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Wolfsgesicht

Titel: Wolfsgesicht
Autoren: Katharina Fischer
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Hinterraum geöffnet wurde. Er verdrehte die Augen, um wenigstens ansatzweise sehen zu können, was vor sich ging. Ein Paar schwarzer Schuhe tauchte auf und eine graue Bundfaltenhose.
    »Wen habt ihr denn da eingefangen?«, fragte eine Stimme, die Justus bekannt vorkam. Mühsam drehte er den Kopf weiter nach oben. Dann atmete er zischend aus. Das Gesicht kannte er. Die Drahtgestellbrille, die wachsamen Augen, das leicht angegraute Haar: Inspektor Cotta vom Rocky Beach Police Department! Ein guter alter Bekannter, die Rettung nahte!
    Auf ein Handzeichen von Cotta ließen die Männer von Justus ab. Der Inspektor beugte sich zu ihm herunter. »Tut mir leid, Justus. Hast du dich verletzt?«
    »Ich mich eigentlich weniger«, sagte Justus und richtete sich ächzend auf. »Es waren eher diese beiden Kampfstiere da.«
    »Tja«, begann Cotta, »deinen Humor hast du zum Glück nicht verloren.« Er stockte. »Weißt du, Justus, es sind, nun ja, Kollegen von mir, Polizisten.«
    »Polizisten, Inspektor?«
    »Ja, Justus, es tut mir wirklich leid, du bist mitten in einen Polizeieinsatz geraten.« Er nickte den beiden Männern zu. »Fred, Fritz, nehmt ihm die Handschellen ab.«
    Widerwillig machte sich einer der Polizisten an Justus’ Handgelenken zu schaffen.
    »Aber, Inspektor«, ließ sich eine Stimme vernehmen. Sie gehörte Mr Laurent, der aus seiner Deckung aufgetaucht war und vorsichtig über die Theke blickte. »Das ist doch der Räuber!«
    »Nein, bestimmt nicht, Mr Laurent«, antwortete Cotta, »das ist Justus Jonas, ein guter Freund von mir. Er ist auf keinen Fall der Täter.«
    »Justus Jonas? Der Neffe von Mathilda Jonas?«
    »Ja, der bin ich, Mr Laurent. Haben Sie mich nicht erkannt?« Justus hatte sich wieder zu voller Größe aufgerichtet. Obwohl er gewichtsmäßig etwas abgenommen hatte, war er immer noch ein eindrucksvoll stattlicher Junge. Dessen Kleidung nun allerdings einigen Staub abbekommen hatte.
    Also begann Justus seine Ärmel abzuklopfen. Die anderen standen tatenlos um ihn herum und sahen ihm zu. Langsam stieg eine ordentliche Wut in Justus hoch. »Sie könnten mir ruhig mal dabei helfen«, maulte er die beiden Männer an, die ihn eben noch zu Boden geworfen hatten. Er hatte die Situation wieder im Griff. »Oder sind Ihre Hände für so filigrane Tätigkeiten nicht geeignet?«
    Die Polizisten schauten irritiert zu Cotta, der ihnen zunickte. »Filigran heißt so etwas wie fein«, übersetzte er murmelnd. »Justus Jonas drückt sich öfter so aus.« Langsam und umständlich begannen die Männer damit, Justus’ Jacke glatt zu streichen.
    Es wirkte reichlich unbeholfen und auch Cotta konnte es nicht lange mit ansehen. »Genug!« Er beendete die peinliche Szene und zog Justus zu sich. »Gehen wir in den Büroraum. Aber wahrscheinlich ist es ohnehin zu spät und der wirkliche Täter ist gewarnt. Mr Laurent, Sie bleiben bitte weiterhin hier.« Er schob Justus zur Hintertür. »Da lang.«
    Erst jetzt bemerkte der Erste Detektiv, dass noch eine Person anwesend war: Eine junge Frau stand im Türrahmen und hatte die ganze Szene beobachtet. Justus spürte, wie ihn aus ihren blauen Augen ein skeptischer Blick streifte. Dann drehte sie sich um und schritt zurück ins Büro.
    Justus folgte ihr und hinter ihm schloss Cotta die Tür. Die Frau hatte sich inzwischen an die Schreibtischplatte gelehnt. Sie trug Jeans, allerdings ein teures Modell, wie Justus bemerkte. Auf ihrem verwaschenen Sweatshirt war noch der Schriftzug einer Universität in Seattle zu erkennen.
    »Wer ist der Junge, Inspektor?«, fragte sie, die Hände in den Taschen.
    Cotta zupfte sein Jackett zurecht. »Justus Jonas, Mrs Harding. Zusammen mit zwei Freunden betreibt er in seiner Freizeit hier in Rocky Beach ein Detektivbüro.« Er grinste Justus an. »Unsere schärfste Konkurrenz sozusagen. Andererseits haben wir euch viel zu verdanken.«
    »Tja, die drei ??? tun, was sie können«, antwortete Justus, stolz auf Cottas Lob. »Wollen Sie unsere Visitenkarte sehen, Mrs Harding?«
     

     
    »Ein Detektivbüro? Von Kindern? Danke nein!«
    »Wie Sie wollen.« Justus steckte die Karte wieder ein. »Sind Sie auch Polizistin?«
    »Nicht direkt.«
    »Ah, ja.«
    Cotta übernahm das Wort. »Mrs Hannah Harding ist Polizeipsychologin. Ich habe sie eingeschaltet, weil wir es mit einem merkwürdigen Fall zu tun haben …«
    »… den Sie mir bestimmt nur sehr ungern erzählen wollen«, ergänzte Justus. Er kam nun in Gesprächslaune, dies umso mehr, je einsilbiger
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