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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum
Autoren: Allison Pearson
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Lebenslauf getrost das Attribut Lügnerin hinzufügen.) Emily hat jetzt ein Geschenk für jede treulose Episode ihrer Mutter, die mit ihrer Karriere Seitensprünge gemacht hat, ganz wie meine Mutter, die immer einen neuen Anhänger für ihr Armband bekommen hat, wenn mein Vater Seitensprünge mit anderen Frauen gemacht hat. Als Daddy uns verlassen hat, damals war ich dreizehn, konnte Mum die goldene Fessel an ihrem Handgelenk kaum noch hochkriegen.
    Liege hier und denke, dass die Dinge viel schlimmer sein könnten, wenigstens ist mein Mann kein Alkoholiker und serienmäßiger Verführer, als Ben ins Schlafzimmer getappt kommt und ich meinen eigenen Augen nicht trauen mag.
    «O Gott, Richard, was ist mit seinen Haaren passiert?»
    Rich lugt über die Bettdecke, als ob er seinen Sohn, der im Januar ein Jahr alt wird, zum allerersten Mal wahrnimmt. «Ah. Paula ist mit ihm in diesem Laden an der Tankstelle gewesen. Meinte, es hängt ihm schon in die Augen.»
    «Er sieht aus wie ein Hitlerjunge.»
    «Na, das wächst ja wieder, ist doch klar. Und Paula fand, und ich natürlich auch, dass diese ganze Fauntleroy-Ringellöckchen-Geschichte … also, so sehen Kids heute nun mal nicht mehr aus, stimmt’s?»
    «Er ist kein KID. Er ist mein Baby. Und ich will, dass er auch so aussieht. Wie ein Baby.»
    In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass Rich eine Routinereaktion abspult, um mit meinen Wutanfällen klarzukommen. Es ist eine Art unterwürfiges Kopfeinziehen, eine Gleich-erfolgt-der-Atomangriff-Haltung, aber an diesem Morgen kann er ein leises Meutern nicht unterdrücken.
    «Ich glaube, wir konnten so kurzfristig kein internationales Konferenzgespräch mit dem Frisör anberaumen.»
    «Und was soll das jetzt heißen?»
    «Das heißt, du musst lernen loszulassen, Kate.» Und mit einer geübten Handbewegung schnappt er sich das Baby, wischt ihm den eitrigen Rotz von der winzigen Nase und macht sich auf nach unten zum Frühstück.
     
    7.15: Der Wechsel zwischen Arbeit und Zuhause erfordert manchmal ein derart abruptes Runterschalten, dass ich schwören könnte, manchmal die Zahnräder in meinem Hirn knirschen zu hören. Es dauert eine Weile, bis ich wieder auf der Wellenlänge der Kinder bin. Von guten Absichten überquellend, lege ich in Julie-Andrews-Manier los, ganz Tennisclubenthusiasmus und irre Singsang-Emphase.
    «Und NUN, Kinder, was mögt ihr denn HEUTE zum FRÜH-stück essen?»
    Emily und Ben dulden diese freundliche Fremde eine Weile, bis Ben es schlicht nicht mehr aushält und sich in seinem Hochstuhl aufstellt und mich in den Arm kneift, als ob er sich Klarheit darüber verschaffen will, dass ich es auch wirklich bin. Sie sind offensichtlich erleichtert, als im Laufe der nächsten zermürbenden halben Stunde die ätzende alte Schachtel wiederkehrt, die sie als Mama kennen. «Du isst Shreddies und damit fertig. Nein, wir haben keine Fruitibix. Ist mir ganz egal, was Daddy dir immer gegeben hat.»
    Richard muss früh los. Eine Baustellenbegehung mit einem Kunden in Battersea. Ob ich die Übergabe mit Paula mache? Ja, aber nur, wenn ich Punkt 7 Uhr 45 weg kann.
     
    7.57: Und da kommt sie mit den vielfältigen Entschuldigungen der wahrhaft Unwahrhaftigen. Der Verkehr, der Regen, der Stand der Sterne. Weißt ja, wie das ist, Kate. Das weiß ich tatsächlich. Ich gluckse und seufze mitfühlend in den dafür vorgesehenen Pausen, während mein Kindermädchen sich eine Tasse Kaffee macht und interesselos meine Zeitung durchblättert. Darauf hinzuweisen, dass es Paula in den 26 Monaten, in denen sie sich um unsere Kinder gekümmert hat, gelungen ist, jeden vierten Morgen zu spät zu kommen, würde einen Streit heraufbeschwören, und ein Streit würde die Luft verpesten, die meine Kinder atmen. Deshalb: nein, es gibt keinen Streit. Heute nicht. Drei Minuten, um die Bushaltestelle zu erreichen, die acht Minuten von hier entfernt ist.
     
    8.27: Ich werde zu spät zur Arbeit kommen. Unanständig und ungeheuerlich zu spät. Die Busspur ist voll von Bussen. Vergiss den Bus. Mit lungenanstrengendem Sprint die City Road entlang und dann über den Finsbury Square, wo meine Absätze im Betreten-verboten-Gras versinken und ich mir das übliche laute Oi! von dem alten Knaben einfange, dessen Job es ist, einen dafür anzublöken, dass man übers Gras rennt.
    «Oi, Miss! Könnsenich außenrum gehn wie alle annern?»
    Angebrüllt zu werden ist peinlich, aber langsam macht es mir zu schaffen, dass ein kleiner, schändlicher Teil von
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