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Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Titel: Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)
Autoren: Luanne Rice
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aufgeblasenen Esel würde ich mir mit dem größten Vergnügen vorknöpfen.«
    »Ich auch.« Joe hörte, dass Patrick schwer atmete, vermutlich vor Aufregung angesichts der Möglichkeit, Edward endlich zur Verantwortung zu ziehen, egal für was – auch wenn es nicht gelingen würde, ihn wegen Maras Flucht zu belangen. Joe gähnte und blinzelte.
    »Es ist eine Schande, vor allem wegen Maeve«, sagte er.
    »Maeve?«
    »Ja. Tara sagte, vor zwei Tagen sei die Ambulanz vorgefahren. Clara Littlefield hat ihr erzählt, dass Maeve eine Art Schlaganfall erlitten hat und ins Krankenhaus eingeliefert wurde, ins Shoreline General. Ich hoffe, dass sie es übersteht. Sie würde sich freuen, wenn wir Edward ordentlich einheizen würden. Diesem aalglatten Mistkerl.«
    »Danke, Joe.«
    »Keine Ursache. Hören Sie …«
    Aber Patrick hatte bereits aufgelegt. Die Leitung war tot. Joe starrte kopfschüttelnd das Telefon an. Es wurde gemunkelt, Patrick sei nicht mehr derselbe – er habe sich emotional zu sehr in den Fall Jameson verstrickt. Joe hütete sich, den ersten Stein zu werfen – Polizisten waren schließlich auch nur Menschen. Er hatte große Achtung vor Patrick Murphy und bedauerte, dass dessen Ehe in die Brüche gegangen war. Er würde alles daransetzen, dass ihm nicht das Gleiche passierte – er hatte zu viel zu verlieren, nämlich Tara.
    Inzwischen hellwach, konnte er dem Duft des Kaffees nicht widerstehen. Er stand auf, noch immer nackt, und ging zu seiner Frau, um sie zu küssen.

    Es kostete ihn einige Mühe, aber schließlich konnte Patrick Marisa doch überreden, ihm zu verraten, wo Lily wohnte. Sie war aufgeregt, weil er seinen Freund vom FBI angerufen und in Erfahrung gebracht hatte, dass es vielleicht eine Möglichkeit gab, Ted vor Gericht zu bringen. Und sie konnte es nicht fassen, dass Lily allem Anschein nach mit dem gleichen Mann verheiratet gewesen war, mit Edward Hunter, genannt Ted.
    »Das ist doch nicht möglich«, sagte sie.
    »Warum? Er hat seine Netze weit ausgeworfen.«
    »Ich meine, dass Lily und ich beide hier gelandet sind, am selben Ort, weit weg von zu Hause …«
    »Wenn Sie mit Lily sprechen, wird sich vermutlich herausstellen, was Sie auf die Idee gebracht hat, auf Cape Hawk unterzutauchen. Ein ähnlicher Grund.«
    »Bei mir war das zum Teil reine Boshaftigkeit.« Marisa dachte an das Foto von dem Walfangschiff, das Teds Urgroßvater gehört hatte, ein majestätischer Anblick mit seinen Masten, die von einer Eisschicht überzogen waren, und den Klippen von Cape Hawk, die im Hintergrund emporragten. »Ich gestehe es mit Stolz. Um ihm auch nur einen Bruchteil der Erniedrigungen heimzuzahlen, die ich über mich ergehen lassen musste.«
    »Ich wette, dass Mara – Lily – ähnliche Beweggründe hatte. Tief in ihrem Inneren hat sie vermutlich diesen Ort ausgewählt, um dem Scheißkerl eins auszuwischen, der sie von zu Hause vertrieben hat. Entschuldigung.«
    »Macht nichts. Es ist schon spät. Wir sind beide müde. Hören Sie – ich habe zufällig mitbekommen, dass irgendetwas mit Lilys Großmutter passiert ist, und ich finde, sie muss es erfahren. Aber sie ist noch fix und fertig nach allem, was ihre Tochter durchmachen musste. Rose hatte vor einer Woche eine Herzoperation, und ich werde nicht zulassen, dass sie die beiden heute Abend stören. Kommen Sie morgen früh wieder, und ich bringe Sie hin. Ehrenwort.«
    Patrick Murphy stand an der Tür. Er blickte zu Boden, als versuchte er zu entscheiden, ob er ihr trauen sollte. Marisa wusste, dass er allen Grund hatte, argwöhnisch zu sein. Frauen wie Lily und sie hatten wehrhaft werden müssen, gewitzt und fintenreich, aus reinem Selbstschutz. Sie hatten im Zusammenleben mit ihren gewalttätigen Männern gelernt, ihnen eine heile Welt vorzugaukeln, während sie insgeheim Fluchtpläne schmiedeten.
    Um ihm zu verstehen zu geben, dass sie zu ihrem Wort stand, ergriff Marisa seine Hand. Tiefe Falten hatten sich in seine Augenwinkel gegraben, und seine Handfläche fühlte sich schwielig an. Sein Griff war zupackend; Marisa spürte, dass er das Bedürfnis nach festem Boden unter seinen Füßen hatte, nach einem sicheren Hafen. Sie erwiderte seinen Blick ernst, ohne zu lächeln.
    »Es ist wichtig für mich, dass Sie mir glauben«, sagte sie. »Deshalb werde ich Ihnen etwas verraten. Damit Sie mir vertrauen. Und anschließend vergessen Sie es bitte wieder. Einverstanden?«
    »Einverstanden.« Seine Stimme klang rauh, wie die eines alten Kriegers,
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