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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt
Autoren: Felicitas Mayall
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Questura.»
    Piovene zuckte die Achseln.
    «Wenn Sie meinen.»
    «Ich meine.»

    Als sie das Hotel verließen, raste ein schwarzer Geländewagen die Straße entlang. Guerrini warf sich auf Piovene, riss ihn zu Boden. Laura ließ sich hinter den Polizeiwagen fallen, hielt die Arme schützend über ihren Kopf. Schüsse peitschten, Glas splitterte, Menschen schrien, Motoren heulten auf. Kurz darauf krachte es entsetzlich, Metall kreischte, und wieder Schüsse, wieder das Geräusch von berstendem Metall. Dann Stille. Ein Scheppern noch, ein Nachklang.
    Laura blieb am Boden, wollte es eigentlich nicht sehen. Hatte plötzlich Angst, dass Piovene tot sein könnte. So, wie es manchmal in bestimmten Filmen endete. Immer dann, wenn die Menschen sich schon in Sicherheit wähnten. Genau dann schlug das Monster zu. Laura hasste solche Filme. Sie musste sich gut zureden, um langsam die Arme sinken zu lassen und den Kopf zu heben.
    «Signora Commissaria. Ist alles in Ordnung?» Es war d’Annunzio, der sich besorgt über sie beugte.
    «Danke, ich glaube schon. Was ist mit den andern?»
    «Wir haben ihn erwischt, den schwarzen Wagen.»
    «Wo ist der Commissario?»
    «Weiter vorn bei Tommasini. Galleo hat einen Streifschuss am Arm abbekommen.»
    «Und wo ist Piovene?»
    «Der sitzt neben Ihnen, Commissaria.»
    Laura drehte sich um. Tatsächlich lehnte Raffaele Piovene neben ihr am Wagen und hielt sich die Schulter.
    «Ich bin froh, dass Sie leben», sagte sie leise.
    Er sah sie fragend an, lächelte dann kaum merklich.
    «Ich glaube zu verstehen, was Sie meinen, Commissaria.»

    Sie zogen tatsächlich zwei Chinesen aus dem schwarzen Geländewagen, von dem nur noch ein Trümmerhaufen übrig geblieben war. Die beiden hatten nur ein paar Schrammen abbekommen, was für die Stabilität japanischer Autos sprach. Natürlich schwiegen sie beharrlich, und der Questore verhängte eine Nachrichtensperre, um die Auswertung von Altlanders CD abzuwarten. Galleos Streifschuss erwies sich als harmlose Fleischwunde, und bereits am Nachmittag kehrte wieder Ruhe ein. Sie entließen Enzo Leone, der sich nur des Verrats an seinem Partner schuldig gemacht hatte, und dagegen gab es kein Gesetz.
    Peter Baumann rief Laura an und verkündete, dass der alte Herr Mayer wahrscheinlich doch seinen Herzanfall überleben würde und sie dann die Ermittlungen weiterführen könnten wie geplant.
    «Du kommst ja bald wieder!», sagte er, und es klang beinahe wie ein Befehl.
    «Ich weiß nicht», antwortete sie. «Hier ist noch eine Menge aufzuarbeiten.» München erschien ihr unendlich fern, und sie hatte keinerlei Bedürfnis zurückzukehren.
    «Ich möchte ans Meer», sagte sie zu Guerrini, als sie gegen Abend endlich die Questura verlassen konnten. «Am Meer werde ich wieder heil. Im Augenblick fühle ich mich irgendwie zerstückelt.»
    « Bene , morgen früh fahren wir ans Meer. Ich habe mir die nächsten Tage freigenommen.»
    «Aber ich muss erst meinen Vater fragen.»
    «Ob er es dir erlaubt?»
    «Nein, ob er es aushält.»
    «Ich bin sicher, dass er es aushält.»
    « Bene , dann fragen wir unsere Väter heute Abend, ob sie es aushalten, wenn wir ans Meer fahren. Wir laden sie zum Essen zu Tommasinis Bruder ein und bringen es ihnen schonend bei.»

Fernando Guerrini hatte ein paar Kleinigkeiten am Essen auszusetzen, doch ansonsten wurde der Abend im Aglio e Olio ein voller Erfolg.
    «Ich würde am liebsten noch wochenlang hierbleiben», sagte der alte Gottberg. «Fahrt ihr nur ans Meer und erholt euch von dieser verrückten Geschichte.»
    «Schade, dass Montelli tot ist», murmelte der alte Guerrini. «Er war mal ein ganz netter Junge. Ich kann mich noch gut an ihn erinnern. Er hatte lustige dunkle Augen und wäre sicher ein guter Partisan gewesen.»
    «Da war nichts Lustiges mehr an ihm, Vater. Ich würde wirklich gern wissen, was ihn so verändert hat.»
    «Manchmal ist es einfach das Leben … du musst nur zweimal die falsche Abzweigung nehmen, und schon ist es passiert.» Fernando Guerrini nickte heftig.
    Angelo zog einen Zettel aus seinem Jackett und glättete ihn auf dem Tisch.
    «Übrigens hat mir Raffaele Piovene etwas mitgegeben, als Andenken an Giorgio Altlander sozusagen. Es ist das Lebensmanifest von Lord Byron, und es war einer der Leitsätze von Altlander. Ich lese es euch vor, einverstanden? Hört zu:
    Das große Ziel des Lebens ist Empfindung –
    zu spüren, dass wir sind, wenn auch mit Schmerzen.
    Es ist diese ‹begehrliche Leere›, die uns
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