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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt
Autoren: Felicitas Mayall
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hat ein Automatikgetriebe. Wahrscheinlich hat sie das Kuppeln verlernt, die Signora.»
    «Ich danke dir, Antonio!» Guerrini winkte dem Mechaniker zu und ging zu Laura zurück. Das Hündchen sah ihm nach, wedelte so sehr mit dem Schwanz, dass sein Hinterteil hin und her wackelte.
    «Jetzt stehen wir vor einem neuen Problem!», stieß Guerrini grimmig hervor, als er sich wieder hinters Steuer setzte. «Erinnerst du dich an die Aussage von Benno Peters, dass in den frühen Morgenstunden des Sonntags ein grauer Fiat vor Altlanders Haus parkte? Rate mal, wer diesen Fiat vermutlich gefahren hat?»
    «Montelli?»
    «Schön wär’s. Es war Elsa Michelangeli.» Guerrini klopfte einen nervösen Trommelwirbel auf das Lenkrad. «Und sie hat genau diesen grauen Fiat am Sonntagmittag gegen ein anderes Auto eingetauscht. Hier bei Antonio!»
    «Uff!», machte Laura. «Das bedeutet also, dass sie den toten Altlander bereits am Morgen gefunden hat und erst am Abend die Polizei rief. Warum?»
    «Vielleicht hat sie ihn umgebracht. Der Gedanke erscheint mir nicht mehr völlig abwegig.» Guerrini griff nach seinem Handy und rief im Krankenhaus an. Aber Elsa Michelangeli lag noch immer im künstlichen Koma.
    «Und jetzt?», fragte er. «Ich weiß wirklich bald nicht mehr weiter.»
    «Der Gerichtsmediziner und Shelleys Wiedergeburt.»
    «Aber der alte Granelli hätte mich angerufen, wenn er etwas Neues herausgefunden hätte.»
    «Vielleicht hat er’s vergessen.»
    «Granelli vergisst nie etwas!»
    «Wie alt ist er?»
    «Beinahe siebzig.»
    «Ich bin sechsundvierzig und vergesse manchmal wichtige Dinge.»
    «Gut, fragen wir Granelli.» Guerrini drückte die entsprechenden Knöpfe, stellte erleichtert fest, dass der alte Professore noch in seinem Institut war.
    «Was Neues über Altlander?», krächzte er, und Laura konnte mithören. «Natürlich gibt es was Neues über Altlander. Ich hab ihn mir nochmal ganz genau angeschaut, und ich bin zu der Auffassung gekommen, dass die Spuren an seinem Hals keine Würgemale sind. Es sind Pigmentfehler. Wahrscheinlich hat er sich früher zu oft in die Sonne gelegt. Er ist mit neunundneunzig Prozent Sicherheit an einem Atemstillstand gestorben, weil er zu viel Lachgas eingeatmet hat. Wenn ich ganz ehrlich bin, dann sieht es nach einem Selbstmord aus, und das war eine weise Entscheidung, obwohl Altlander das nicht wissen konnte: Er litt nämlich an Leberkrebs im Frühstadium. Reicht das, Guerrini? Ich möchte jetzt nach Hause gehen.»
    «Seit wann wissen Sie das, Professore?»
    «Was? Dass ich nach Hause gehen will?» Granelli lachte sein meckerndes Lachen. «Das weiß ich schon, seit meine Frau mich angerufen hat, um mir zu sagen, dass sie heute Abend ravioli con ricotta e spinaci macht! Nehmen Sie’s mir nicht übel, Guerrini. In meinem Alter darf man auch mit dem Entsetzen Scherz treiben. Das mit Altlander weiß ich seit gestern. Bin noch nicht dazu gekommen, es Ihnen zu sagen. Salvia hat es offensichtlich auch vergessen.»
    «Danke, Professore, und guten Appetit!»
    «Ebenfalls, Guerrini, ebenfalls! Und grüßen Sie die Commissaria. Ich erinnere mich noch gut an sie.»
    Guerrini ließ das Telefon sinken, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die Decke des Dienstwagens.
    «Santa Caterina», murmelte er, «was hat Tommasini neulich gesagt? Das Leben dieser Künstler sei ein ziemliches Durcheinander oder so ähnlich. Da kann ich ihm nur zustimmen.»
    «Shelley!», sagte Laura.
    «Der hat mir gerade noch gefehlt.»
    «Aber er ist wichtig! Der hat uns nicht mal die Hälfte von dem erzählt, was er weiß!»
    «Aber guten Wein hat er uns angeboten. Und das bringt mich darauf, dass ich etwas essen möchte. Wenn ich jetzt nicht eine halbe Stunde abschalte, fällt mir gar nichts mehr ein!»
    Ihr Wagen stand noch immer im Hof der Autowerkstatt, und es war inzwischen beinahe dunkel. Antonio Santo klopfte an Guerrinis Fenster.
    «Alles in Ordnung, Commissario?»
    «War jemals irgendwas in Ordnung?», fragte Guerrini zurück und gab Gas.

    An diesem Abend erreichten sie gar nichts mehr, und Laura fand, dass es gut so war. Ihr kam es vor, als hätten sie in den vergangenen Tagen das Wasser eines Tümpels aufgewühlt, und nun müssten sich die Sedimente setzen, damit man die Fische wieder sehen konnte.
    Sie aßen nicht bei Tommasinis Bruder, sondern in einer kleinen Osteria nicht weit von Guerrinis Wohnung. Es gab Knoblauchwürste mit weißen Bohnen in Tomatensauce, die besten salsicce von Siena, wie
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