Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe
Autoren: Susan Hastings
Vom Netzwerk:
Anführer war. »Nehmt sie mit.« Damit war für ihn die Angelegenheit erledigt, und er stapfte weiter den Berg hinauf. Offensichtlich war das Kloster das Ziel ihrer Begierden. Daran würden sie sich die Zähne ausbeißen, dachte Viviane, während die anderen Männer sie hochzerrten und zum Strand hinunterstießen. Aus den Augenwinkeln sah sie Rauch aufsteigen. Es war die Schmiede!
    Ihr Atem stockte. »Mutter!«, schrie sie. »Mutter!« Sie spürte einen derben Stoß im Rücken und strauchelte. Dann stand auch ihre Hütte in Flammen. »Nein! O nein!« Verzweifelt unternahm sie einen erneuten Fluchtversuch, der jedoch kläglich scheiterte. Diesmal passten die Männer auf. Einer griff in ihr Haar. Mit einem klagenden Schmerzlaut ging sie in die Knie. Ein anderer riss sie wieder auf die Beine. »Vorwärts!«, bellte er sie an.
    Tränen verschleierten ihren Blick. Es war nicht der körperliche Schmerz. Die Hütte ihrer Eltern brannte lichterloh. Tote säumten ihren Weg hinunter zum Strand. Schreie, Waffenlärm, Gebrüll, Hohngelächter, das Knacken und Prasseln der Flammen – wie betäubt lief sie. Kinder rannten schreiend umher und suchten ihre Mütter. Eine Frau stürmte in ihr brennendes Haus. Dann stürzte es über ihr zusammen. Einige Männer des Dorfes kämpften verbissen gegen die Übermacht der Angreifer.
    Die Bilder prägten sich ihr ein, diese Bilder würde sie zeit ihres Lebens nicht vergessen! Wie sie den Mann hasste, der dies angerichtet hatte!

[home]
Die Drachenboote
    E s war nur ein klägliches Häuflein Überlebender, die am Strand zusammengetrieben wurden. Die Wikinger fesselten ihnen Hände und Füße, damit sie nicht flüchten konnten.
    Als sich die Dämmerung über den Strand senkte, wurden mehrere Feuer entzündet. Sie beleuchteten eine gespenstische Szenerie. Zwischen den Feuern verteilt, hockten Gruppen von Gefangenen. Es waren nur wenige Frauen und Männer und kaum Kinder. Viviane stellte fest, dass sich auch keiner der Mönche aus dem Kloster unter ihnen befand. Vom Gipfel des Hügels aber stieg ein dünner schwarzer Rauchfaden in den Himmel. Verzweifelt presste Viviane die Augen zu. Sie vernahm leises Wehklagen, das einige der Wikinger, die zwischen den Feuern umherliefen, mit gezielten Fußtritten zum Verstummen brachten. Viviane zog und zerrte an ihren Handfesseln. Doch der grobe Strick schnitt sich nur tiefer in ihre Gelenke ein.
    So versuchte sie, eine halbwegs erträgliche Haltung einzunehmen, zog die Beine an und stützte die Stirn auf die Knie. Sie faltete die gefesselten Hände, so gut es ging, und betete. Sie fragte Gott, warum er dieses Unrecht zuließe, und sie schwor Rache, immer wieder Rache.
    Erst spät kam der Anführer mit einem Trupp Männer vom Hügel herab. Sie schleppten die Beute aus dem Kloster herbei. Sofort entbrannte ein Streit unter den anderen. Mit einer barschen Geste brachte der Anführer sie zum Schweigen. Er schien den Respekt seiner Männer zu genießen, denn gleich darauf brachten sie einhellig und gemeinsam die Beute auf die Drachenboote.
    Viviane hob den Kopf. Die Schiffe nickten wie schlafende Pferde mit ihren Drachenköpfen und schaukelten sacht auf den Wellen. Ab und zu hallte ein rauher Befehl übers Wasser. Der Anführer mit seinem honigblonden Haar, das bis auf die Schultern fiel, war ein großer Mann. Er trug einfache, grobe Kleidung. Brust und Rücken wurden durch einen Lederpanzer geschützt. Die Gefangenen würdigte er mit keinem Blick. Hoch erhobenen Hauptes überwachte er die Verladung der Beute. Es bot das Bild eines Siegers.
    Viviane befürchtete, dass er sich gar nicht mit Gefangenen belasten würde. Wahrscheinlich würde er sie an Ort und Stelle niedermetzeln lassen. Vielleicht würden sie auch auf einen Sklavenmarkt gebracht und versteigert. Dann schon lieber gleich tot! Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick, in den sie ihren ganzen Hass legte. Dann senkte sie den Kopf wieder auf die Knie.
    Von alldem schien der Anführer nichts zu bemerken. Er war zufrieden, vor allem mit der reichen Beute aus dem Kloster. Der Überraschungsangriff war gelungen. Diese Christen waren ein seltsames Völkchen. Beschenkten ihren Gott mit Reichtümern und lebten selbst in bitterer Armut. In der Küche der Mönche sah es aus, als hätte bereits ein Überfall stattgefunden. Etwas Fisch, ein paar Kräuter, kaum Mehl für zehn Brote, kein Fleisch, nur krümeliger Käse und saures Bier. Er wandte sich um, als einer der Männer einen störrischen Hammel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher