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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe
Autoren: Susan Hastings
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Wildschwein zu erjagen. Auch Patrick hatte vor, in diesem Winter ein Schwein zu jagen, um damit Viviane zu imponieren. Sie gab sich immer noch recht verschlossen, wenn Patrick seine schüchternen Annäherungsversuche startete. Aber auch er hatte ihre heimlichen Blicke bemerkt, wenn er mit nacktem Oberkörper am Schmiedefeuer stand und den ledernen Blasebalg bediente. Und erst recht, wenn er kraftvoll den Schmiedehammer schwang.
    Einmal hatte er sie in die Arme genommen, oben bei den Klippen. »Ich möchte dich immer beschützen«, hatte er zu ihr gesagt, während sie auf das Meer hinausschauten. Sie hatte sich lachend aus seinen Armen gewunden. »Ich kann mich selbst schützen. Schließlich weiß ich, wie ein Schwert geschmiedet wird und wie man damit umgeht.«
    Danach war Patrick traurig gewesen, aber nicht entmutigt. Viviane war eben ein stolzes Mädchen, und er musste sich sehr bemühen, sie zu erobern.
    Während sie über die Wiese lief, um die Schafe zusammenzutreiben, beobachtete er sie. Sie trug nur ein schlichtes Kleid aus einem dünnen Stoff, den sie selbst gewebt hatte. Sie schaffte es, aus der Wolle der Schafe einen wunderbar dünnen Faden zu spinnen, um daraus wiederum leichte Stoffe zu weben, die in dem kurzen Sommer sehr angenehm zu tragen waren. Angenehm auch für Patrick, denn er konnte so ihre körperlichen Vorzüge erahnen. Seit einiger Zeit veränderten sich ihre Proportionen, sie wurden rundlicher und weicher. Ihre Taille blieb trotzdem schmal, wie der sorgsam geflochtene Ledergürtel verriet, den sie trug. Überhaupt legte sie viel Wert auf saubere und sorgsam hergestellte Kleidung, auch wenn sie häufig in der rußigen Schmiede zu Gast war. Die kupfernen Fibeln, mit denen sie ihr Kleid an den Schultern zusammenhielt, hatte sie selbst gearbeitet und auch das kleine Kreuz, das sie am Lederband um den Hals trug. Ihr Haar war zu einem langen Zopf geflochten, der ihr auf den Rücken fiel, und manchmal trug sie ein ebenfalls geflochtenes dünnes Stirnband.
    Sie waren alle Christen und getauft, seit langer Zeit schon, als missionierende Mönche auf die Insel gekommen waren, sich hier niedergelassen und ein Kloster gegründet hatten. Die Könige, die das Land beherrschten, wechselten. Mal bekannten sie sich zu dem neuen Gott, mal hörten sie auf die Druiden als ihre Ratgeber, aber das störte die einfachen Leute an der Küste nicht. Im Kampf gegen die Allgewalt der Natur, gegen Güte und Grausamkeit des Meeres und um das tägliche Überleben war es einfach wichtig, den Beistand Gottes erflehen zu können. Und wenn ab und zu auch einer der alten Götter oder eine der alten Göttinnen angerufen wurde, so konnte das sicher nicht schaden. Zwar predigten die Mönche immer wieder gegen den Irrglauben und heidnische Rituale, aber viele waren so fest in den Köpfen und Seelen der Menschen verankert, dass man ihnen nur andere Namen gab und sie einfach beibehielt.
    Jeweils vierzig Tage nach der Sonnenwende wurden die vier großen keltischen Feste gefeiert. Daran hatte sich nichts geändert. So wurden zu Beltane immer noch die Tiere zwischen brennenden Holzstößen hindurchgetrieben und böse Geister mit Fackeln aus den Ställen gejagt, noch immer öffnete sich zu Samhain die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten, noch immer wurde zu Imbolc mit Lichtern der Göttin Brigid gehuldigt oder eben Maria Lichtmess gefeiert. Zu Lugnasad feierten sie das Erntedankfest, wo die Felder umgangen wurden und der Erdgöttin von den Erträgen geopfert wurde. Die uralte Quelle war noch immer heilig, und es gab auch die Dreieinigkeit. Die drei keltischen Götter des Handwerks, ja selbst die Göttin der Fruchtbarkeit, der Schmiede und des Heilens und der Dichtkunst wurde noch als dreieinige Gestalt verehrt. Die Muttergöttin war jetzt die Jungfrau Maria, die Viviane besonders gut gefiel. Schließlich erhoffte sie sich auch einmal viele Kinder, nicht nur von den Schafen.
    Das hoffte auch Patrick, wenn er Viviane erst einmal erobert hatte. Doch im Augenblick konnte er nicht viel mehr tun, als ihr kleine Komplimente zu machen. Die Macht des Wortes war seit jeher gewaltig, und so dichtete er ihr kleine Verse, verglich sie mit den sich im Wind wiegenden Glockenblumen auf der Wiese, mit einem Strahl der im Osten aus dem Meer tauchenden Sonne oder einer perlmuttschimmernden Muschel, die aus den Wellen geboren wurde.
    Viviane bedankte sich mit anderen Aufmerksamkeiten, wie einem besonders großen Stück Fleisch oder
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