Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum
Autoren: Allison Pearson
Vom Netzwerk:
eingeplant hatte.
    Unser Büro ist ein Großraumbüro, aber der Marketing-Chef hat einen der beiden Räume mit Wänden, der andere gehört Robin Cooper-Clark. Als ich bei Rod einmarschiere, um meinen Protest kundzutun, ist das Büro leer, aber ich bleibe trotzdem ein paar Augenblicke, wegen der Aussicht durch das vom Boden zur Decke reichende Eckfenster. Direkt darunter liegt die Eislaufbahn von Broadgate, ein Teller aus Eis, der mitten zwischen die schwankenden Türme aus Beton und Stahl gestellt worden ist. Zu dieser Stunde ist es leer dort, bis auf einen einsamen Schlittschuhläufer, einen großen, dunklen Typen in einem grünen Sweatshirt, der etwas ins Eis ritzt, das ich zunächst für Achten halte. Als er aber eine lange Gerade abwärts fährt, wird mir klar, dass es ein großes Dollarzeichen ist. In dem Nebel, der sich langsam lichtet, sieht die City aus wie nach dem Blitzangriff der Deutschen, als der Rauch der Feuer abzog und auf magische Weise die Kuppel von St. Paul’s wieder sichtbar wurde. Wenn man in die andere Richtung schaut, sieht man den Turm der Canary Wharf zwinkern wie einen geilen Zyklopen.
    Als ich aus Rods Zimmer komme, pralle ich mit Celia Harmsworth zusammen, doch keine der Parteien trägt Verletzungen davon, denn ich federe einfach an Celias unglaublicher Büste ab. Wenn englische Frauen einer bestimmten Schicht das Alter von fünfzig Jahren erreichen, haben sie keine Brüste mehr, sie haben einen Busen oder, abhängig davon, wie begütert sie sind oder wie antik ihr Stammbaum ist, eine Büste. Brüste treten paarweise auf, aber eine Büste ist immer Singular. Die Büste verbietet die Möglichkeit eines Dekolletés oder irgendeiner anderen Koketterie. Während Brüste rufen, Komm, spiel mit uns!, sagt die Büste, wie der Gummiring um einen Autoscooter: Weg da! Die Queen hat eine Büste – und Celia Harmsworth desgleichen.
    «Katharine Reddy, immer in Eile!», schilt sie. Als Leiterin der Abteilung für Personalentwicklung ist Celia Harmsworth nichtsdestotrotz mühelos die am wenigsten menschliche Person im ganzen Haus, ohne Kinder, ohne Charme und kalt wie Chablis; sie hat eine Art an sich, die einem sofort vermittelt, dass man sowohl nutzlos als auch ausgenutzt ist. Als ich nach Emilys Geburt wieder zur Arbeit kam, stellte ich fest, dass Chris Bunce, Hedge-Fondsmanager und EMFs Spitzen-Großverdiener der letzten beiden Jahre, einen Schuss Wodka in die abgepumpte Milch gegeben hatte, die ich im Bürokühlschrank neben den Fahrstühlen deponiert hatte. Ich sprach Celia an und fragte sie von Frau zu Frau, welche Maßnahmen sie gegen einen solchen Bastard ergreifen würde, der, als ich ihn in Davy’s Bar zur Rede stellte, antwortete, dass es doch «nur ’n kleiner Jux» sei, Alkohol in die Nahrung für ein zwölf Wochen altes Baby zu geben.
    Ich erinnere mich noch immer an den Anflug von Ekel auf Celias Gesicht, und der galt nicht dem Arschloch Bunce. «Setzen Sie Ihre weiblichen Listen ein, meine Liebe», hat sie gesagt.
    Celia sagt mir, sie sei entzückt, dass ich in der Mittagspause zu den Trainees sprechen könne. «Rod sagt, Sie beherrschen diesen Vortrag im Schlaf. Ein paar Dias und ein paar Sandwiches, sie kennen ja den Ablauf, Kate. Und vergessen Sie nicht die Säulen unserer Firmenkultur, nein?»
    Ich überschlage das Ganze schnell. Wenn die Einführung inklusive Erfrischungen, sagen wir mal, eine Stunde dauert, habe ich noch dreißig Minuten, um ein Taxi zu finden, quer durch die City zu Emilys Schule zu fahren und rechtzeitig zur Aufführung da zu sein. Das sollte reichen. Ich glaube, ich schaffe es, solange sie mir nicht mit blöden Fragen kommen.
     
    13.01: «Guten Tag, meine Damen und Herren, mein Name ist Kate Reddy und ich heiße Sie im 13. Stock herzlich willkommen. Für manche ist dreizehn eine Unglückszahl, nicht aber für Edwin Morgan Forster. Unsere Firma rangiert unter den ersten zehn Investmentfirmen Englands und unter den Top fünfzig weltweit, was das Volumen der Vermögenswerte betrifft. Wir sind fünf Jahre in Folge zum Money Manager des Jahres gewählt worden. Letztes Jahr haben wir einen Reingewinn von fünfhundert Millionen Pfund erwirtschaftet, was die Erklärung dafür liefert, dass bei diesen fabelhaften Thunfischsandwiches, die sie hier heute vor sich haben, absolut keine Kosten gescheut worden sind.»
    Rod hat Recht. Ich kann diese Sache im Schlaf, ehrlich gesagt, ich mache sie größtenteils im Schlaf, denn jetzt setzt der Jetlag ein und meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher