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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt
Autoren: Åsa Nilsonne
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wir eben!« Er schien nun endgültig die Kontrolle über seine Lautstärke verloren zu haben. Er griff zu seiner Jacke und lief zur Tür.
    Sie hatten schon ein Stück vom Flur hinter sich gebracht, als die Frau hinter ihnen herrief:
    »Ich werde den Kindern erzählen, dass du ein Menschen leben retten musst! Sie werden so stolz sein!«
    Monika gab sich alle Mühe, um Bosse nicht mit einem Blick zu bedenken, der zu viel sagte.
    Er war verheiratet oder verheiratet gewesen mit einer Frau, die bei einem Monika Pedersen Ähnlichkeitswettbe werb den ersten Preis hätte gewinnen können. Kein Wun der, dass ihm die Zusammenarbeit schwergefallen war. Aber ein erwachsener Mann muss doch zwischen Ehefrau und Arbeitskollegin unterscheiden können, egal, wie ähn lich sich beide sehen mögen.
    Sie brachte es nicht einmal über sich, sich darüber zu är gern, dass er die Wagenschlüssel an sich riss, als vermute er, sie wolle ihm dabei zuvorkommen.
    Er fuhr konzentriert, schnell, mit Blaulicht und Sirene, und sie sprachen beide kein einziges Wort. Er hatte sie immerhin ernst genommen, das war doch schon mal ein Grund zur Freude. Ein anderer Grund dafür war, dass sie beide ihre Dienstwaffen bei sich hatten. Monika hatte ihre an jedem einzelnen Tag in Addis Abeba vermisst.

Alby
    Der blauäugige Mörder öffnete die Tür und betrat vorsich tig die Diele. Aus einem Zimmer auf der rechten Seite war das Klappern einer Tastatur zu hören.
    Er ging langsam weiter, warf einen Blick in das Zimmer.
    »Bleib, wo du bist, die Arme ausgestreckt.« Die Stimme kam von hinten, das Zimmer vor ihm war leer, das Klap pern kam aus dem Lautsprecher des Computers. Er hat te sich in die Falle locken lassen, aber das war jetzt nicht wichtig. Wichtig war es, eine Lösung zu finden, die, die es in jedem Dilemma gab.
    Er stand stocksteif da, wagte nicht, sich umzusehen.
    »Umdrehen, langsam.«
    Er tat, wie ihm geheißen. Er wurde nie nervös, wenn er in eine Klemme geriet, er konzentrierte sich dann nur noch mehr. Ab und zu hatte er das Gefühl, dann besonders in tensiv zu leben.
    Und jetzt war es also wieder so weit.
    Ganz hinten in der Diele, mit dem Licht im Rücken, stand eine schmale Frau mit einer Waffe. Einer Taser, wie er bemerkte, was gut und schlecht zugleich war. Gut, weil die Waffe nicht tödlich war. Schlecht, weil sie ihre Wir kung tat, egal, wo sie traf. Kleine Widerhaken bohrten sich in Haut oder Kleidung, und ein starker elektrischer Strom schaltete die Muskeln aus. Er würde hilflos in Embryostel lung zu Boden gehen. »Es ist, wie einen Blitz in der Hand zu halten«, hatte in der Werbebroschüre gestanden.
    Sie stand ganz still da, die Waffe zitterte nicht. Das hier konnte kompliziert werden. Er überlegte, ob er sich mit ei nem Sprung aus der Wohnung retten könnte, aber die Tür hinter ihm war jetzt geschlossen. Er würde es nicht schaf fen, vorausgesetzt, dass sie sich traute, abzudrücken. Das war noch ein Problem bei der Taser, wer damit schoss, hat te weniger Hemmungen als bei einer richtigen Waffe. Die Frau sah außerdem seltsam gelassen aus.
    Dass sie gelassen war, war gut. In einer solchen Lage fürchtete er sich vor allem vor unbedachten, gefühlsgetrie benen Impulshandlungen, wie zum Beispiel, rasch abzu drücken, ohne sicher zu wissen, auf wen man schoss.
    Jetzt würde er auf Worte zurückgreifen. Worte, die befrei ten. Er fing an, seinen Rückzug zu planen.
    Er durfte es nicht zu eilig haben. Sie musste die Initiative ergreifen können. Sie musste sich für die Überlegene hal ten, sie durfte den Ton angeben. Er wartete ruhig und mit ausgestreckten Armen. Wartete darauf, dass sie anfing, mit ihm zu sprechen.
    Die Stimme, die er jetzt hörte, war eine herrische Stimme. Eine Stimme, die daran gewöhnt war, dass man ihr zuhörte. Sie sprach Englisch, auf Gedeih oder Verderb.
    »Jetzt will ich wissen, was hier vor sich geht. Wer sind Sie, und was wollen Sie hier?«
    »Es ist schwer zu sprechen, wenn eine Waffe auf einen gerichtet wird. Wenn Sie die sinken lassen, können wir re den. Sonst nicht.«
    Sie ließ die Waffe nicht sinken, sie maß ihn nur mit kal tem, abschätzigem Blick, und plötzlich verkrampfte sich al les in ihm. Plötzlich erkannte er die Gefahr, dass sein Atem und sein Herzschlag durcheinandergerieten, es wurde jetzt schwer, bewegungslos dazustehen.
    Plötzlich ging ihm auf, mit wem er hier redete.
    »Sie waren das«, brachte er heraus. »Sie haben diesen Journalisten in Addis erschossen.«
    Mariam sagte nichts,
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