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045 - Mörder der Lüfte

045 - Mörder der Lüfte

Titel: 045 - Mörder der Lüfte
Autoren: Dämonenkiller
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Der Dämon schwebte für einen kurzen Augenblick körperlos im Nichts. Er war nur Geist, bestand aus reinen metaphysischen Schwingungen. Ein Gefühl der Leere befiel ihn, Angst, hier für immer von der Unendlichkeit gefangen gehalten zu werden, stieg in ihm auf.
    Doch nur für den Bruchteil eines Gedankens, nicht lange genug, um die Angst in Panik zu verwandeln, denn die Körperlosigkeit war nur ein Übergangsstadium. Es war jene Phase, die immer eintrat, wenn er seinen Körper verließ und in den anderen überwechselte, seine schwache menschliche Hülle abstreifte und sie hinter sich ließ wie ein nutzlos gewordenes Gewand.
    Die Dunkelheit um ihn wich, dann war das Tageslicht um ihn, und er konnte sehen. Er sah die Welt mit den Augen des Adlers.
    Er lebte im Körper des weißen Adlers und spürte die geballte Kraft dieses majestätischen Körpers, die tödliche Macht des gekrümmten Schnabels und der messerscharfen Krallen.
    Er genoss das Gefühl, Herr der Lüfte zu sein, Beherrscher der mittleren Sierra Madre, König der Berge und des Himmels.
    Mit dem Gefühl seiner eigenen Macht und Stärke kam das Bedauern, das er für seine Brüder und Schwestern aus der Schwarzen Familie empfand, die in den Körpern von Menschen dahinvegetieren mussten.
    Ja, es war nicht viel mehr als ein Dahinvegetieren. Selbst wenn sie die Fähigkeit besaßen, sich in Wölfe oder andere Tiere zu verwandeln, konnte keiner sich mit ihm vergleichen, der den Körper des weißen Adlers beherrschte.
    Wenn er sich in diesem majestätischen gefiederten Wesen manifestierte, hätte er nicht einmal mit dem Fürst der Finsternis tauschen wollen. Denn sein Reich konnte ihm nicht einmal vom Oberhaupt der Schwarzen Familie streitig gemacht werden.
    Er reckte den Adlerkopf und stellte die Nackenfedern leicht auf. Sein Kopf ruckte hin und her, als er den scharfen Blick seiner Augen über den Canyon gleiten ließ.
    Den Adleraugen entging nichts, was sich in den schroffen Felsen tat, die sich Hunderte von Metern senkrecht rund um das Tal erhoben. Die unzähligen Raubvögel, die dort nisteten, schienen den stechenden Blick ihres Herrn und Meisters zu spüren. Sie erstarrten in ihren Bewegungen, duckten sich, verstummten.
    Die Zeit schien stehen zu bleiben, als der weiße Adler seine mächtigen Schwingen ausbreitete. Sein Hakenschnabel öffnete sich, die Zunge stand steif heraus.
    Er gab kein Geräusch von sich. Seinen Körper durchlief ein schwaches Zittern, bevor er sich von der Klippe abstieß und durch die Luft segelte.
    Er ließ sich nicht lange treiben, sondern teilte bald die Luft mit trägen, spielerisch anmutenden Bewegungen. Immer rascher stieg er höher, ohne sich jedoch zu verausgaben. Er besaß noch immer große Kraftreserven, die er kaum je einzusetzen brauchte.
    Der weiße Adler hatte keinen ebenbürtigen Gegner.
    Er glitt über die höchsten Felserhebungen hinweg und kreiste einige Male über dem Canyon. Die Raubvögel in den Steilwänden waren seine Geschöpfe, aber keines konnte sich mit ihm vergleichen.
    Von hier oben wirkten selbst die Viertausender der Sierra Madre klein. Die tiefstehende Sonne des frühen Morgens warf scharfe Schatten in die schroffen, von den urweltlichen Gewalten vergangener Jahrmillionen in den Fels gegrabenen Schluchten.
    Diese Berge muteten wie eine tote Landschaft an, wie eine Welt, die noch nicht den Lebensfunken empfangen hatte. Doch das scharfe Auge des Adlers konnte nicht getäuscht werden.
    Hier gab es überall Leben, das sich in Löchern und Ritzen verbarg. Der Adler erspähte das ängstlich verborgene Kleintier, aber er stürzte sich nicht darauf.
    Das war eine zu leichte Beute für den Herrn der Lüfte. Er suchte sich seine Opfer anderswo.
    Mit schneller werdenden Flügelschlägen ließ er das Tal hinter sich, schoss wie ein Pfeil gen Westen, wo die Berge flacher und zugänglicher wurden.
    Dorthin verirrten sich nicht selten Menschen. Manche waren Jäger, manche Schatzsucher oder andere Abenteurer.
    Früher hatte es hier auch größere Städte gegeben, als Reichtümer geschürft worden waren. Aber viele waren längst verlassen, und nur noch die in den Fels gesprengten Trassen mit Eisenbahnschienen zeugten davon, dass einst sogar bis hierher die Wege der Zivilisation geführt hatten.
    Dichte Nebelberge sammelten sich darin wie die Wasser eines Staudammes, stiegen in Schwaden höher und wurden wie Schnee von der Sonne fortgeschmolzen.
    Eine dieser Grubenstädte war Real de Contrabandista. Dort lebten noch etwa
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