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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt
Autoren: Åsa Nilsonne
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wartete ab, der Fahrstuhl fuhr vorbei und hielt ei nen Stock höher. Die Hunde fingen an zu bellen, das Bel len ging in Geheul über, als jemand energisch an eine Tür klopfte, vermutlich an Björnssons.
    Eine Männerstimme schrie etwas, das er nicht verstehen konnte, eine Briefschlitzklappe klirrte, und dann fuhr der Fahrstuhl wieder nach unten.
    Inzwischen hatte er seinen Entschluss gefasst.
    Er ging nach unten zu der unverschlossenen Tür.
    Als Monika sich am Telefon meldete, hörte sie zuerst gar nichts. Es knackte, es rauschte, dann waren tiefe, rasche, gehetzte Atemzüge zu hören. Sie verschwanden, es knallte. Wer immer da anrief, hatte das Telefon fallen lassen.
    »Hallo? Wer ist das?«
    Die Atemzüge waren wieder da. Hatte hier jemand das sagenhafte Pech, bei der Polizei zu landen, als er versuchte, sich seine eigene kleine Sexleitung einzurichten?
    Aber dann hörte sie ein Schluchzen und dann noch eins.
    »Hier ist Monika. Mit wem spreche ich?«
    Die Stimme zitterte dermaßen, dass sie kaum ein Wort verstehen konnte.
    »H - hier ist Theo.«
    Jetzt hörte sie, dass es Panik war, sonst nichts, was sei nen Atem hetzte.
    »E er ist hier. Ich g glaube, d dass er h hier ist.«
    »Wer?«
    »D der, der h hinter uns …«
    Er konnte nicht weitersprechen, er hörte sich an wie ein Achthundertmeterläufer, der soeben ins Ziel gesprintet war, er konnte nicht gleichzeitig atmen und sprechen.
    Monikas Atem tat es ihm jetzt nach, es machte ihr Angst, ihm zuzuhören, Angst vor ihren eigenen Gedanken.
    »Bist du zu Hause, Theo? In Alby?«
    »J jaaa …«
    »Versuch, ein bisschen langsamer zu atmen, wenn du kannst.«
    »K krieg k keine Luft...«
    »Die Luft reicht, das verspreche ich dir. Atme mit mir. Ein... aus... ein... aus... ein... aus... so, ja. Mach weiter so, das ist gut. Ein... aus... ein... aus... Weiter so...«
    Bosse sah sie an und schüttelte den Kopf. Monika wand te sich ab.
    »So, Theo, das klingt schon besser. Kannst du jetzt erzäh len, was passiert ist?«
    »E er ist hier. D der, der in Addis w war. Im H haus.«
    »Wo bist du selbst?«
    »D draußen.«
    »Woher weißt du, dass er es ist?«
    »Der Ge geruch. Das ist ders selbe.«
    »Weiteratmen, Theo. Langsam. Ein … aus … ein … aus … So, ja.«
    »Er ist an mir v vorbei ins H haus gegangen, dann ist m mir plötzlich eingef fallen, dass es so ger rochen hat, als S salomon erschossen w worden ist. Ich hatte das verges sen, jetzt w weiß ich es wieder …«
    »Wann ist das passiert, Theo?«
    »E eben. Aber ich h hatte Probleme mit dem Tele fon …«
    »Theo, bleib genau da, wo du bist. Geh nirgendwo hin. Ich schicke ein paar Kollegen. Ich rufe dich wieder an.«
    Monika knallte den Hörer auf die Gabel. Ihr Herz häm merte. Sie wollte nicht an Theo denken, einsam und vol ler Panik vor einem Haus, in dem ein überaus gefährli cher Mann es möglicherweise auf seine Mutter abgesehen hatte.
    Ein Geruch hatte seine Erinnerung aktiviert. Ein Geruch hatte ihn in den schicksalhaften Augenblick im Hilton ver setzt, als jemand ganz in seiner Nähe abgedrückt und Salo mon erschossen hatte.
    Sollte sie glauben, dass es derselbe war? Es konnte ge nauso gut jemand mit dem gleichen Rasierwasser sein, dem gleichen Weichspülmittel, den gleichen Gewürzen im Es sen. Theo hatte nicht gesehen, wer im Hilton hinter ihm gestanden hatte, und jetzt war er erschöpft, verwirrt und si cher schreckhafter als sonst.
    Sie versuchte, die Perspektive zu wechseln.
    Die Firma in Alexandria verdiente sehr viel Geld. Das war nur möglich, solange diese Geschäfte geheim gehalten wurden, solange die Patienten nicht wussten, was aus ihren Röntgenbildern wurde. Das bedeutete, dass das Schweigen einen Preis hatte, einen hohen Preis. So weit befand Moni ka sich auf festem Boden.
    Das teuer erkaufte Schweigen hatte sich über alles ge senkt, als Salomon tot und Mariam verschwunden waren. Tigist und ihre Kollegen hatten nichts über Mariams Neben verdienste oder Salomons geplante Reportage gewusst.
    Jetzt war die Geschichte in Addis Abeba wieder aufge wühlt worden. Eine Messerstecherei vor einer Tagesstätte in Stockholm hatte eine Kette von Ereignissen ausgelöst, die das notwendige Schweigen gefährdete. Juris Tod hatte Ti gist zu Mariam und Theo geführt, und die Ermittlungen in Addis Abeba hatten ein neues Tempo gewonnen. Bestimmt würde die Reportage, die Salomon niemals hatte beenden können, jetzt von jemand anderem zu Ende gebracht wer den. Aber das setzte voraus, dass Mariam am
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