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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt
Autoren: Åsa Nilsonne
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Leben war und ihre Aussage machen konnte. Und wenn das stimm te, bedeutete Mariam jetzt für die Firma eine ebenso große Bedrohung wie vor ihr Salomon.
    Das klang noch immer ziemlich dünn und spekulativ, aber ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass sie auf der richtigen Spur war.
    Dieses Gefühl konnte die Kollegen in der Einsatzzentra le jedoch nicht beeindrucken.
    »Hat irgendjemand gesagt, dass sie ihr etwas tun wol len?«, wurde gefragt.
    »Berufskiller machen das normalerweise nicht«, antwor tete sie und versuchte, ihre Unruhe zu erklären.
    Die Kollegen wollten wissen, ob sie eine Ahnung davon hätte, wie viele Anrufe bei ihnen eingingen und wie wenig Einsatzwagen sie hätten. Sie konnten aufgrund eines so va gen Verdachts niemanden nach Alby schicken. Und da es nicht so schrecklich akut zu sein schien, meinten sie, kön ne sie wohl selbst hinfahren.
    Monika versetzte einem unschuldigen Stuhlbein einen Tritt. Es ist die Hölle, zu wissen, dass man recht hat, wenn die anderen sich nicht davon überzeugen lassen.
    Sie wandte sich an Bosse, der ihrem vergeblichen Ver such, die Kollegen auf Trab zu bringen, mit gelangweilter Miene zugehört hatte. Er hatte die Augenbrauen gehoben, als sie auf das Stuhlbein losgegangen war.
    »Die wollen einfach keinen Wagen nach Alby schicken. Wir müssen selbst hinfahren, jetzt, sofort. Das war Theo, er ist außer sich vor Angst. Er glaubt, einen Mann erkannt zu haben, der in Äthiopien jemanden erschossen hat.«
    Bosse schüttelte den Kopf.
    »Das geht nicht. Ich will heute zwei Stunden Gleitzeit be anspruchen. Es ist zehn, ich gehe jetzt.«
    »Du willst gehen? Das kannst du nicht. Ich kann da doch nicht allein hinfahren.«
    »Ich werde zu Hause gebraucht.«
    »Hier wirst du mehr gebraucht. Das Heim muss ein paar Stunden warten können.«
    »Nein. Das Heim kann nicht warten. Das Zuhause hat schon viel zu oft warten müssen.«
    »Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein. Mariam schwebt vielleicht in Lebensgefahr.«
    »Heute ist es Mariam, morgen ist jemand anders eben so gefährdet. Ich habe meine Stunden hier hinter mir. Für den restlichen Tag habe ich andere Pläne. Du musst jemand anders mitnehmen. Wenn du niemanden findest, musst du eben versuchen, den Justizminister oder einen anderen Politiker tätig werden zu lassen, einen von denen, die die Art von Ambition hier in diesem Haus festgelegt haben. Ich gehe jetzt.«
    In diesem Moment wurde energisch an die Tür geklopft. Monika machte auf und stand sich selbst gegenüber. Fast.
    Die Frau, die sie verdutzt anstarrte, war so groß wie sie, hatte das gleiche, ein wenig platte Gesicht, die gleichen dünnen blonden Haare.
    Bosse rief:
    »Hallo! Ich komme schon, ich bin auf dem Sprung!«
    Die Ähnlichkeit mit Monika war rein äußerlich. Die Frau hatte eine hohe, mädchenhafte Stimme.
    »Bosse, was ist hier los? Das will ich jetzt wissen. Wa rum gibt es immer Ärger, wenn du nach Hause kommen sollst?«
    »Hier ist gar nichts los. Ich komme jetzt.«
    »Behaupte nicht, es sei nichts los. Begreifst du nicht, wie mühsam das ist?«
    Monika schaute in zwei Augen, die weder richtig grün noch richtig blau waren, genau wie ihre eigenen. Sie wuss te, dass es keinen Sinn hatte, sich in Familienstreitigkeiten einzumischen, das hier musste doch Bosses Frau oder Ex frau sein, aber sie sagte:
    »Ich kann das sagen. Möglicherweise ist in Alby ein Be rufskiller im Einsatz. Wir müssen hinfahren, aber Bosse möchte lieber nach Hause.«
    »Was soll das heißen, Bosse? Willst du einfach abhauen und deine arme Kollegin sich selbst überlassen?«
    Sie starrte Bosse vorwurfsvoll an, und der brüllte:
    »Aber Herrgott, Mensch, jetzt entscheide dich! Zuerst willst du dich scheiden lassen, weil ich zu viel arbeite. Du willst das alleinige Sorgerecht für die Kinder, weil ich nie zu Hause bin, wenn du glaubst, dass ich zu Hause sein sollte. Jetzt mache ich rechtzeitig Feierabend, aber das ist dir auch wieder nicht recht.«
    »Aber hier geht es doch um ein Menschenleben, Bosse!«
    »Und was glaubst du, worum es geht, wenn ich Überstun den mache? Poker spielen? Zeitung lesen?«
    Monika schaute fasziniert Bosses Augen an. Der Druck in seinem Kopf schien sich dermaßen gesteigert zu haben, dass seine Augäpfel herausgepresst wurden, als könne sein Kopf jeden Moment explodieren.
    Seine Frau, oder seine Exfrau, sagte verärgert:
    »Und reg dich doch nicht so auf. Dann kriegst du am Ende eine Gehirnblutung, und was hättest du davon?«
    »Ja, verdammt, dann fahren
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