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Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Titel: Wolfsliebe - Tochter der Wildnis
Autoren: Jasmine Braun
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eine kleine Inschrift. Etwas darunter war noch ein Relief in den Grabstein eingelassen worden. Tikia bückte sich, um besser lesen zu können.
    »In Gedenken an Setzû Sentû
    gest. im Alter von sieben Jahren.
    Treuer Wolf und Gefährte.
    Mögest du Tenzô auch im Tod
    zur Seite stehen.«
    Ungläubig starrte Tikia Lelû an. »Ist das Shilas Mann?«, fragte sie leise.
    »Ja!«, antwortete Lelû und sah mit gebrochenen Augen auf den Grabstein hinab. »Er war der beste Freund deines Vaters. Die beiden waren ein unzertrennliches Gespann. Setzû war Tenzôs Wolf, Tenzô hatte ihn verletzt in den Bergen aufgelesen und ihn großgezogen. Das hat damals ganz schön viele Probleme mit sich gebracht, denn zu dieser Zeit versetzten die Wölfe alle Bewohner der Stadt in Angst und Schrecken. Doch Tenzô beschützte seinen Wolf, und Kerû unterstützte ihn natürlich tatkräftig dabei«, erzählte Lelû lächelnd. »Da Tenzôs Vater sehr viel für die Stadt geleistet hat, zollt man seiner Familie noch heute Respekt, deshalb konnte auch niemand offen gegen den Wolf vorgehen. Im Endeffekt erwies sich Setzû auch als sehr nützlich. Er trieb die wilden Wölfe immer weiter aus der Stadt hinaus, und schon bald war er bei jedermann beliebt.«
    Lelûs Miene verdüsterte sich, als sie weitererzählte. »Dann geschah etwas Schreckliches: Bei einem erneuten Angriff der Wölfe wurde Setzû angeschossen. Der Farmer, den die Wölfe angegriffen hatten, hatte ihn für eine dieser Bestien gehalten und auf ihn geschossen. Er starb zwar nicht, doch am Hinterlauf war er schwer verletzt.«
    Lelû machte eine Pause und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. »Am nächsten Tag griffen die Wölfe erneut an. Diesmal drangen sie in den kleinen Bauernhof der Familie Sentû ein und trafen dort auf den verletzten Setzû, Tenzô und auf die schwangere Shila. Tenzô tat natürlich alles, um seine Familie zu beschützen, doch er kam nicht gegen die Übermacht der Wölfe an. Shila hatte Kerû zwar sofort benachrichtigt, doch sie wusste, dass er kaum eine Chance hatte, noch rechtzeitig einzutreffen. Tenzô gelang es, drei der Wölfe zu erlegen, gegen die anderen kam er jedoch nicht mehr an. Setzû schleppte sich, Shilas Erzählungen zufolge, zu seinem Freund und verteidigte diesen trotz seiner schweren Verletzungen. Just in dem Moment, in dem Kerû den Bauernhof betrat, starb er. Kerû erschoss vier weitere Wölfe und vertrieb die restlichen todesmutig.« Stolz sah sie Tikia an.
    Dann blickte sie wieder zu dem Grabstein und senkte ihre Stimme. »Für Tenzô jedoch kam jede Hilfe zu spät. Er starb in Kerûs Armen. Sein letzter Wunsch war, dass Kerû die Stadt vor den Angriffen der Wölfe schützen sollte, denn er wollte, dass sein Sohn in Frieden aufwachsen konnte. Kerû erfüllte den letzten Wunsch seines besten Freundes bereits im Laufe des folgenden Jahres. Um sicher zu sein, dass die Wölfe die Stadt nicht mehr angriffen, verließ er sie und baute sich in den Bergen eine Hütte, von der aus er den Eingang zur Stadt bewachte, und auf diese Weise verhinderte er, dass die Stadt erneut angegriffen wurde.«
    »Mein Vater hat die Stadt beschützt?«, fragte Tikia ungläubig. »Er ganz alleine?«
    »Ja! Dein Vater hat regelrecht Jagd auf die Wölfe gemacht, er gab erst Ruhe, als er ihren Anführer erlegt hatte. An jenem Tag kam er mit dem abgezogenen Fell des großen Wolfes in die Stadt zurück und warf es Shila zu Füßen.«
    »Aber er ist nicht in der Stadt geblieben …?«, murmelte Tikia verwirrt. »Warum nicht? Die Stadt war doch jetzt in Sicherheit.«
    »Ja«, antwortete Lelû knapp. »Aber als der Sommer kam, vermehrten sich die Wölfe ungemein, und im nächsten Winter hatte sich ein Rudel gebildet, das größer und stärker war als je zuvor. Kerû befürchtete nun, dass die Wölfe die Stadt erneutangreifen würden, und zog wieder in die Berge, um sein Werk zu vollenden.«
    »Und wann folgten meine Mutter und meine Großeltern ihm?«, fragte Tikia neugierig. Endlich beantwortete man ihr die Fragen, die sie sich seit Langem stellte.
    »Mikû war zu dem Zeitpunkt, an dem sich die Wölfe so rasch vermehrten, mit dir schwanger und folgte ihrem Mann aus diesem Grund. Kerû versuchte zwar, es ihr auszureden, doch Mikû wollte nicht auf ihn hören. Schließlich gab Kerû nach und nahm Mikû mit in die Berge. Seine Eltern folgten ihm zur Unterstützung. So fand sich die ganze Familie Mayan in den Bergen wieder, wo du dann einige Monate später zur Welt
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