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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum
Autoren: Allison Pearson
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Nebel, der sich an die Bürohochhäuser vor meinem Fenster schmiegt.
    Als Nächstes überprüfe ich die Währungen auf dramatische Bewegungen, dann gebe ich TOP ein und rufe die aktuellen Meldungen aller großen Finanzfirmen ab. Die Story des Tages handelt von Gayle Fender, einer Aktienhändlerin , oder besser: einer Ex-. Sie verklagt ihre Firma, Lawrence Herbert, auf Schadensersatz wegen sexueller Diskriminierung, weil männliche Kollegen einen weit besseren Bonus für weniger gute Ergebnisse erhalten haben als sie. Die Schlagzeile lautet: Eisjungfer zeigt Männern kalte Schulter. In den Medien sind die Frauen der City alle entweder Elisabeth die Erste oder Nachtclubtänzerinnen ohne festes Engagement. Die alte Geschichte von Jungfrau und Hure im Wall Street Journal verpackt.
    Persönlich hat mich die Vorstellung, zur Eisjungfer zu werden, schon immer angesprochen, vielleicht kann man das Kostüm kaufen? Mit weißem Pelzbesatz, Stalaktitenabsätzen und passendem Eispickel. Wie dem auch sei, Gayle Fenders Geschichte wird so enden, wie alle diese Geschichten enden – mit einem «Kein Kommentar» wird sie den Gerichtssaal gesenkten Blickes durch einen Nebenausgang verlassen. Die City erstickt Abtrünnige: Wir haben so unsere Methoden, damit die Leute nicht reden. Es hat sich als äußerst effektiv erwiesen, ihnen mit Fünfzigpfundnoten das Maul zu stopfen.
    Klicke die E-Mails an. Neunundvierzig Nachrichten in meiner Inbox seit meinem Abflug am Donnerstag. Überfliege sie und sortiere erst mal den Müll aus.
    Probeabo einer neuen Investmentzeitschrift? Müll.
    Sie sind zu einer Konferenz über die Globalisierung an den Genfer See eingeladen, um Ihr leibliches Wohl kümmert sich der weltberühmte Küchenchef Jean-Louis … Müll.
    Die Abteilung für Personalentwicklung will wissen, ob ich in dem neuen EMF-Firmenvideo auftreten werde. Nur wenn ich meinen eigenen Trailer kriege, in dem John Cussack an den Bettpfosten gefesselt ist.
    Möchte ich eine Karte für den armen Schlucker aus der Finanzbuchhaltung unterschreiben, der seinen Job losgeworden ist? (Jeff Brooks geht freiwillig, sagen sie, aber Unfreiwillige werden ihm bald folgen.) Ja.
    Die oberste Nachricht auf meiner Inbox ist von Celia Harmsworth, Leiterin der Abteilung für Personalentwicklung. Da steht, dass mein Boss Rod Task verhindert ist, heute in der Mittagspause die Begrüßungsrede für die EMF-Trainees zu halten. Könnte ich bitte einspringen? «Wir würden uns sehr freuen, Sie ab 13 Uhr im Konferenzzimmer im 7. Stock zu sehen!»
    Nein, nein, nein. Ich habe bis Freitag neun Fondsberichte zu schreiben. Außerdem muss ich um 14 Uhr 30 zu einem sehr wichtigen Krippenspiel.
    Da nun die beruflichen Memos aus dem Weg sind, kann ich mich den echten E-Mails widmen, denen, die wirklich wichtig sind: Nachrichten von Freunden, Witzen und Geschichten, die um die Welt herum weitergereicht werden wie Bonbons. Wenn es wirklich wahr ist, was behauptet wird, dass nämlich meine Generation die ist, die nach Zeit hungert, dann sind E-Mails unser kleines Laster, unser Trostfutter. Es ist nicht leicht zu erklären, wie viel Unterstützung ich von meinen regelmäßigen Mailpartnern bekomme. Da ist Debra, meine beste Freundin vom College, jetzt zweifache Mutter und Anwältin bei Addison Pope, gleich gegenüber von der Bank von England und etwa zehn Minuten zu Fuß von Edwin Morgan Forster. Nicht, dass ich da je hinkäme, um sie zu besuchen. Sie könnte ebenso gut auf dem Pluto arbeiten. Und dann ist da Candy, meine Fondsmanagergenossin mit dem Schandmaul, Worldwide Web Whizz und stolzer Exportartikel aus Rockaway, New Jersey: Candace Marlene Stratton. Meine Waffenschwester und eine Frau, die stets über die jüngsten Trends auf dem internationalen Dessous-Markt orientiert ist. Meine Lieblingsfigur in der Literatur ist Rosalind in «Wie es euch gefällt», Candys Lieblingsfigur ist Elmore Leonard, der ein T-Shirt trägt, auf dem steht: «You’ve Obviously Mistaken Me For Someone Who Gives A Shit.»
    Candy sitzt gleich da drüben, neben der Säule, zehn Meter von mir entfernt, und dennoch wechseln wir an einem normalen Arbeitstag kaum mehr als ein paar Worte laut. Aber auf dem Monitor gehen wir in unseren jeweiligen Köpfen permanent ein und aus, so wie es früher unter guten Nachbarn üblich war.
     
E-Mail an Kate Reddy, EMF
Von: Candy Stratton
K8,
Frage: Warum wiegen verheiratete Frauen mehr als Single-Frauen?
Antwort: Single-Frauen kommen nach Hause, sehen, was im
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