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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe
Autoren: Susan Hastings
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helfen.«
    Cedrilla richtete sich auf. »Ich möchte in die Kirche gehen. Gott will mich sehen, und er wird entscheiden, ob ich auf dieser Welt bleibe oder gehen muss.«
    »Dazu bist du viel zu schwach. Gott sieht dich auch hier, und er wird sich freuen, dass du wieder zu Kräften kommst.«
    Während Viviane den Hügel erklomm, auf dessen Spitze das Kloster lag, dachte sie über die Worte der Mutter nach. Auch wenn ihre ganze Familie getauft war, so brachte Cedrilla doch immer wieder Gott und Götter, alten und neuen Glauben durcheinander. Im Zweifelsfall wurde angerufen, was ihr gerade in den Sinn kam.
    Viviane vertraute mehr auf den starken Glauben, den die Mönche des Klosters vermittelten, und auf ihre Heilkünste.
    Das Kloster stand an einer Stelle, von der die Alten behaupteten, früher sei es eine heilige Kultstätte der Kelten gewesen. Dem Ort musste viel Kraft innewohnen. Das bedeutete, dass auch die Kräuter, die dort oben wuchsen, diese Kraft besaßen.
    Während ihres Aufstiegs ließ sie sich den Wind um die Nase wehen, der hier oben auf den Klippen schon recht heftig zauste. Doch sie mochte diese rauhe, salzige Brise. Auf halbem Weg drehte sie sich zum Meer um und atmete tief durch. Auch wenn sie die Tochter eines Schmieds war, liebte sie die See. Sie liebte das Meer an den schönen Tagen, wenn es ruhig und glatt in der Sonne glitzerte wie heute, aber auch das Meer bei Sturm, wenn Himmel und Wasser eins wurden und es die Wellen zornig gegen das Land schleuderte. Sie konnte Angus’ Sehnsucht nach dem Meer verstehen und seinen Wunsch, Fischer zu sein. Sie stieg weiter hinauf auf den Hügel, der dicht mit kurzem Gras bewachsen war. Oben trat der felsige Untergrund zutage. Einen Augenblick setzte sie sich auf eine der Klippen, um zu verschnaufen und die Aussicht zu genießen. Das Dorf mit seinen Hütten lag jetzt winzig klein wie Spielzeug unten in der Bucht. Zwei Felsvorsprünge zu beiden Seiten des Dorfes bildeten einen natürlichen Schutz für den Strand, wo die Fischerboote lagen und an Gestellen die Netze zum Trocknen hingen. Aus der Schmiede stieg Rauch in den blauen Himmel, und selbst hier oben konnte sie das Klingen der Hämmer auf dem Eisen hören, mal laut, mal leise, je nachdem, wie der Wind gerade stand. Von hier oben schienen alle Sorgen ganz klein und unbedeutend.
    Ob Gott es auch so sah, wenn er vom Himmel auf die Menschen herniederblickte? Konnte er überhaupt die Sorgen der Menschen verstehen, wenn er doch so hoch oben thronte?
    Viviane erinnerte sich beim Anblick der winzigen elterlichen Hütte wieder an den Grund ihres Aufstiegs. Sie erhob sich und eilte zur Pforte des Klosters, das von einer hohen Mauer umschlossen war. Die Steine waren kaum behauen und mit viel Mühe aufeinandergesetzt. Die Mauer wirkte etwas trutzig und abweisend, aber Viviane ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie wusste, dass dahinter wohlwollende Mönche wohnten, die stets ein gutes Verhältnis zu den Dorfbewohnern hatten. Sie zog an dem Strick neben der hölzernen Pforte, und eine kleine Glocke schlug an. Es dauerte eine geraume Weile, bis sich das Tor öffnete. Es war Bruder Geoffroy, der dahinter stand.
    »Gelobt sei Jesus Christus, Viviane«, grüßte er sie. »Du hast dir einen schönen Tag ausgesucht, um uns zu besuchen.«
    »Gelobt sei Jesus Christus, Pater Geoffroy. Ich hoffe, es ist auch für Euch ein schöner Tag. Mich führt eine Bitte an Euch hierher. Mutter geht es immer schlechter. Sie benötigt eine Medizin gegen ihren Husten. Außerdem verlässt sie der Lebensmut. Sie nimmt kaum Nahrung zu sich und sehnt sich nach Angus. Ich mache mir ernsthafte Sorgen um sie.«
    »Das betrübt mich, solche schlechten Nachrichten zu hören«, erwiderte der Mönch betroffen. »Aber gegen fast jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen, und die richtige Mischung macht es. Ich werde für deine Mutter eine Medizin zusammenstellen.«
    »Danke, Pater«, lächelte Viviane und setzte sich auf die Bank neben der Pforte. Sie würde eine Weile warten müssen, denn Pater Geoffroy stellte die Medizin immer sehr sorgsam zusammen. Viviane hätte zu gern erfahren, wie er das machte, aber darauf ruhte ein großes Geheimnis. Niemand durfte das Kloster betreten, schon gar kein weibliches Wesen. Sie hatte keine Ahnung, was sich in der Klosterapotheke tat. Ihre Fantasie sprühte Sternschnuppen. Daheim gab es auch ein Regal mit allerlei Krügen, Körben und Schüsseln zum Aufbewahren der Lebensmittel. Ob es in der Apotheke auch so aussah? Aber
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