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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt
Autoren: Felicitas Mayall
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wieder in die Tasche gleiten.
    «Du bist genauso verdammt unfehlbar wie Altlander, was?» Die Zigarette wippte zwischen seinen Lippen auf und ab. Er zündete sie nicht an.
    «Hast du ihm auch Geld angeboten?»
    Montelli drehte sich um und ging die Freitreppe hinauf.
    «Bleib stehen!»
    Montelli ging einfach weiter.
    «Ich habe gesagt, du sollst stehen bleiben!» Guerrini folgte ihm.
    «Gar nichts werde ich tun, Guerrini. Ich gehe jetzt in mein Haus, rede mit meiner Frau und rufe meinen Anwalt an.» Er hatte die Terrasse erreicht, setzte plötzlich zu einem Sprint an, war bereits durch die weit offene Tür verschwunden, ehe Guerrini ihn einholen konnte. Drinnen hinterließ er einen Hindernislauf von umgestürzten Sesseln und Stühlen, ein erschrockenes chinesisches Dienstmädchen und einen kreischenden Yorkshireterrier und verschwand in einem Seitengang. Guerrini folgte ihm, so schnell er konnte, kickte Stühle zur Seite, sprang über einen Sessel. Er hatte eine höchst unangenehme Vorahnung. Als er den Seitengang erreichte, war von Montelli nichts zu sehen. Guerrini lauschte, doch außer dem Gekläffe des kleinen Hundes war nichts zu hören. Der Flur erweiterte sich am Ende, und eine Treppe, deren Stufen mit schwerem dunkelrotem Teppich bedeckt waren, führte in den ersten Stock.
    Als Guerrini seinen Fuß auf die erste Stufe setzte, fiel der Schuss, den er befürchtet hatte. Er rannte, stolperte, riss eine Tür nach der anderen auf. Es war die dritte auf der linken Seite. Montelli lag auf dem Rücken, die Arme weit ausgebreitet, die Hände geöffnet. Die Gewalt des Schusses hatte ein Stück seiner Schädeldecke weggerissen, und die Blutlache um seinen Kopf wuchs mit jeder Sekunde. Neben seiner rechten Hand lag die Waffe auf dem weißen Teppich.
    Montelli war tot.
    Als Guerrini sich über ihn beugte, hatte er das Gefühl, als kehre seine innere Wüste mit Macht zurück. Eine kalte, dunkle Winterwüste. Er wandte sich um. Die blonde Frau stand auf der Schwelle, starrte auf den Toten und hielt eine Hand vor den Mund. Ein paar Sekunden lang rührten sie sich beide nicht von der Stelle, und Guerrini fiel auf, dass der Hund nicht mehr bellte. Dann ging er zu Montellis Frau, nahm ihren Arm und führte sie den Flur entlang.
    «Kommen Sie, Signora», sagte er leise.

    Wenig später strömte Guerrinis kleine Streitmacht in Montellis Park und die Villa. Tommasini übernahm die Untersuchung des Selbstmords, die Spurensicherung war unterwegs, Dottor Salvia verständigt. Graziella Montelli saß auf einem riesigen schwarzen Sofa, trank Whisky und schien seltsam unberührt zu sein von all den Ereignissen. Der Yorkshireterrier lag neben ihr und hechelte nervös. Seine rosarote Zunge zitterte. Guerrini hatte Laura gebeten, sich um Signora Montelli zu kümmern, doch es gab nicht viel zu tun.
    «Machen Sie sich keine Mühe», sagte sie nach ein paar Minuten des Schweigens zu Laura. «Ich brauche keine Krisenintervention, falls Sie das vorhaben. Wir waren schon lange kein Liebespaar mehr. In gewisser Weise löst dieses Ereignis sogar einige Schwierigkeiten.»
    «Welcher Art?», fragte Laura.
    «Darauf muss ich Ihnen keine Antwort geben.» Sie nippte an ihrem Glas, fasste kurz an ihr Ohrläppchen, um den Sitz ihres Perlenohrrings zu überprüfen. Ihre Frisur war perfekt, ihr Make-up ebenfalls. Sie trug eine teure Jeans, niedrige Lederstiefel und eine enganliegende schwarze Seidenbluse.
    «Sie können jetzt gehen», sagte sie und warf Laura einen beinahe feindseligen Blick zu.
    Schickt mich weg wie ein Dienstmädchen, dachte Laura. Auch nicht schlecht. Jedenfalls kann man dieser Dame kein mangelndes Selbstbewusstsein nachsagen.
    «Wie schön, dass es Ihnen gutgeht», erwiderte sie deshalb, nickte Graziella Montelli kurz und kühl zu und machte sich auf die Suche nach Guerrini. Als sie in den Flur einbog, der zur Treppe nach oben führte, fiel ihr eine angelehnte Tür auf. Sie blieb stehen und lauschte. Jemand sprach hinter der Tür, und zwar nicht Italienisch, sondern eindeutig Chinesisch. Es war eine hohe nasale Frauenstimme. Behutsam schob Laura die Tür ein wenig weiter auf. Ein kleiner Salon öffnete sich vor ihr, ganz in Gelb gehalten. Das Dienstmädchen stand neben einem barocken Schreibtisch, wandte Laura halb den Rücken zu und sprach angestrengt in ein Handy.
    Interessant, dachte Laura und zog sich leise zurück. Die junge Frau hatte sie nicht bemerkt.
    Guerrini kam Laura auf der Treppe entgegen.
    «Komm mit!», sagte er. «Wir
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