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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum
Autoren: Allison Pearson
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fünf Tage nach einer Hochzeit unter der Markise vorfindet. Eines schönen Tages wird sich hier jemand den Hals brechen. Oben komme ich wieder zu Atem und verfluche innerlich diese hohen, schmalen Londoner Häuser. In der Stille vor den Kinderzimmertüren kann ich ihre unterschiedlichen Schlafstile klar unterscheiden, sein Ferkelschnuffeln, ihre Prinzessinnenseufzer.
    Wenn ich nicht schlafen kann, und glauben Sie mir, ich würde von Schlaf träumen, wenn ich den Kopf nicht zu voll hätte zum Träumen, schleiche ich mich gern in Bens Zimmer und setze mich auf den blauen Stuhl und beobachte ihn einfach. Mein Baby sieht aus, als hätte es sich in die Arme der Bewusstlosigkeit geschleudert wie ein sehr kleiner Mann, der versucht, bei voller Fahrt auf einen Bus aufzuspringen. Heute Nacht liegt er in seinem Gitterbett längelang und alle viere von sich gestreckt auf dem Bauch, winzige Finger umschließen eine unsichtbare Stange. Das widerliche Känguru, das sein größter Schatz ist, schmiegt sich an seine Wange. Ein Regal voll der feinsten Plüschtiere, die ein besorgtes Elternteil kaufen kann, und was erwählt er als Objekt seiner Liebe? Ein schielendes Beuteltier aus Woollies Ladenhütertonne. Ben kann uns noch nicht sagen, dass er müde ist, deshalb sagt er einfach nur Roo. Er kann nicht ohne Roo schlafen, denn Roo bedeutet für ihn Schlaf.
    Zum ersten Mal in vier Tagen sehe ich meinen Sohn. Vier Tage, drei Nächte. Zuerst war da die Reise nach Stockholm, wo ich etwas Zeit im Gesichtsfeld eines ziemlich unruhigen neuen Klienten zu verbringen hatte, dann hat mich Rod Task aus dem Büro angerufen und mir mitgeteilt, ich müsse meinen Hintern rüber nach New York schaffen und einem alten Klienten die Hand halten, dem glaubhaft zu versichern war, dass der neue Klient nicht zu viel von meiner Zeit beanspruchen würde.
    Benjamin macht mir meine Abwesenheiten nie zum Vorwurf. Noch zu klein. Er begrüßt mich immer mit unverhohlenem Entzücken wie ein mit den Armen rudernder Fan bei einer Hollywoodpremiere. Für seine Schwester hingegen gilt das nicht. Emily ist fünf Jahre alt und voll eifersüchtiger Weisheit. Mamas Rückkehr ist immer das Stichwort für eine Folge von ausgeklügelten Zurücksetzungen und Strafen.
    «Diese Geschichte liest Paula mir schon vor.»
    «Aber ich will, dass Papa mich badet.»
    Die Königinmutter hat Wallis Simpson einen herzlicheren Empfang bereitet als Emily mir nach jeder Geschäftsreise. Aber ich ertrage es. Mein Herz krampft sich zusammen, und irgendwie ertrage ich es. Vielleicht glaube ich, dass ich es verdient habe.
    Ich verlasse den leise schnarchenden Ben und stoße sacht die Tür zu dem anderen Zimmer auf. In den bonbonfarbenen Schimmer ihrer Aschenputtellampe getaucht, liegt meine Tochter, ganz ihren Vorlieben entsprechend, nackt wie ein Neugeborenes da. (Kleider, Braut- und Prinzessinnenoutfits ausgenommen, sind ein permanentes Ärgernis für sie.) Als ich die Decke über sie ziehe, zucken ihre Beine im Protest wie die eines Laborfrosches. Nicht mal als Baby konnte Emily es ertragen, zugedeckt zu werden. Ich hatte ihr einen von diesen Schlafsäcken mit Reißverschluss gekauft, aber sie hat darin um sich getreten und ihre Backen gebläht wie der Gott des Windes in der Ecke einer alten Landkarte, bis ich die Niederlage eingestehen musste und den Schlafsack verschenkt habe. Sogar im Schlaf, wenn das Gesicht von meinem Mädchen den weichen Flaum einer Aprikose hat, ist dieses entschlossen hervorspringende Kinn zu erkennen. In ihrem letzten Zeugnis stand: «Emily ist ein sehr ehrgeiziges kleines Mädchen, das noch lernen muss, mit mehr Haltung zu verlieren.»
    «Erinnert dich das an irgendwen, Kate?», fragte Richard mit diesem Winseln des getretenen Welpen, das er sich in letzter Zeit zu Eigen gemacht hat.
    Im Laufe des letzten Jahres hat es Zeiten gegeben, in denen ich versucht habe, meiner Tochter – die ich für alt genug hielt, sich das anzuhören – zu erklären, warum ihre Mama zur Arbeit gehen muss. Weil Mama und Papa nämlich beide Geld verdienen müssen, um das Haus zu bezahlen und all die Dinge, die sie so gern hat, wie Ballettstunden und Ferienreisen. Weil ihre Mama eine Arbeit hat, die sie gut macht, und weil es wirklich wichtig ist, dass Frauen genauso arbeiten gehen wie Männer. Jedes Mal steigert sich diese Ansprache zu einem ergreifenden Höhepunkt – Trompeten, Chöre, tränenreich schwenkt die vereinte Schwesternschaft die Fahnen –, auf dem ich Emily versichere,
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