Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wolfsgesicht

Titel: Wolfsgesicht
Autoren: Katharina Fischer
Vom Netzwerk:
liegen gelassen hat.«
    Während Justus zuhörte, inspizierte er die Auslage. ›Extrem – hoch klettern – tief tauchen‹, stand auf einem Pappschild. Vier weitere Ferngläser lagen noch im Schaufenster, dazu ein teurer Kompass, ein Nachtsichtgerät, eine Taucheruhr. Einen Stein oder einen anderen Gegenstand, mit dem das Schaufenster eingeworfen worden sein könnte, entdeckte er nicht.
    Justus wandte seine Aufmerksamkeit der Umgebung zu. Vielleicht war der Täter ja noch in der Nähe und beobachtete sie oder es hatte Zeugen des Vorfalls gegeben. Eine Frau fiel ihm auf, die in einigem Abstand an der Hauswand stand und immer wieder unschlüssig herüberblickte. Hatte sie etwas beobachtet? Oder war sie nur neugierig? Stapelton erging sich inzwischen in Klagen über die schlechte Wirtschaftslage. »Zum Glück sind ja bald Präsidentschaftswahlen«, hörte er ihn sagen, »aber im Grunde ist einer nicht besser als der andere.«
    Justus wandte sich ab und schritt auf die Frau zu, die ihn neugierig musterte. Sie musste um die fünfzig sein. Die zwei schweren Einkaufstaschen wirkten sich sichtbar auf die Haltung ihres Rückens aus.
    »Guten Tag«, sagte er, als er nahe genug bei ihr war. Er lächelte. »Haben Sie vielleicht die Tat beobachtet?«
    Die Frau umklammerte ihre Einkaufstaschen noch fester. »Nun ja«, sagte sie. »Sie sehen ein bisschen jung aus. Sind Sie auch von der Polizei?«
    Justus grinste. »Justus Jonas von den drei ???. Ein Detektivbüro. Sie können mir ruhig Ihre Beobachtung mitteilen. Wir helfen der Polizei.«
    »Wenn das so ist …« Sie setzte ihre Taschen ab.
    Wie sich herausstellte hatte die Frau den Raub von der gegenüberliegenden Straßenseite aus beobachtet. Sie war einkaufen gewesen. »Aber erst als es den Knall gab und das Glas splitterte, habe ich genauer hingesehen«, berichtete sie. »Die Person steckte den Knüppel in eine große Plastiktüte. Dann griff sie zwei-, dreimal ins Fenster, packte etwas in die Tüte und rannte weg.«
    »Wissen Sie noch, was für eine Tüte es war?«
    »Oh ja, warten Sie.« Die Frau überlegte kurz. » Sax Sendler , ja, es war eine Plastiktüte von Sax Sendler .«
    »Das Musikgeschäft!« Justus kannte den Laden, er gehörte zu einer Musikagentur, bei der sein Freund Bob ab und zu aushalf. Er lächelte der Frau anerkennend zu. »Sehr genau beobachtet! Sie haben nur von einer ›Person‹ gesprochen. Sie sind also nicht sicher, ob es ein Mann oder eine Frau war?«
    Sie nickte. »Genau. Schwer zu entscheiden. Dunkle Kleidung, ein dunkler Mantel. Vor allem aber: Die Person trug eine Maske.«
    »Eine Maske?«
    »Ja. Sie wandte sich kurz um. Vielleicht, um sich nach Passanten umzusehen.« Sie machte eine Pause, das Bild schien noch einmal vor ihr aufzusteigen. »Sie blickte mich direkt an. Ganz intensiv. Mir läuft es jetzt noch kalt den Rücken herunter, wenn ich daran denke. Dann lief sie um die Ecke und war verschwunden.«
    »Was für eine Maske war es denn?«
    »Das ist ja das Komische. Es war das Gesicht des amerikanischen Präsidenten. Wissen Sie, diese Maske, die es seit ein paar Tagen überall zu kaufen gibt. Der Präsident soll doch bald durch Rocky Beach kommen.«
    »Ja, das stimmt. Er ist auf Wahlkampfreise und wird hier ein Altersheim einweihen.« Justus nickte nachdenklich. »Vielen Dank. Ihre Hinweise sind sehr wertvoll. Ich glaube, Sie sollten Ihre Beobachtung dem Inspektor mitteilen.«
    Er nahm die zwei Einkaufstaschen und begleitete die Frau zu Cotta und Mrs Harding, die sich noch immer mit Stapelton unterhielten. Cotta war es inzwischen gelungen, das Gespräch wieder auf den Überfall zurückzubringen. Die Verkäuferin war nicht mehr da.
    Justus entschied, sich zurückzuziehen. Er verabschiedete sich von Cotta, ging aber nicht gleich nach Hause. Stattdessen betrat er den Laden von Outdoor World . Sandy Allen, die Verkäuferin, hatte sich wieder bei ihren Tauchgeräten postiert.
    Irgendwie ein stimmiges Bild, fand Justus. Er konnte sie sich gut in einer Tauchausrüstung vorstellen. Etwa einen Kopf kleiner als er, ebenfalls ein klein wenig rundlich: Justus wurde bewusst, dass sie ihm sympathisch war. Vor ein paar Wochen hatte er wohl zu sehr auf die unterschiedlichen Funktionen der Tauchgeräte geachtet.
    Sie spielte mit einer überlangen Haarsträhne und sah ihm direkt in die Augen. »Wir sind uns doch schon begegnet. Du hast dich letztens zusammen mit einem Freund nach Messgeräten erkundigt?«
    »Gutes Gedächtnis! Es stimmt, mein Freund Peter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher