrund dieser patriotischen Bindung hat der Dichter, ebenfalls im Gegensatz zu den meisten anderen Künstlern der Zeit, auch wiederholt politische Verantwortung übernommen. Die Devise der athenischen Demokratie, die von ihren Bürgern die aktive Mitwirkung an der Gestaltung des öffentlichen Lebens erwartete, war für

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