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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum
Autoren: Allison Pearson
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Doppelkammerwaschmaschine , und dann gab es diese andere Sorte. Im Alter von 35 Jahren weiß ich nun genau, zu welcher Sorte ich gehöre, und ich nehme an, deshalb befinde ich mich in den frühen Morgenstunden des 13. Dezember hier, deshalb schlage ich mit dem Nudelholz auf Mince Pies ein, bis sie wie etwas aussehen, das Muttern gemacht hat. Früher hatten die Frauen Zeit, Mince Pies zu backen, und den Orgasmus mussten sie vortäuschen. Jetzt kriegen wir die Orgasmen hin, aber wir müssen bei den Mince Pies schummeln. Und das nennt man nun Fortschritt.
    «Verdammt. Verdammt. Wo hat Paula das Sieb versteckt?»
    «Kate, was machst du da eigentlich? Es ist zwei Uhr morgens.»
    Richard steht in der Tür und blinzelt ins Licht. Rich mit seinem babyweich getümmelten Jermyn-Street-Pyjama. Rich mit all seiner englischen Vernunft und seiner dünn gescheuerten Freundlichkeit. Der langsame Richard nennt meine amerikanische Kollegin Candy ihn, denn die Arbeit in seinem ethisch korrekten Architektenbüro hat ihn mit der Zeit beinahe zum Stillstand gebracht, er braucht eine halbe Stunde dazu, den Müll rauszubringen, und erzählt mir immer, ich soll langsamer machen.
    «Mach langsamer, Katie, du bist wie dieses Ding auf dem Jahrmarkt. Wie heißt das noch? Das, wo die Leute schreiend an den Wänden kleben, solange sich das verdammte Ding dreht?»
    «Zentrifugalkraft.»
    «Weiß ich auch. Ich meine, wie heißt das Karussell?»
    «Keine Ahnung. Die Todeswand?»
    «Genau.»
     
    Ich verstehe, was er meint. Ich bin noch nicht abgedreht genug, um nicht zu begreifen, dass es mehr im Leben geben muss, als zu mitternächtlicher Stunde Backwaren zu fälschen. Und Müdigkeit. Diese Tiefseetaucher-Müdigkeit, die Reise zum Grund der Erschöpfung, aus der ich seit Emilys Geburt ehrlich gesagt nie richtig wieder aufgetaucht bin. Fünf Jahre im bleiernen Gewand der Schlaflosigkeit. Aber was ist die Alternative? Heute Nachmittag in der Schule zu erscheinen und dreist eine Schachtel Supermarktskuchen auf dem festlichen Gabentisch zu deponieren? Dann hat Emily außer der Mama, die nie da ist, und der Mama, die rumschreit, auch noch die Mama, die sich die Mühe nicht macht. In zwanzig Jahren, wenn meine Tochter in den Mauern des Buckingham-Palastes bei dem Versuch verhaftet wird, den König zu kidnappen, wird ein Kriminalpsychologe in den Nachrichten auftreten und sagen: «Freunde führen den Beginn von Emily Shattocks mentalen Problemen auf ein Schulkonzert zurück, bei dem ihre Mutter, eine schemenhafte Erscheinung in ihrem Leben, sie vor ihren Klassenkameraden gedemütigt hat.»
     
    «Kate? Hallo?»
    «Ich brauch das Sieb, Richard.»
    «Wozu?»
    «Damit ich die Mince Pies mit Puderzucker bestäuben kann.»
    «Warum?»
    «Weil sie zu gleichmäßig gebräunt sind und jeder in der Schule merken wird, dass ich sie nicht selbst gemacht hab, darum.»
    Richard blinzelt langsam wie Stan Laurel, der mal wieder vor einer schönen Bescherung steht. «Nicht: warum Puderzucker. Warum bist du in der Küche, Katie. Bist du verrückt? Du bist erst vor drei Stunden aus den Staaten zurückgekommen. Kein Mensch erwartet von dir, dass du irgendwas für das Weihnachtskonzert produzierst.»
    «Na schön, ich erwarte es von mir.» Die Wut in meiner Stimme überrascht mich selbst und ich merke, wie Richard zusammenzuckt. «So, und wo hat Paula das Scheißsieb versteckt?»
    Rich sieht plötzlich älter aus. Die Stirnfalte, die einst ein munteres Ausrufungszeichen zwischen den Augenbrauen meines Ehemannes war, ist, ohne dass ich es bemerkt habe, so tief und breit wie ein Scheunentor geworden. Mein wunderbarer, witziger Richard, der mich einst so angesehen hat wie Dennis Quaid Ellen Barkin in The Big Easy und mich jetzt, nach dreizehn Jahren einer gleichberechtigten Partnerschaft, so ansieht wie ein rauchender Beagle einen Forschungsmediziner – im vollen Bewusstsein dessen, dass Experimente dieser Art zum Wohle des menschlichen Fortschritts möglicherweise durchgeführt werden müssen, aber irgendwie doch um Verschonung bittend.
    «Schrei nicht», seufzt er, «du weckst sie auf.» Ein bonbongestreifter Arm zeigt nach oben, wo unsere Kinder schlafen. «Außerdem, Paula hat es nicht versteckt. Du musst damit aufhören, dem Kindermädchen alles in die Schuhe zu schieben, Kate. Das Sieb wohnt in der Schublade neben der Mikrowelle.»
    «Nein, es wohnt genau hier, in diesem Schrank.»
    «Nein, schon seit 1997 nicht mehr.»
    «Willst du damit andeuten, dass ich mein eigenes
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