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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt
Autoren: Felicitas Mayall
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Staunen bemerkt und lächelte wieder. «Jetzt wissen Sie, warum ich immer in diesem Hotel und immer in Nummer 10 wohne. Aber lassen Sie uns keine Zeit verlieren.» Er nahm eine CD aus seinem Koffer und reichte sie Guerrini. «Das ist es, was offensichtlich einige Leute suchen! Ich habe diese Informationen aus Giorgios Laptop kopiert. Und ich bin voll Ehrfurcht. Er hat ein schönes Paket geschnürt, um Paolo Montelli und seine Chinesen-Mafia hochgehen zu lassen. Er muss lange daran gearbeitet haben.»
    Guerrini nahm die CD und setzte sich langsam. «Wieso haben Sie den Laptop?»
    «Ich habe ihn schon seit letztem Sonntag. Wenn Elsa nicht gewesen wäre, dann hätten ihn die andern.»
    «Erzählen Sie, Piovene!»
    «Elsa hat manchmal eine Art siebten Sinn. In der Nacht zum Sonntag konnte sie nicht schlafen. Sie machte sich Sorgen um Giorgio. Er kam ihr depressiv vor, geradezu lebensüberdrüssig. Deshalb stand sie sehr früh auf, um nach ihm zu sehen. Sie wusste, dass er oft bis in die Morgenstunden arbeitete. Sie nahm den Leihwagen ihres Mechanikers und fuhr nach Wasteland . Und sie fand Giorgio tot in seinem Arbeitszimmer. Da sie aber wusste, dass er an der Geschichte mit Montelli arbeitete und außerdem bereits große Teile seiner Byron-Biographie fertig waren, nahm sie den Laptop mit, um sein Werk zu retten. Aber jemand hatte sie offensichtlich beobachtet, denn sie hörte Schreie im Haus, die sie beinahe zu Tode erschreckten. Deshalb wartete sie eine Weile, ehe sie sich wieder zu ihrem Wagen traute. Dann raste sie auf Umwegen nach Hause und rief mich in Rom an. Sie flehte mich an, zu kommen und den Laptop in Sicherheit zu bringen. Das habe ich gemacht. Ich brauchte knappe zwei Stunden und bin sofort wieder umgekehrt. Elsa hat danach das Auto ausgetauscht und am Abend die Polizei verständigt. Den Rest der Geschichte wissen Sie selbst.»
    «Weshalb hat Elsa behauptet, dass Altlander ermordet wurde, wenn sie doch annahm, dass es Selbstmord war?» Guerrini drehte die Plastikhülle der CD in seinen Händen.
    «Ich nehme an, dass sie den Verdacht auf Montelli lenkte, weil sie Giorgios letzten Streich zum Erfolg machen wollte. Elsa war bedingungslos solidarisch mit ihm.»
    «Und warum haben Sie uns diese Geschichte bisher verschwiegen, Signor Piovene?» Laura stand auf und schaute auf den Balkon vor dem Zimmer, meinte, eine Bewegung gesehen zu haben. Doch da war nichts, nur Kübel mit rosa Oleander und dahinter die unfassbare Kulisse der Stadt Siena.
    «Es hat eine Weile gedauert, bis ich Giorgios Sicherheitscode geknackt hatte. Und dann musste ich mich durch seine Dateien arbeiten. Es ist ein sehr großer Computer. Er enthielt auch die Kopie seines Testaments, das offensichtlich beim Notar liegt. Ich war völlig erschüttert.»
    Piovene schloss kurz die Augen und stieß einen tiefen Seufzer aus. «Giorgio hat verfügt, dass ich die Biographie über Lord Byron zu Ende schreiben soll. Er hat mir Wasteland vermacht und dankt mir für die besten Jahre seines Lebens.»
    Guerrini betrachtete den Dichter nachdenklich.
    «Haben Sie das verdient?»
    Piovene sah erstaunt auf.
    «Nein», antwortete er. «Ich habe ihn verlassen, und ich glaube, dass er seither sehr einsam war. Zwei Zeilen eines Gedichts von Keats hat er an den Anfang seines Testaments gestellt:
… steh ich, stiller Gast
Am Strand der Welt allein und grüble lang,
Bis Ruhm und Liebe in ein Nichts versank.»
    Guerrini stand auf, trat neben Laura und schaute zur Stadt hinüber.
    «Kein Abschiedsbrief im Laptop?»
    «Nein, kein Abschiedsbrief. Nur eine Zeile unter der letzten Seite, die er geschrieben hat. Ich musste weinen, als ich sie las. Er schrieb: Es geht nicht mehr!»
    Sie schwiegen ein paar Minuten, dann wandte Guerrini sich seufzend um.
    «Sie wissen vermutlich, dass Sie sich eines Vergehens schuldig gemacht haben. Ebenso wie Elsa Michelangeli. Sie haben Beweismaterial unterschlagen und uns belogen.»
    «Ja, das habe ich.»
    «Vielleicht können wir darüber hinwegsehen, nachdem Sie uns die Informationen über Montelli und seine Firma beschafft haben. Aber Sie sind keineswegs in Sicherheit. Ich würde Ihnen empfehlen, für ein paar Wochen zu verreisen, bis der Staatsanwalt die Informationen ausgewertet hat. Wir werden Sie nach Rom zurückbringen und für Ihre Sicherheit sorgen, bis Sie außer Landes sind.»
    «Aber die haben mich doch bisher auch nicht gefunden!»
    «Aber Sie werden Sie finden! Packen Sie bitte Ihre Sachen und kommen Sie mit uns in die
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