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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt
Autoren: Åsa Nilsonne
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plötzlich an Mariams Besuch vom Vor abend. Er fragte besorgt:
    »O Scheiße, ist er da?«
    Theo schaute auf. Woher konnte Johnny das wissen?
    Er nickte stumm.
    Johnny packte seinen Arm und grinste.
    »Aber dann müssen wir doch zu ihr nach oben gehen. Sehen, wie das läuft. O Scheiße, der wird jetzt ganz schön Prügel beziehen!«
    Theo schaute in Johnnys Augen, deren Pupillen sich so geweitet hatten, dass die Augen fast schwarz aussahen. Johnny hatte recht. Sie mussten nach oben gehen, er muss te versuchen, Mariam zu helfen. Die Polizei war noch nicht gekommen, er hatte nach ihnen Ausschau gehalten, seit er sein Telefon ausgeschaltet hatte, und seitdem wartete er schon eine schmerzhafte Unendlichkeit. Sie kamen nicht. Sie würden niemals kommen.
    Johnny dagegen war da.
    Sie gingen zurück zum Haus. Die Hunde leisteten pas siven Widerstand, und Johnny musste sie fast in den Ein gang, in den Fahrstuhl schleppen.
    Theo zögerte, er wollte nicht mit den krokodilähnlichen Hunden im Fahrstuhl eingesperrt sein, aber er wusste, dass er es nicht schaffen würde, die Treppen hochzugehen.
    Er musste sich damit begnügen, die Wand anzustarren und so zu tun, als höre er ihren Atem nicht, als nehme er ihren warmen Geruch nicht wahr. Er musste so tun, als wis se er nicht, dass die Hunde ihn in der engen Kabine in Fet zen reißen könnten. Er musste sich auf Johnny verlassen, der überhaupt nicht zuverlässig war.
    Johnny summte jetzt tonlos ein Lied vor sich hin, er schien den Fahrstuhl zu langsam zu finden. Da war Theo ganz seiner Meinung.
    Im vierten Stock stiegen sie aus.
    Es war nichts zu hören, nicht das geringste Geräusch. Theo fragt sich schon, ob er sich geirrt haben könnte, ob einfach sein Gehirn ausgesetzt habe. Ob der Mann im Ein gang einfach ein Nachbar gewesen sein könnte, ein Gast, irgendwer.
    Dann sah er, dass die Hunde erstarrten. Der Rüde be schnupperte den Türspalt, die kurzen Haare in seinem Rü cken sträubten sich langsam, bis sie fast senkrecht standen. Theo wusste nicht, was das bedeutete, ging aber davon aus, dass es nichts Angenehmes war.
    Johnny nickte, seine starren langen Haare fielen ihm vors Gesicht.
    »Ja, da drinnen läuft irgendwas. Hast du den Schlüssel?«
    Theo reichte ihm den Schlüssel, Johnny versuchte, auf zuschließen, stellte fest, dass die Tür nicht abgeschlossen war, und riss sie sperrangelweit auf.
    Theo sah einen großen Mann, der in der Tür zu Mariams Schlafzimmer lehnte. Er sah hinten in der Diele Mariams Umrisse - er sah, dass sie etwas in der Hand hielt, das wie eine Pistole aussah. Nicht noch einmal! Die Beine gaben unter ihm nach, und er ging zu Boden.
    Johnny ließ die Hunde los, und die jagten mit aufgereg tem Gebell in die Diele.
    Die helle Hündin peilte Mariam an, wurde immer schnel ler und warf ihren muskulösen Körper gegen Mariams Ge sicht.
    Inzwischen hatte der Rüde seine Zähne in die Wade des fremden Mannes geschlagen.
    Mariam stürzte unter dem Gewicht der Hündin, ihr Griff um die Taser wurde fester, die mit Widerhaken versehenen Metallteilchen schossen los. Das eine grub sich in den kom pakten, blanken Hodensack des Rüden, der andere in sei nen fleischigen Oberschenkel, und der Hund zuckte laut los zusammen. Die Muskelzuckungen sorgten zuerst dafür, dass seine Kiefer sich noch fester um ihre Beute schlossen, dann ließen sie los. Das war der Moment, auf den der blau äugige Mörder gewartet hatte. Er hinkte auf die Tür zu - der Schmerz machte ihm nicht sonderlich viel aus. Zum Glück hatte der Hund seine Hose nicht weiter zerfetzt, es gab nur ein Loch an der Stelle, wo die Zähne sich durch den Stoff gebohrt hatten. Dahinter schien ein Teil der Wadenmus keln lose zu hängen.
    Er hinkte vorbei an dem Hundebesitzer mit den erwei terten Pupillen, der fasziniert die Verwüstung anstarrte und immer wieder »saugeil« sagte. Er verzichtete darauf, den Mann niederzuschlagen, um keine Zeit zu verlieren. Er lief vorbei an dem jungen Äthiopier, der noch immer auf dem Dielenboden saß. Er warf einen Blick zurück in die Woh nung. Dort schien der Hund, der eben sein Bein losgelassen hatte, wieder zum Leben zu erwachen, er schaute sich ver wirrt um und würde bald für die nächste Runde bereit sein. Und dort lag Mariam unter dem größeren Hund.
    Ihm blieb jetzt nur die Flucht.
    Er lief die Treppen hinunter. Sein Bein blutete, aber da rum würde er sich später kümmern.
    Als er zwei Treppen hinter sich gebracht hatte, hörte er, wie jemand oder mehrere nach
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