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Wolfsgesicht

Titel: Wolfsgesicht
Autoren: Katharina Fischer
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der Zweite Detektiv hinüber und zog sich ebenfalls an dem Baum hoch. Oben hielt er inne und blickte auf die andere Seite hinunter. Wunderschön lag der Park da. Nur von Rodder fehlte jede Spur. Peter suchte das Gelände ab. Auf was hatte Rodder wohl geschossen? Dann sah er es: Von der Alarmblinkleuchte waren nur noch ein paar Glassplitter übrig. ›Ich ziele in das Licht‹, das war eine Zeile aus dem letzten Brief des Wolfsgesichts. Dafür also hatte er seine Präzisionswaffe gebraucht!
    Mit einem Satz landete Peter auf dem Rasen. Gebückt lief er auf das Museum zu. Als er um eine Hecke bog, entdeckte er das Seil. Rodder war also bereits im Museum!
    Peter schlich ein paar Meter zurück und versteckte sich hinter der Hecke. Er wartete, doch in seinem Inneren arbeitete es. Langsam wurde ihm klar, welch ungeheuerlicher Plan hinter den drei Briefen Wolfsgesichts steckte. Ganz Rocky Beach konzentrierte sich auf den Besuch des Präsidenten. Es gab keinen günstigeren Zeitpunkt, um die ›Schöne Helena‹ zu stehlen. Mit den Briefen und Überfällen hatte Rodder geschickt eine falsche Fährte gelegt: Alle Polizeiaktivitäten konzentrierten sich auf den hohen Gast. Doch das eigentliche Verbrechen vollzog sich ganz woanders, in den Randgebieten. Und das Hinterhältige war: In allen Briefen und Taten fanden sich auch Hinweise auf die wirklich geplante Tat. Man hätte sie nur in einen anderen Zusammenhang stellen müssen.
    Peter verlagerte das Gewicht. Nach wie vor war von Rodder nichts zu sehen. Hatte er einen Partner bei der Polizei, wie Justus vermutete? War es Mrs Harding?
    »Auaaa!« Mit voller Wucht warf ihn etwas zu Boden. Der Angreifer musste von hinten gekommen sein. Eng umklammert wälzten sich Peter und der Mann über den Rasen. Es gelang dem Zweiten Detektiv, die Maske des Angreifers ein Stück hochzuziehen. Er erkannte ihn sofort: Rodder.
    Rodder war stark. Doch diesmal wollte sich Peter nicht so schnell geschlagen geben. Da rutschte Wolfsgesicht etwas aus der Jackentasche und Peter bekam es zu fassen. Es war eine Pistole. Rodder wich zurück und stand auf. Auch Peter hatte sich erhoben. »Hände hoch, Rodder!«
    »Du drückst nicht ab, mein Freund!«
    Natürlich hätte Peter nicht abgedrückt. Mit Pistole war er sogar noch nervöser als ohne. Doch er versuchte Wolfsgesicht zu täuschen. »Klar drücke ich ab. So wie Sie mich in die Kiste eingesperrt haben! Das vergesse ich Ihnen nicht!«
    Rodder schien es zu beeindrucken. »Was willst du«, fragte er vorsichtig.
    »Die Figur«, sagte Peter. Mit der Waffe deutete er kurz auf ein Bündel, das ein paar Meter weiter auf dem Rasen lag.
    »Scheiße«, sagte Rodder. »Ihr seid wie die Kletten. Kaum ist man den einen los, hängt schon der Nächste am Rockzipfel. Die Polizei ist nichts gegen euch!«
    Peter grinste und verstand es als Kompliment. »Die Figur«, wiederholte er.
    Rodder nahm das Bündel und wickelte langsam die dicken Stofftücher ab. »Ich war ja gleich dagegen, euch mitspielen zu lassen«, grunzte er.
    »Aber Scott Ambler fand uns so ›erfrischend‹ …«, ging Peter dazwischen.
    »Woher weißt du von Scott?« Rodder ließ eines der Stofftücher fallen und blickte auf.
    Peter nickte zufrieden. »Als er mich in der Nacht bei Ihnen abholte, pfiff er auf dem Rückweg ein Lied. Es war ›Schnappschuss‹. Nur damals kannte ich es noch nicht.«
    »Scotty, Scotty!« Rodder schüttelte den Kopf. Dann sah er Peter an. »Als ich dich in meinem Garten entdeckte – tja, du hast zu viel Lärm gemacht, Freundchen –, da habe ich Scott angerufen und gesagt: Hol ihn raus, diesen Mistkerl, ich sperr ihn jetzt ein und ich weiß nicht, was ich ihm noch antu. Ich schick sie zum Teufel, deine erfrischende Abwechslung!«
    »Dann hat Ambler also Outdoor World überfallen?«, fragte Peter langsam. »Und später auch das Gewehr gestohlen?«
    »Du sagst es, Freundchen.«
    »Der Mann, der heute Morgen Ihr Haus verließ? Ambler?«
    »Ein Ablenkungsmanöver.«
    »Und der Präsident, auf ihn haben Sie gar kein Attentat vor?«
    »Nein.« Vorsichtig entfernte Rodder das letzte Tuch. Eine etwa vierzig Zentimeter hohe Statue kam zum Vorschein. Sie war aus Bronze gefertigt und stellte eine wunderschöne Frau dar. Doch so fein die Figur auch gearbeitet war, alles wurde übertroffen von ihren Augen: Es waren vollkommen klare Diamanten. Sie blitzten in der Sonne, fast blendeten sie. Das Licht, dachte Peter, ›ich ziele in das Licht‹. Fasziniert beobachtete er, wie Rodder die Figur
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