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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum
Autoren: Allison Pearson
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das Heranwachsen außerhalb des Mutterleibes ermöglichen wird. Bis Sie so weit sind, Kinder haben zu wollen, Ms.   Gumeratne, müsste dieses Projekt erfolgreich abgeschlossen sein, sodass wir dann das erste Mittagspausenbaby begrüßen können. Glauben Sie mir, das würde alle bei Edwin Morgan Forster sehr glücklich machen.»
    Ich nehme an, damit ist die Fragestunde beendet, aber Momo ist nicht so zart besaitet, wie ich dachte. Ihre kaffeefarbene Haut ist von Schamesröte überzogen, als sie wieder die Hand hebt. Und als ich mich umdrehe und meine Tasche nehme, um damit deutlich zu machen, dass die Sitzung beendet ist, fängt sie an zu sprechen:
    «Es tut mir wirklich Leid, Ms   Reddy. Aber darf ich Sie fragen, ob Sie selber Kinder haben?» Nein, darfst du nicht. «Ja, letztes Mal, als ich nachgesehen habe, waren es zwei. Und darf ich vorschlagen, Ms   Gumeratne, dass Sie Ihre Sätze nicht mit ‹es tut mir Leid› anfangen? Es gibt eine Menge Formulierungen, die Sie in diesem Hause nützlich finden werden, aber ‹tut mir Leid› ist nicht darunter. Gut, wenn das jetzt alles war, dann muss ich wirklich gehen, es sind Märkte zu beobachten – Gewinner herauszupicken, und es ist Kapital zu managen! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren, und bitte kommen Sie doch auf mich zu, wenn sie mich im Hause sehen, dann frage ich Sie die Fünf Säulen der Weisheit ab. Wenn Sie sehr viel Glück haben, mache ich Sie mit meiner ganz persönlichen sechsten Säule vertraut.»
    Sie sehen mich dümmlich an.
    «Die Säule Nummer sechs: Wenn Geld auf Ihre Berührung reagiert, dann gibt es keine Grenzen für das, was eine Frau in der City erreichen kann. Geld kennt Ihr Geschlecht nicht.»
     
    14.17: Am Taxistand vor Warburg erwischt man immer einen Wagen. An jedem beliebigen Tag – nur heute nicht. Heute nehmen alle Taxifahrer an einer Rallye mit dem Motto «Komm zu spät, Kate» teil. Nachdem ich sieben Minuten lang am Rinnstein nicht hysterisch geworden bin, werfe ich mich vor ein Taxi, dessen Lampe nicht leuchtet. Der Fahrer weicht mir aus. Ich sage ihm, dass ich den Betrag auf dem Taxameter verdoppele, wenn er mich zu Emilys Schule bringt, ohne seine Bremsen zu benutzen. Als ich auf dem Rücksitz lauere, während wir uns durch die engen, verstopften Straßen schlängeln, spüre ich meinen Puls am Hals und an den Handgelenken hüpfen wie eine Heuschrecke.
     
    14.49: Das Parkett in der Aula von Emilys Schule ist offenkundig zu dem alleinigen Zweck gelegt worden, zu spät kommende berufstätige Mütter in Pumps bloßzustellen. Ich klick-klacke in dem Augenblick herein, als der Engel Gabriel der Jungfrau Maria, die Wolle aus dem neben ihr stehenden Esel zupft, die große Nachricht überbringt. Maria wird von Genevieve Law gespielt, Tochter von Alexandra Law, Elternvertreterin der Klasse und Supermutter, mit anderen Worten, prononciert nichtberufstätig. Zwischen den Supermüttern läuft ein beinharter Kampf um die Hauptrollen, die es für ihre Nachkommen zu erringen gilt. Glauben Sie mir, diese Frauen haben den Sitz im Aufsichtsrat oder die Stelle in der Fernsehredaktion nicht aufgegeben, damit der kleine Joshua den Bruder des Wirtes in einem Polohemd von Gap spielt.
    «Letztes Jahr war es perfekt für ihn, ein Schaf zu spielen», kakeln sie, «aber dieses Weihnachten fanden wir wirklich, dass ihn seine Rolle etwas mehr fordern sollte.»
    Als die drei Weisen, ein mickriger rothaariger Junge, der von zwei kleinen Mädchen mitgeschleift wird, mit ihren Geschenken für das Jesuskind über die Bühne gehen, öffnet sich die Aulatür hinter uns mit einem verräterischen Jaulen. Hundert Paar Augen schwenken herum und richten sich auf eine Frau mit hochrotem Gesicht, einer Supermarkt-Tragetüte und einer Aktentasche. Sieht aus wie Amy Redmans Mutter. Sie windet sich unterwürfig und entschuldigend durch die hintere Reihe, und Alexandra Law schscht sie lautstark an. Mein instinktives Mitgefühl mit dieser mir artverwandten Kreatur wird nahezu umgehend von einer hässlichen Dankbarkeitsaufwallung abgelöst, denn dank ihr bin ich nun nicht mehr diejenige, die als Letzte gekommen ist. (Ich will ja nicht, dass andere berufstätige Mütter über Gebühr leiden. Ganz bestimmt nicht. Ich muss einfach nur wissen, dass wir alle ungefähr in gleichem Umfang Dinge vergeigen.)
    Auf der Bühne leitet das wacklige Winseln von Blockflöten das abschließende Lied ein. Zu diesem großen Anlass zeigt Emily dieselbe tintenäugige
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