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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum
Autoren: Allison Pearson
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mir es wirklich genießt, in der Öffentlichkeit Miss genannt zu werden. Mit fünfunddreißig Jahren, der Schwerkraft und zwei kleinen Kindern, die einen runterziehen, muss man die Komplimente nehmen, wie man sie kriegen kann. Außerdem, ich glaube, durch die Abkürzung spare ich zweieinhalb Minuten.
     
    8.47: Edwin Morgan Forster, eine der ältesten und vornehmsten Institutionen der City, steht an der Ecke Broadgate und St. Antony’s Lane, eine Festung aus dem neunzehnten Jahrhundert mit einem großen vorspringenden Bug aus dem Glas des zwanzigsten Jahrhunderts, was aussieht, als sei ein Dampfer mit einem Warenhaus kollidiert und auf der anderen Seite wieder rausgekommen. Als ich mich dem Haupteingang nähere, drossele ich das Tempo und mache mich an die Überprüfung der Instrumente.
    Schuhe, zusammenpassend, zwei? Checken.
    Keine Cornflakes auf der Jacke? Checken.
    Rock nicht in die Unterhose gesteckt? Checken.
    BH unsichtbar? Checken.
    Okay, ich gehe hinein. Schreite forsch durch das marmorne Atrium und lasse meinen Ausweis vor Gerald vom Sicherheitsdienst aufblitzen. Seit die Lobby von Edwin Morgan Forster, die mal so aussah wie eine Bank, vor 18 Monaten aufgemotzt worden ist, ähnelt sie einem von diesen Zoogehegen, die russische Konstruktivisten zur Unterbringung von Pinguinen entwerfen. Jede Oberfläche ist in einem augapfelerschütternden arktischen Weiß gehalten, mit Ausnahme der rückwärtigen Wand, die in dem Türkiston der Yardley-Geschenkseife angestrichen worden ist, für die meine Großtante Alice vor dreißig Jahren eine Vorliebe hatte, die jedoch vom Innenarchitekten als «ozeanische Farbe der Vision und Zukünftigkeit» beschrieben wurde. Für diese in Form gemeißelte Weisheit hat eine Firma, die dafür bezahlt wird, das Geld anderer Leute nutzbringend anzulegen, einen unbestätigten Betrag von siebenhundertundfünfzigtausend Dollar rausgerückt.
    Ein schier unglaubliches Gebäude. Siebzehn Stockwerke und vier Fahrstühle. Geteilt durch vierhundertunddreißig Angestellte, kalkuliere sechs knopfdrückende Klotzköpfe, zwei Fieslinge, die die Tür nicht aufhalten, und Rosa Klebb mit dem Sandwichwagen ein – und das Ergebnis ist entweder eine Wartezeit von vier Minuten oder die Treppe. Ich nehme die Treppe.
    Komme mit fuchsiarotem Gesicht im dreizehnten Stock an und stoße umgehend auf Robin Cooper-Clark, unseren nadelgestreiften Director of Investment. Die Kollision der Odeurs ist ebenso plötzlich wie überwältigend. Ich: Eau de Schweiß. Er: Floris Elite mit Untertönen von Winchester und Walnussarmaturenbrett.
    Robin ist außergewöhnlich groß, und es ist eine seiner Gaben, dass er es schafft, auf einen herunterzuschauen, ohne tatsächlich auf einen herabzuschauen – man fühlt sich in keiner Weise klein. Es hat mich nicht überrascht, als ich einem Nachruf entnommen habe, dass sein Vater Bischof bei einem Militärorden war. Robin hat etwas sowohl Heiliges als auch Unverwüstliches an sich: Es hat Zeiten gegeben bei EMF, in denen ich gedacht habe, ohne seine Freundlichkeit und seinen leicht spöttischen Respekt müsste ich sterben.
    «Bemerkenswerte Farbe, Kate, Ski laufen gewesen?» Robins Mundwinkel zucken nach oben und sind auf dem Weg zu einem Lächeln, als nach einem Blick Richtung Uhr über der Empfangstheke eine buschige graue Augenbraue ungläubig hochschnellt.
    Kann ich es riskieren, so zu tun, als sei ich seit sieben da gewesen und nur mal eben auf einen Cappuccino gegangen? Ein Blick quer durchs Büro verrät mir, dass mein Assistent Guy bereits anspielungsvoll grinsend am Wasserspender steht. Mist. Guy muss mich im gleichen Augenblick entdeckt haben, denn über die gesenkten Köpfe der Trader mit ihren unters Kinn geklemmten Telefonen, über die Sekretärinnen und die Europa-Abteilung und das Global Equities Team in seinen lila Lewin-Hemden hinweg schallt wie die Stimme des Allmächtigen jene meines Assistenten: «Ich hab Ihnen die Unterlagen von Bengt Bergman auf Ihren Schreibtisch gelegt, Katharine», verkündet er. «Tut mir Leid, dass Sie wieder Probleme hatten reinzukommen.»
    Man bemerke, wie das Wort «wieder» eingesetzt wird, der Tropfen Gift an der Spitze des Dolches. Kleiner Schleimer. Als wir Guy Chase vor drei Jahren die European Business School finanziert haben, war er ein Schlauberger vom Balliol College in einem vierteiligen Anzug mit einem Defizit an persönlicher Hygiene. Als er fertig war, trug er Armani (brikettfarbenen) und den Gesichtsausdruck von
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