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Wolfsgesicht

Titel: Wolfsgesicht
Autoren: Katharina Fischer
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ausgestellt! Schaut mal, ihre Augen sind aus Diamanten!« Er wedelte mit dem Stadtmagazin herum, die der Kunstausstellung eine Titelstory gewidmet hatte. Ein reicher Produzent aus der Filmindustrie hatte das kleine Privatmuseum dafür gesponsert.
    »Klar, Peter, wenn sie so hübsch ist, nehmen wir die, und zwar nur für dich«, bemerkte Bob lakonisch.
    »Helena ist eine historische Person aus der Antike«, erklärte Justus. »Also ein bisschen zu alt für Peter. Sie hat sich von einem Königssohn namens Paris entführen lassen.«
    »Dann kann Peter das doch auch tun …«
    Justus überhörte Bobs Einwurf. »Ich wollte mir die Ausstellung anschauen. ›Das Griechenland der Schönen Helena‹ – sie läuft nicht mehr lange. Aber von euch will ja wohl niemand mit?«
    »Danke nein.«
    Auch Peter schüttelte den Kopf.
    »Dann eben nicht. Diesen Paris gibt es übrigens auch als Figur, allerdings ist er vor Jahren verschwunden.«
    »Klingt schon interessanter«, sagte Bob.
    »Muss trotzdem nicht sein«, murmelte Peter.
    »Also gut.« Justus deutete auf die leere Gemeinschaftskasse, eine alte Blechdose, in der sie ihr Geld normalerweise aufbewahrten. »Wir könnten uns selbst nach dreißig Jahren erfolgreicher Detektivarbeit so eine Statue als Glücksbringer finanziell nicht leisten. Ich werde mich lieber nach was Preiswerterem auf Onkels Schrottplatz umsehen.« Damit war für ihn dieses Thema beendet. »Zurück zum Diebstahl, Kollegen! Es gibt eine Menge Merkwürdigkeiten zu besprechen!«
    »Da sind wir aber gespannt«, sagte Peter.
    »Ich dachte eher daran, dass ihr zur Abwechslung mal ein wenig mitmacht.«
    »Weil du so heiser bist?« Peter blinzelte Bob zu.
    Der übernahm das Wort, bevor es zu einem neuen Wortgefecht kommen konnte. »Meine Einschätzung kennt ihr. Ein Dieb kündigt seine Tat an und tut es dann auch. Das ist doch merkwürdig. Er könnte erwischt werden.«
    »Nein.« Peter schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn er die Polizei an einen Ort lenkt und dann woanders zuschlägt. Er hat gelogen im Brief.«
    »Genau genommen hat er das noch nicht einmal.« Justus stand auf, was auf eine längere Ausführung hindeutete. Schon fast automatisch lehnten sich Bob und Peter in ihre Sessel zurück.
    »Er schrieb in dem Brief von einem Knüppel, einer Plastiktüte und einem Klamottenladen«, erläuterte Justus. »Dass er den Pelzladen überfallen würde, das erwähnte er genau genommen nicht. Das hat Cotta nur daraus geschlossen. Der Brief brach einfach ab. Genauso gut hätte die Geschichte etwa so weitergehen können: ›Seine Hand umschloss den Knüppel. Er passierte das Pelzgeschäft. Nur noch wenige Meter bis Outdoor World , dem Laden, den er überfallen wollte.‹«
    Peter unterbrach den Gedankenfluss. »Arbeitet da eigentlich noch diese süße Verkäuferin?«
    Justus lächelte. »Ja«, antwortete er. »Die Kleine mit der Haarsträhne. Sie heißt Sandy. Aber du wirst es nicht glauben«, fügte er genussvoll hinzu und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht: »Sie erinnert sich nur noch an mich!«
    »Vielleicht, weil du so dick bist«, gab Peter zurück. »Das fällt eben auf.«
    »Ich liebe deine direkte Art, Peter. Dabei ist sie doch gar nicht dein Typ!«
    »Aber deiner oder wie? Du stehst doch sonst eher auf langbeinige Models!«
    »He, Leute!« Bob hielt das Mousepad wie ein Warnschild in die Luft. »Zurück zu unserer Geschichte! Wie war das also? Der Täter hat durch Weglassungen alles verkompliziert?«
    »Vielleicht ist es ein Rätsel«, warf Peter ein. »So wie bei früheren Fällen.« Er ließ sich den von Justus zitierten Text noch einmal durch den Kopf gehen. »Wäre aber ein komisches Rätsel«, sagte er dann. »So richtig ist da nichts herauszubekommen.«
    »Es ist auch kein richtiges Rätsel.« Der Erste Detektiv übernahm wieder das Wort. »Da steckt etwas anderes dahinter. Diese Geschichte soll nicht auf die richtige, sondern auf eine falsche Fährte führen. Die Polizei soll falsche Rückschlüsse ziehen. Das ist die Falle, in die die Empfänger des Briefes tappen sollen.« Er blickte kurz in die Luft, um seine Gedanken zu ordnen. »Der Verfasser spielt mit einem Phänomen, um das sich die Psychologie kümmert. Kopfmodelle nennt man das. Es geht um die Tatsache, dass man Informationen automatisch in bestimmte Rahmen und Zusammenhänge einordnet, die man kennt oder erwartet. Auch wenn es nicht bewiesen ist und die Wirklichkeit ganz anders aussieht.«
    »Könntest du dich mal so ausdrücken, dass
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