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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt
Autoren: Felicitas Mayall
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Märchenerzähler gegangen?»
    «Ja, es macht Spaß. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende: Als Signor Montelli nach Borgo Ecclesia zog, traf er einen alten Freund wieder … einen aus revolutionären Tagen. Dieser Freund war allerdings seinen Grundsätzen treu geblieben und kam Signor Montelli bald auf die Schliche. Er lud ihn hin und wieder ein, man diskutierte und stritt auch ziemlich lautstark. Dabei merkte Signor Montelli gar nicht, dass der alte Freund begonnen hatte, Material über ihn zu sammeln. Er war nämlich kein Freund mehr, denn er konnte Leute, die ihre alten Ideale verrieten, nicht ausstehen. Der alte Freund war wild entschlossen, diesen Verräter und Heuchler hochgehen zu lassen. Und er erzählte ziemlich vielen Leuten, dass er an einer Geschichte dran sei, die ihn ankotze!»
    Guerrini hielt inne, hätte sich am liebsten ebenfalls auf eine der Stufen gesetzt und eine Zigarette geraucht. Und wie geht die Geschichte weiter?, dachte er. Da begann Montelli plötzlich zu sprechen. Leise, von gelegentlichem Husten unterbrochen, wie einer, der das Rauchen nicht gewöhnt ist.
    «Nicht schlecht, Guerrini. Im Erfinden von Geschichten warst du auch damals schon gut. Aber es fehlen dir doch Einzelheiten. Altlander war erbarmungslos. Er verachtete ehemalige Liebhaber, die fett und kahl wurden. Er verachtete jeden, der nicht seine hohen moralischen und politischen Ideale einhielt. Nur eines hatte er nicht begriffen: dass ich von einem bestimmten Punkt an nicht mehr verantwortlich war.» Montelli warf seine halb gerauchte Zigarette achtlos auf die Stufen, zündete sich eine zweite an. «Kannst du dir unter Fernsteuerung etwas vorstellen? Ich meine, das gibt es in Italien schon lange. Der Unterschied ist nur, dass es nicht mehr unsere eigene Mafia ist, sondern eine ganz andere. Eine, die man noch weniger einschätzen kann. Interessante Entwicklung, nicht wahr?» Er lachte auf, hustete, stand wieder auf. «Ich bin so was wie ein Roboter, Guerrini. Einer, dem sie einen Chip ins Gehirn setzen.»
    «Mir kommen schon wieder die Tränen!»
    «Hör auf mit solchen Sprüchen. Die haben meine Firma übernommen wie Außerirdische. Altlander hat irgendwann doch Wind davon bekommen und wollte eine große Geschichte daraus machen. Leone hat mir davon erzählt.»
    «Und du hast Leone Geld gegeben, damit er dich über alle Entwicklungen auf dem Laufenden hält. Was hast du ihm für den Laptop geboten?»
    «Zwanzigtausend Euro», erwiderte Montelli sachlich. «Aber irgendwer hatte den Laptop bereits mitgenommen. Ich dachte zunächst an meine chinesischen Freunde. Aber weil sie so intensiv in die Suche einstiegen, ließ ich diese Möglichkeit wieder fallen.»
    «Du gibst also zu, dass du mit Leone das Polizeisiegel aufgebrochen hast und in Altlanders Arbeitszimmer eingedrungen bist.»
    «Eingedrungen», wiederholte Montelli und dehnte das Wort mit einem verächtlichen Unterton. «Wir sind einfach reingegangen und haben nachgesehen. Der Laptop war nicht da, aber das weißt du ja selbst.»
    «Und dann habt ihr Elsa Michelangeli angefahren!»
    «Das waren die andern. Die sind immer da, Guerrini. Ihr Polizisten habt ja keine Ahnung.»
    «Und du hast nichts davon gewusst – erst hinterher, was? Ich glaub dir das nicht, Montelli!»
    «Glaub, was du willst!»
    «Du hast denen all die Tipps gegeben. Den mit der Haushälterin, mit Enzo Leone, mit mir und der deutschen Commissaria.»
    «Der Geschichtenerzähler ist wieder in Aktion!»
    «Sei vorsichtig, Montelli. Es geht um deinen Kopf. Du wirst haarklein nachweisen, wo du dich in der Zeit von Samstagmitternacht bis Sonntagmorgen aufgehalten hast. Und dazu wirst du genügend Zeit haben, denn ich werde dich vorläufig festnehmen lassen.»
    «Ich hab schon verstanden.» Montelli zündete sich seine dritte Zigarette an. «Eigentlich waren wir gar keine schlechten Kumpel damals. Erinnerst du dich?»
    Guerrini sah zu ihm hinauf, überlegte, ob es ein Trick war oder echte Empfindung.
    «Natürlich», antwortete er langsam. «Natürlich erinnere ich mich.»
    «Kumpel stehen in schwierigen Situationen zueinander, oder? Helfen sich gegenseitig. Jeder mit dem, was er hat, nicht wahr?»
    «Scheiße!» Guerrini spürte ein Zucken in seinem rechten Arm, hätte am liebsten zugeschlagen. «Komm mir nicht so, Montelli. Wir gehen jetzt!»
    Montelli stand auf, schob das Zigarettenpäckchen in sein legeres Leinenjackett, nahm es wieder heraus, steckte sich eine Zigarette in den Mundwinkel, ließ das Päckchen
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