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Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Titel: Wolfsliebe - Tochter der Wildnis
Autoren: Jasmine Braun
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zu.
    »Sentûs sind Kämpfer! Das weißt du doch!«, scherzte Shila tapfer, löste sich sanft aus seiner Umarmung und blickte dem Fortgehenden ratlos nach.
    Langsam drehte Shila den Schlüssel im Schlüsselloch herum und ging in die Küche. Hilflos ließ sie sich auf einen der Stühle fallen. »Was soll ich bloß tun?«, seufzte sie.
    Ein Geräusch ließ sie aufschrecken.
    Kenzô stand mit ernster Miene am Tisch und blickte sie ruhig an. »Ich muss mit dir reden«, sagte er behutsam.
    Shila nickte.
    »Ich werde Tikia holen …«, begann er.
    »Das …«
    »Nein, hör mir zu«, unterbrach Kenzô sie mit matter Stimme.
    Shila verstummte.
    »Ich werde sie suchen, sie finden und sie zurückbringen«, eröffnete er ihr mit überzeugter Stimme.
    »Sie kann hier nicht leben!«, begehrte Shila nun doch auf.
    »Und ich nicht in den Bergen«, schloss Kenzô ruhig. »Ich weiß.«
    Verwirrt blickte Shila ihren Sohn an und erkannte erstaunt, wie erwachsen er auf einmal aussah.
    »Was hast du vor?«, fragte sie ihn mit zitternder Stimme.
    »Erinnerst du dich noch an den kleinen Bauernhof unserer Familie?«, fragte er sie.
    Shila nickte zögernd.
    »Du wolltest doch immer, dass ich ihn später übernehme, weil es Vaters Wunsch war. Ich habe bisher immer abgelehnt, weil diese furchtbaren Dinge dort passiert sind. Aber du hast immer gesagt, dass Vater diesen Bauernhof geliebt hat und dass du dort leben wolltest, um seinen letzten Wunsch zu erfüllen.«
    Shila nickte abermals und spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. »Will er etwa dorthin?«, dachte sie.
    »Tikia kann nicht hier in der Stadt leben. Wir können nicht in den Bergen leben. Deshalb dachte ich daran, sie zu holen, um gemeinsam mit ihr den Bauernhof zu bewirtschaften. Vater wäre sicher stolz, die Tochter seiner besten Freunde auf seinem geliebten Bauernhof zu wissen. Gemeinsam mit uns, seiner Familie.«
    »Bist du sicher, dass du das willst?«, fragte Shila ihn vorsichtig.
    »Wenn du das Einverständnis dazu gibst?«, erwiderte er lächelnd.
    »Und wenn sie nicht mit dir kommen will?«, fragte Shila zweifelnd.
    »Sie wird mitkommen! Wir sind jetzt ihre Familie. Sie braucht uns!«, antwortete er mit fester Stimme.
    Shila richtete sich behutsam auf und trat zum Fenster. Schweigend betrachtete sie den Himmel.
    Kenzô beobachtete sie aufmerksam und wartete geduldig auf ihre Entscheidung.
    »Es ist unglaublich gefährlich, ihn gehen zu lassen. Aber wenn ich ihm mein Einverständnis nicht gebe, geht er dennoch«, überlegte sie fieberhaft. »Und wer weiß, ob ich ihn dann jemals wiedersehen werde. Außerdem wird er ohne sie niemals glücklich werden.«
    Seufzend blickte Shila zu Boden. »Es wird bald wieder hell; wenn du jetzt aufbrichst, kannst du sie noch finden. Sie wird sich sicher in der Gegend des Sees einen Unterschlupf für die Nacht gesucht haben. Kerû hätte das so getan. Sie als seine Tochter tut sicher dasselbe.«
    Kenzô sah dankbar zu seiner Mutter.
    »Sie wird gegen Mittag wieder aufbrechen, deshalb wäre es am besten, wenn du jetzt gehst, ansonsten wirst du sie nicht finden. Nimm Kyra mit, sie wird dir den Weg zu Koon zeigen.«
    Überglücklich sprang Kenzô auf, trat zu seiner Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Danke!«
    Hastig schulterte er seinen Umhang, pfiff nach Kyra, trat in die nächtliche Kälte hinaus und verschwand.
    Besorgt schaute Shila ihrem Sohn nach, und als er aus ihrer Sichtweite entschwunden war, schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel. »Tenzô, Kerû und Mikû, passt auf sie auf und bringt sie mir wohlbehalten zurück, ich bitte euch!«, flüsterte sie erschöpft.
    Eine leuchtende Sternschnuppe erhellte für einen kurzen Augenblick den Himmel, bevor dieser wieder rabenschwarz wurde. Shila, die dies als Zeichen sah, drehte sich um und setzte sich auf einen der Küchenstühle.

KAPITEL 39
Gnadenlose Kälte
    Inzwischen hatte Tikia den Felsvorsprung am See erreicht und schnell ein kleines Lager bereitet. Müde ließ sie sich darauf nieder und glitt, in Gedanken bei Kenzô und Shila, erschöpft in den Schlaf. Koon wachte aufmerksam neben seiner Gefährtin.
    »He, Kleiner! Stehen bleiben!«, rief eine gebrechliche, alte Frau Kenzô hinterher.
    Freundlich drehte Kenzô sich um. »Es tut mir sehr leid, gnädige Frau, aber ich trage nichts bei mir, was ich Ihnen geben könnte.«
    Lelû lachte verlegen. »Ich will doch keine Almosen von dir, Kenzô! Ich will mit dir über Tikia reden!«
    »Über Tikia?«, fragte Kenzô verwirrt
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